Segelboot ©  Jan Schuler / stock.adobe.com
Betroffene der Reisekrankheit leiden im Auto, im Flugzeug, in der Raumfahrt, auf dem Schiff oder sogar im Fahrstuhl unter Schwindel, Übelkeit und/oder Erbrechen. © Jan Schuler / stock.adobe.com

Übelkeit und Erbrechen

ALLES GEGEN DEN BRECHREIZ

Übelkeit und Erbrechen sind unspezifische Symptome, die auf den verschiedensten Ursachen beruhen. Hierzu gehören Lebensmittelvergiftungen, Infektionen mit Keimen, Ekelgefühle oder Fehlinformationen der Sinnesorgane.

Seite 1/1 11 Minuten

Seite 1/1 11 Minuten

Der Magen kann von verschiedenen Erkrankungen unterschiedlicher Schweregrade betroffen sein, die mit typischen Beschwerden wie Übelkeit (Nausea) und/oder Erbrechen (Emesis) einhergehen können. Die Symptome haben ihren Ursprung im Brechzentrum des Gehirns. Dieses setzt sich aus Teilen der Formatio reticularis, der Area postrema sowie dem Nucleus tractus solitarii zusammen. Die Botenstoffe Serotonin, Dopamin und Histamin sind in diesem Zusammenhang von Bedeutung.

Elastischer Muskelsack Der Magen (Ventriculus, Gaster, Stomachus) ist ein muskuläres Hohlorgan, welches sich im linken bis mittleren Oberbauch befindet. Der Begriff Magen stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie „Beutel“. Das Organ ist in verschiedene Abschnitte unterteilt: Die Nahrung gelangt über die Speiseröhre durch den sogenannten Magenmund (Kardia) in den Magen. An den Magenmund schließt sich eine Erweiterung, der Magengrund (Fundus), an, darauf folgt der Magenkörper.

Der Übergang zum Dünndarm beginnt mit einem weiten Vorraum, welcher in den Pförtnerkanal übergeht. An dieser Engstelle ist die Muskulatur der Magenwand stark verdickt und sehr kräftig, hier ist der Übergang zum Zwölffingerdarm (Duodenum) lokalisiert. Die nach außen gewölbte Seite bezeichnet man als große Magenkrümmung oder Kurvatur, die nach innen gewölbte, gegenüberliegende Krümmung nennt man kleine Kurvatur. Der Magen ist an der Verwertung der aufgenommenen Nahrung beteiligt, speichert diese vorübergehend und leitet sie dann zur weiteren Verdauung an den Darm weiter.

Wellenartige Muskelkontraktionen, die sogenannte Peristaltik, sorgen dafür, dass die Speisen in Richtung des Pförtners wandern. Leicht Verdauliches wie Gemüse verbleibt für etwa ein bis zwei Stunden im Magen, schwer verdauliche Speisen verweilen hingegen zwischen fünf bis acht Stunden dort. Der Magen ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die zahlreiche Drüsen enthält. Sein Fassungsvermögen beträgt ungefähr 1,5 Liter, kann allerdings individuell variieren. Form und Größe des Magens hängen von der Körperlage, dem Füllungszustand sowie vom Lebensalter ab.

Widersprüchliche Sinnesreize Die Reisekrankheit kann jeden treffen und Urlaubern die Ferien ganz schön vermiesen. Sie tritt vor allem dann auf, wenn der Mensch beschleunigt wird, ohne sich selbst zu bewegen. Betroffene leiden im Auto, im Flugzeug, in der Raumfahrt, auf dem Schiff oder sogar im Fahrstuhl unter Schwindel, Übelkeit und/oder Erbrechen. Eigentlich handelt es sich um eine natürliche Reaktion des Körpers auf die Störung des Vestibularorgans im Innenohr.

Die Augen, die Muskulatur und das Gleichgewichtsorgan nehmen widersprüchliche Informationen auf, sodass im Brechzentrum vermehrt Transmitter ausgeschüttet werden. Die Erkrankung beginnt mit einem flauen Gefühl im Magen und setzt sich oft mit Übelkeit und Erbrechen fort. Gegen die Kinetose kommen Wirkstoffe aus der Gruppe der Antiemetika/Antivertiginosa zur Anwendung, welche Übelkeit und Schwindel lindern. Einige Substanzen werden prophylaktisch eingesetzt und am Abend vor der Reise oder unmittelbar vor Beginn als Sirup, Kaugummi oder Dragée eingenommen.

