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Virusgrippe |Universalimpfstoff

ANTIKÖRPER BLOCKIEREN EINTRITT

Es gibt wenige derart kontrovers diskutierte Impfungen wie die „Grippe-Impfung“. Die Bagatellisierung der Erkrankung, die Angst vor möglichen Nebenwirkungen und die häufigen Meldungen über unpassende Vakzine führen in Deutschland zu einer geringen Impfquote. Dazu kommt noch die jährlich notwendige Auffrischung. Ein Impfstoff, der nach einmaliger Anwendung gegen eine Vielzahl von Influenza-Viren immunisieren könnte, steht bei einer Gruppe US-amerikanischer Forscher zurzeit im Fokus.

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Laut der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie lassen sich lediglich 50 bis 60 Prozent der über 65-Jährigen und nur 40 bis 60 Prozent der chronisch kranken Menschen impfen. Dabei zählen diese Menschen aufgrund ihrer mangelnden Immunkompetenz zu den Risikogruppen. Auf der anderen Seite steht folgende große Zahl: Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts verstarben im Jahr 2014/15 circa 21 300 Menschen an den Folgen einer Influenza. Eigentlich ein Totschlagargument für die Immunisierung. Jedoch sind die Viren, vor allem die Influenza-A-Viren, wahre Wandlungsmeister, daher muss die Zusammensetzung jedes Jahr auf die für die nächste Saison erwarteten Varianten angepasst werden und die Impfung dementsprechend jährlich aufgefrischt werden. Man spricht also von einem saisonalen Impfstoff.

Vor fünf beziehungsweise sechs Jahren entdeckten US-amerikanische Forscher zwei körpereigene Antikörper, die gegen alle Virus-Varianten wirksam sind. Leider werden nur in geringem Maß nach Virus- oder Vakzin-Kontakt gebildet. Allerdings konnte somit eine gemeinsame Zielstruktur isoliert werden, gegen die sich ein möglicher Impfstoff richten könnte. Es handelt sich um die bei allen Varianten gleich aufgebaute Stammregion eines bestimmten Proteins, das sich auf allen Virusoberflächen befindet und an der Fusion des Virus mit der Wirtszelle beteiligt ist.

Die Forscher um Dr. Rameshwar U. Kadam vom The Scripps Research Institute in La Jolla (Kalifornien) wollen auf die Synthese von Antikörpern zur Injektion verzichten. Zum einen sind synthetische Peptide einfacher und preiswerter zu synthetisieren und zum anderen auch kleiner, sodass eine orale Anwendung möglich sein könnte. Bislang konnten die US-Amerikaner im Zellversuch die hohe Bindungsaffinität von vier zyklischen Peptiden an die Stammregion zeigen. Die synthetischen Proteine würden aufgrund der Aminosäure-Auswahl nicht enzymatisch vom Körper angegriffen und wiesen eine arzneistoffähnliche Stabilität auf, sodass bald mit Tierversuchen begonnen werden könne.

Farina Haase, Volontärin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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