Hand hält Bakterien fern© peterschreiber.media / iStock / Getty Images Plus
Unser Immunsystem hat viel zu tun. Ständig muss es Bakterien in Schach halten, die darauf aus sind, sich zu vermehren.

Antibiotikum

KÖRPEREIGENES WASCHMITTEL SCHRUBBT BAKTERIEN WEG

Ständig muss es Eindringlinge in Schach halten: Unser körpereigenes Immunsystem hat so seine Mittel, um einen erfolgreichen Vernichtungskrieg gegen Bakterien zu führen. Jetzt hat man eine spezielle Waffe entdeckt: ein waschmittelähnliches Detergens, das die Zellhüllen der Feinde einfach auflöst.

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Ohne Immunsystem wäre in unseren Körpern die Hölle los. Denn ständig dringen Bakterien ein, die auf Vermehrung aus sind. Würden sie gewinnen, würden sie unsere Gewebe zerstören. Aus diesem Grund wird eine Art Körperpolizei losgeschickt - bestimmte Immunzellen, die Bösewichte ausfindig machen und beseitigen.

Doch auch unsere Körperzellen selbst sehen dem feindlichen Treiben nicht tatenlos zu. Mit ihrer so genannten zellautonomen Immunität haben sie Mechanismen in petto, die ihre Feinde angreifen und zerstören. Zum Beispiel den Alarmstoff Interferon Gamma, der die zellulären Verteidigungssysteme in Gang setzt. Doch wie macht er das konkret?

Dieser Frage sind Wissenschaftler um John MacMicking von der Yale University in New Haven nachgegangen. Sie untersuchten Gene, die durch das Interferon aktiviert wurden und entdeckten dabei das Protein APOL3. Das elektrisierte die Forscher: Denn diese Proteine sind normalerweise dafür bekannt, Lipide für den extrazellulären Transport in Lösung zu bringen – ähnlich wie ein Waschmittel die Fettflecken aus unserer Wäsche löst.
 

Forschungsergebnisse

Salmonellen-Bakterien mussten dafür herhalten. Zunächst ermöglichten andere Moleküle APOL3, die äußere Membran der doppelten Hülle der Salmonellen zu überwinden. Anschließend konnte es sich dann an der inneren Membran zu schaffen machen: Das Protein löste sie auf und tötete die nun hüllenlosen Bakterien dadurch ab. Ähnlich wie ein Waschmittel riss das Protein dazu die bakterielle Membran in Stücke, da sie ja selbst aus fettigen Molekülen besteht,  aus Lipiden nämlich.
 

Körperzellen werden nicht gewaschen

Die Lipide der Zelle selbst griff APOL3 jedoch nicht an. Das Team fand heraus, dass das Bio-Detergens Cholesterine meidet, die einen Hauptbestandteil der menschlichen Zellmembran bilden. Stattdessen bindet es an die charakteristischen  Lipide, die in den Hüllen der Bakterien vorkommen: „Wir haben damit einen Fall dokumentiert, in dem der Mensch sein eigenes Antibiotikum in Form eines Proteins herstellt, das wie eine Reinigungsmittel wirkt“, resümierte MacMicking. Vermutlich stellt APOL3 sogar eine Standardwaffe im Arsenal vieler Zellen des Körpers dar; auch in den Blutgefäßen und im Darm wurde es schon gefunden.
 

Lichtblick gegen Resistenzen

Carl Nathan vom Weill Cornell Medical College in New York ist begeistert von den Forschungsergebnissen seiner Kollegen: „Die Entdeckung dieses Detergens-ähnlichen Moleküls untermauert die Ansicht, dass jede Zelle im Körper Teil des Abwehrsystems sein kann“, kommentierte der Immunologe. „Die Entschlüsselung der körpereigenen Abwehr könnte der Menschheit eines Tages neue Werkzeuge gegen Mikroben liefern, die zunehmend Wege entwickeln, um herkömmliche Antibiotika zu umgehen.“

Quelle: www.wissenschaft.de
 

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