Eine natürliche Alternative sind Präparate mit Ingwerwurzel, die Unwohlsein und Brechreiz unterdrücken sollen. Empfehlen Sie Betroffenen, vor der Reise auf fettreiche Speisen, Alkohol und Zigaretten zu verzichten. Regelmäßige Pausen, in denen bei einem Spaziergang frische Luft geschnappt wird, sind hilfreich. Personen mit Reisekrankheit steuern das Auto am besten selbst, bei einer Bahnfahrt sollten sie nicht mit dem Rücken in Fahrtrichtung sitzen und möglichst nach vorne aus dem Fenster schauen. Zudem ist es ratsam, nicht zu lesen, fernzusehen oder auf das Smartphone zu gucken. Für alle Fälle sind Spucktüten und Feuchttücher mitzuführen.

Emesis gravidarum Auch werdende Mütter sind häufig von Übelkeit betroffen, sodass insbesondere die ersten Schwangerschaftsmonate zur Qual werden können. Die Auslöser des Schwangerschaftserbrechens sind noch nicht komplett identifiziert, vermutlich sind die Beschwerden auf die hormonellen Veränderungen zurückzuführen: Es werden so lange schwangerschaftserhaltende Hormone ins Blut abgegeben, bis das Plazentagewebe voll ausgereift ist und diese selbst herstellen kann. Die Übelkeit beginnt daher oft kurz nach der Befruchtung und hält etwa bis zur 20. Woche an, später sind nur noch sehr wenige Frauen von derartigen Beschwerden betroffen.

Schwere Form Typisch für die Emesis gravidarum ist wie erwähnt phasenweise auftretende Übelkeit mit Erbrechen. Seltener ist die Hyperemesis gravidarum, eine besonders heftige Ausprägung, bei der Betroffene Tag und Nacht unter heftigen Brechattacken leiden. Die Symptomatik kann mit großen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten einhergehen und zu einer Gefährdung von Mutter und Kind führen. Schwangere leiden dann meist unter Blutdruckstörungen oder Kreislaufschwäche, die Behandlung durch den Gynäkologen ist unbedingt notwendig.

Bei leichten Formen der Schwangerschaftsübelkeit kommen Betroffene oft ohne Medikamente zurecht. Heilverfahren wie Akupunktur und Akupressur sowie der Einsatz von pflanzlichen Wirkstoffen wie Ingwer verbessern die Beschwerden. Die Hyperemesis gravidarum erfordert in jedem Fall eine Elektrolytversorgung (meist intravenös), sodass werdende Mütter häufig im Krankenhaus behandelt werden.

Der Wirkstoff Dimenhydrinat reduziert die Aktivität des Brechzentrums und darf auch bei Schwangeren eingesetzt werden, da bislang keine Hinweise auf einen fruchtschädigenden Effekt vorliegen. Dennoch sollte die Medikation stets mit dem behandelnden Gynäkologen abgestimmt werden, um eine gezielte Nutzen-Risikobewertung zu gewährleisten.

Kurz und heftig Fast jeder Mensch hat schon einmal einen Magen-Darm-Infekt erlebt, weltweit zählt die Gastroenteritis zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Es handelt sich um eine entzündliche Erkrankung des Magen-Darm-Traktes, bei der Infizierte schlagartig und ohne Vorwarnung unter Brechdurchfall leiden. Eine infektiöse Magen-Darm-Grippe beginnt meist mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, nach einigen Stunden setzt häufig Diarrhö ein, während die Magensymptome dann bereits wieder verschwinden.

In vielen Fällen haben Betroffene Fieber, fühlen sich erschöpft und leiden unter Schwindel. Für Kinder, alte Menschen oder Personen mit einem schwachen Immunsystem kann die Infektion gefährlich werden, vor allem, wenn die Patienten zu wenig trinken, sodass durch die Flüssigkeitsverluste eine Exsikkose droht. Unbehandelt können Kreislaufprobleme, Krampfanfälle bis hin zum Nierenversagen auftreten. In der Regel wird die Gastroenteritis durch Viren (zum Beispiel durch humane Noro-Viren oder Rotaviren), seltener durch Bakterien wie Salmonellen oder Escherichia coli hervorgerufen.

Sie schädigen die Schleimhäute des Verdauungstraktes direkt oder indirekt durch ihre Toxine, sodass Magen und Darm die aufgenommene Nahrung nicht mehr verdauen können. Die Übertragung erfolgt etwa durch fäkal-orale Schmierinfektion, die Erreger gelangen dann beispielsweise über Türgriffe an die Hände gesunder Menschen. Bei einigen Keimen wie dem Noro-Virus ist auch eine Tröpfcheninfektion möglich.

