ein Haufen Kristallzucker
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Wundheilungsverfahren | Innovation

ALLES AUF ZUCKER

Chronische Wunden sind stets Sorgenkinder der Ärzte. Doch es gibt Neues: Zuckermoleküle sind der aktuelle Hoffnungsträger, was die Heilungschancen betrifft. In ein Hydrogel gebettet, sollen sich die Wunden schneller wieder schließen.

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Ältere Generationen von PTA und Krankenschwestern werden sich erinnern: Kristallzucker war in Zeiten, als man nicht viel anderes hatte, ein durchaus probates Mittel, um suppende Wunden (beispielsweise durch Dekubitus) zu kurieren: Er saugte die Feuchtigkeit auf und wirkte keimtötend. Heute ist das verboten, da Zucker ein Lebensmittel darstellt und nicht steril ist.

Vielleicht haben sich die Wissenschaftler der Universität Leipzig und der Technischen Universität Dresden daran erinnert: In einem Teilprojekt haben sie gemeinsam Hydrogel-Wundauflagen entwickelt und getestet, die Glykosaminoglykane, eine Klasse natürlich vorkommender Zuckermoleküle beziehungsweise Kohlenhydraten, enthalten. Die Hydrogele ermöglichen eine Abschwächung der entzündlichen Prozesse in der Wunde. Das berichtet der Informationsdienst Wissenschaft (idw) auf seiner Internetseite.

„Chronische Wunden können nicht abheilen, da kontinuierlich Immunzellen aus dem Blut in die Wunde gelangen“, erklärt es Dr. Sandra Franz, Arbeitsgruppenleiterin auf Leipziger Seite. Dabei werden die Glykosaminoglykane im Hydrogel auf die Wunde aufgetragen. Sie binden Chemokine an sich – Botenstoffe, die durch die Immunzellen immer wieder ins Gewebe gelockt werden. Wenn die Chemokine allerdings von den Zuckermolekülen gebunden werden, wirken sie nicht mehr. Dadurch wird die kontinuierliche Einwanderung von Immunzellen verhindert und die Wunde kann sich schließen.

Diese Forschungsergebnisse wurden bereits im renommierten Journal Science Translational Medicine veröffentlicht. Im Tiermodell hat bereits alles funktioniert; jetzt verspricht man sich viel von den weiterführenden Tests in der Humanmedizin. Der idw bilanziert sogar: „Darüber hinaus wird erwartet, dass das zugrundeliegende Konzept auch für die Behandlung anderer entzündlicher Erkrankungen geeignet sein könnte.“

Alexandra Regner, PTA und Redaktion

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