Wer sich schützen möchte, wäscht sich am besten regelmäßig die Hände, insbesondere nach dem Toilettengang und vor der Zubereitung von Mahlzeiten. Ist ein Familienmitglied von einer Magen-Darm-Grippe betroffen, ist es ratsam, vor jedem Toilettengang das WC zu desinfizieren, denn die Erreger gelten als umweltstabil und verfügen sogar noch nach einigen Tagen trotz Temperaturschwankungen über ein gewisses Ansteckungspotenzial.

Noro-Viren sind hochansteckend und werden von Infizierten über Erbrochenes sowie über den Stuhl ausgeschieden. Es handelt sich um unbehüllte, einzelsträngige RNA-Viren aus der Familie der Caliciviridae und der Gattung Norovirus. Innerhalb der Gattung der humanpathogenen Noro-Viren werden die Spezies Norwalk-Virus, Humanes Norovirus Alphatron und Humanes Norovirus Saitama unterschieden.

Sie sind weltweit verbreitet und weisen Resistenzen gegenüber verschiedenen Umwelteinflüssen auf – unter anderem überstehen sie Temperaturbereiche zwischen –20 bis 60 Grad Celsius. Die Inkubationszeit der durch die Viren hervorgerufene Gastroenteritis beträgt etwa 10 bis 50 Stunden. Neben Durchfall und Erbrechen leiden Betroffene meist unter Übel- a a keit, Bauch-, Muskel- und Kopfschmerzen. Die Erkrankung verläuft in der Regel kurz und heftig, sie klingt im Normalfall nach etwa drei Tagen wieder ab. Die rein symptomatische Therapie besteht aus dem Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes sowie dem Einsatz von Antiemetika.

Humane Rotaviren sind RNA-Viren mit einem doppelschaligen ikosaedrischen Kapsid ohne Virushülle. Sie gehören zur Familie der Reoviridae, daraus sind sieben humanpathogene Spezies bekannt. Die Übertragung findet meist fäkal-oral statt, kontaminierte Lebensmittel und Trinkwasser können ebenfalls eine Rolle spielen. Nach einer Inkubationszeit von ungefähr ein bis drei Tagen kommt es zu Symptomen wie Erbrechen, Diarrhö und Fieber. Auch bei dieser Infektion existiert keine kausale Therapie, wichtig ist vor allem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Gefahr auf dem Teller Eine Lebensmittelvergiftung entsteht durch die orale Aufnahme von Toxinen aus der Nahrung. Die häufigste Ursache stellen bakterielle Enterotoxine in verunreinigten Lebensmitteln dar. Beispielhaft sind hier Salmonellen, Staphylococcus aureus, Clostridien oder Bacillus cereus als Toxinproduzenten zu nennen. Besonders gefährdete Speisen sind Geflügel, Fisch, Fleisch oder Eier. Bereits wenige Stunden nach der Nahrungsaufnahme machen sich die Symptome in Form von Übelkeit, Bauchkrämpfen, Erbrechen und Durchfall bemerkbar.

Die gute Nachricht: So schnell wie die Beschwerden kommen, sind sie in der Regel auch wieder verschwunden. Im Anschluss sollten Betroffene zunächst mit der Aufnahme von Schonkost beginnen (Banane, Zwieback, geriebener Apfel, Weißbrot), um den Magen anfangs nicht zu stark zu belasten. Um einer Erkrankung vorzubeugen ist es ratsam, leicht verderbliche Speisen kühl zu lagern und rasch zu verbrauchen, sich vor der Zubereitung des Essens stets die Hände zu waschen und insbesondere im Sommer in Restaurants besser auf anfällige Lebensmittel zu verzichten.

Schädliche Keime Bei Salmonellen handelt es sich um eine Infektion mit stäbchenförmigen Bakterien. Es gibt etwa 2400 bekannte Arten der Gattung Salmonella, etwa 120 davon sind für den Menschen pathogen. Hierzulande ist die Salmonellen-Enteritis oder Salmonellose von Bedeutung und wird durch Salmonella enteritidis verursacht. Meist gelangen die Keime über den Verzehr kontaminierter Nahrungsmittel in den Verdauungstrakt des Menschen.

Vor allem Eier, rohe Milch oder verschiedene Fleisch- und Geflügelsorten bieten den Bakterien einen idealen Nährboden. Die Inkubationszeit liegt zwischen 5 und 72 Stunden, selten beträgt sie sieben Tage. Die Symptome setzen sehr plötzlich ein und äußern sich durch Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhö, manchmal begleitet von Fieber. Je nach Schwere der Erkrankung verschwinden die Beschwerden nach einigen Stunden bis Tagen von selbst.

Nicht (mehr) übel Quälen sich Betroffene mit Erbrechen, ist eine Behandlung mit Antiemetika in Erwägung zu ziehen. Einige Wirkstoffe sind ohne Rezept erhältlich und eignen sich für die Selbstmedikation. Bestehen die Beschwerden allerdings länger als drei Tage und werden von Krämpfen und/oder Fieber begleitet, ist ein Arztbesuch angezeigt. Das Antiemetikum Dimenhydrinat spielt in der Selbstmedikation eine große Rolle.

Der Wirkstoff besteht aus den Substanzen Diphenhydramin und 8-Chlortheophyllin. Diphenhydramin wirkt antiemetisch sowie sedativ und zählt zu den Antihistaminika der ersten Generation, während Chlortheophyllin ein Stimulans ist und die eintretende Müdigkeit verhindern soll. Zur Prophylaxe von Kinetosen nimmt man das Medikament etwa eine halbe bis eine Stunde vor Reisebeginn erstmalig ein. Scopolamin ist eine Substanz aus der Gruppe der Parasympatholytika und wird bei Reiseübelkeit eingesetzt.

Der Wirkmechanismus beruht auf dem Antagonismus an muskarinischen Acetylcholin-Rezeptoren. Der Wirkstoff gelangt über ein Pflaster, das vier Stunden oder am Abend vor der Reise hinter das Ohr geklebt wird, in den Körper. Die Wirkung hält drei Tage an, allerdings werden die Nebenwirkungen (starke Müdigkeit und Mundtrockenheit) als sehr unangenehm empfunden. Das Pflaster ist verschreibungspflichtig.

Natürliche Hilfe Ingwerwurzelstock wird bereits seit vielen Jahren gegen Magen-Darm-Beschwerden eingenommen. Der Wirkmechanismus basiert wahrscheinlich auf der antagonistischen Wirkung verschiedener Inhaltsstoffe an den 5-HT-Rezeptoren. Ingwer fördert die Peristaltik des Darms und die Sekretion von Speichel und Magensaft. Eine weitere phytotherapeutische Alternative ist die Anwendung einer Kombination aus bitterer Schleifenblume, Süßholz- und Angelikawurzel, Kümmel- und Mariendistelfrüchten, Kamillenblüten, Schöllkraut, Melissen- und Pfefferminzblättern in Form von Tropfen zum Einnehmen.

Die Pflanzenextrakte reduzieren verschiedene Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, darunter auch Übelkeit und Erbrechen. Wünschen Kunden eine homöopathische Therapie, eignen sich die Mittel Arsenicum album D 12, Ipecacuanha D6, Pulsatilla D6, Nux vomica D6 oder Veratrum album D6. Ein Besuch bei einem Homöopathen ist stets sinnvoll, weil eine genaue Charakterisierung der Beschwerden für eine passende Empfehlung erforderlich ist. Bei akuten Beschwerden erhalten Erwachsene und Schulkinder in der Regel alle 30 bis 60 Minuten fünf Globuli, fünf Tropfen oder eine Tablette, Kleinkinder nehmen drei Globuli und Säuglinge nur ein bis zwei Streukügelchen ein.

Orale Rehydrierung Eine gewisse Zeit kann der Körper bei Erbrechen die Flüssigkeit und Elektrolyte, die er verliert, wieder ausgleichen, indem er dem Zellinneren Wasser entzieht, um das Blutvolumen aufrechtzuerhalten. Zur Vorbeugung einer Exsikkose ist es langfristig jedoch wichtig, verloren gegangene Flüssigkeit und Elektrolyte zu ersetzen. Orale, standardisierte Elektrolytlösungen mit Natrium, Kalium, Glucose und Citrat bringen den Organismus nach starken Verlusten wieder ins Gleichgewicht. Für eine bessere Compliance gibt es die Pulver zur Herstellung einer Lösung in verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Die Präparate zur Rehydratation eignen sich bereits für Säuglinge und Kleinkinder. Damit das Kind die Lösung nicht sofort wieder erbricht, bieten Eltern diese am besten in kleinen Schlucken auf einem Teelöffel an (alle zwei Minuten einen Schluck). Hat sich der Zustand verbessert, können größere Mengen verabreicht werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt als kostengünstige Alternative beziehungsweise für Länder, in denen kein Fertigprodukt zur Verfügung steht, die eigene Herstellung einer Elektrolytlösung. In einem Liter Wasser sollen 13,5 Gramm Glucose, 2,9 Gramm Natriumcitrat, 2,6 Gramm Natriumchlorid und 1,5 Gramm Kaliumchlorid aufgelöst werden.

Prokinetikum mit Nebenwirkungen Metoclopramid (MCP) ist ein Dopaminantagonist, der die Motilität des oberen Magen-Darm-Traktes aktiviert und auf diese Weise Übelkeit und Erbrechen bekämpft, da er die Magenentleerung beschleunigt. Gleichzeitig hemmt MCP die Chemorezeptoren-Triggerzone im Gehirn, den Entstehungsort der Übelkeit. Die extrapyramidalen Nebenwirkungen von MCP sind seit langem bekannt. 2014 hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) den MCP-Tropfen in hohen Dosierungen die Zulassung entzogen.

Seit dem 9. April ist MCP in Deutschland in flüssiger Form mit einer Konzentration von mehr als 1 Milligramm pro Milliliter, zur parenteralen Anwendung mit einer Konzentration von mehr als 5 Milligramm pro Milliliter und bei rektaler Anwendung von mehr als 20 Milligramm nicht mehr verkehrsfähig. Das BfArM folgte damit einem Beschluss der Europäischen Kommission aus dem Dezember 2013: Bei hoher Dosierung und langer Behandlung mit MCP-Tropfen bestünden mehr Risiken als Nutzen – selten ruft der Wirkstoff unter anderem Bewegungsstörungen hervor.

Die Behandlungsdauer darf nun nur noch fünf Tage betragen, bei Säuglingen ist der Wirkstoff kontraindiziert. Der Wirkstoff Domperidon dient der symptomatischen Behandlung von Übelkeit und Erbrechen. Auch hier handelt es sich um ein prokinetisches Antiemetikum aus der Gruppe der Dopamin-Antagonisten. Im Gegensatz zu MCP kann die Substanz die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, nimmt somit kaum einen Einfluss auf das ZNS und die extrapyramidalen Nebenwirkungen bleiben aus. Die Einnahme kann jedoch mit Menstruationsstörungen, nachlassender Libido oder Impotenz einhergehen. Auch kardiale Nebenwirkungen sind bereits beobachtet worden.

Chemotherapie-induzierte Nausea und Emesis (CINV) Übelkeit und Erbrechen gehören mit zu den gefürchtetsten Nebenwirkungen einer Therapie mit Zytostatika, denn sie können die Lebensqualität der Patienten enorm beeinträchtigen und eine hohe physische und psychische Belastung darstellen. Zu den Folgen gehören zum einen medizinische Komplikationen wie eine Dehydratation, zum anderen antizipatorisches Erbrechen bis hin zu einer Verweigerung der Therapie.

Alizaprid wird zur Behandlung und Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen im Rahmen einer Chemotherapie verabreicht. Die Wirkung ist prokinetisch und antiemetisch und beruht auf einem Antagonismus an den Dopamin-Rezeptoren im Brechzentrum. Tropisetron ist ein antiemetischer Wirkstoffe aus der Gruppe der Serotonin-Antagonisten und kommt bei einer Chemotherapie oder nach Operationen zum Einsatz. Die Wirkung ist auf den kompetetiven Antagonismus an den 5-HT3-Rezeptoren zurückzuführen.

Unerwünschte Begleiterscheinungen sind Schwindel, Müdigkeit, Verstopfung, Durchfall, Bauch- und Kopfschmerzen. Als antiemetische Begleitmedikation bei einer Chemotherapie dient auch der Wirkstoff Ondansetron. Das Antiemetikum stammt aus der Gruppe der Setrone und hemmt kompetetiv und selektiv die 5-HT3 (Serotonin3)-Rezeptoren. Aprepitant ist ein Arzneimittel zur Vorbeugung der akuten und verzögerten Nausea und Emesis bei der Behandlung mit emetogenen Zytostatika. Der Wirkstoff hemmt selektiv den humanen Substanz-P-Neurokinin-1(NK1)-Rezeptor. Die Substanz P wird unter anderem mit Emesis assoziiert.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/18 ab Seite 14.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin

×