81 Prozent der Probandengruppe erkannte auf den vorgelegten Bildern, wer krank ist und wer nicht. ©Sergey Peterman / 123rf.com

Studie | Krankheiten erkennen

DEIN FOTO SAGT MIR, WIE KRANK DU BIST

Der eine lacht auf dem Foto, andere wiederum schauen grimmig oder verziehen keine Miene. Was aber wäre, wenn man bereits auf einem Foto erkennen könnte, ob derjenige krank ist? Neue Forschungsergebnisse haben ergeben, dass das durchaus möglich ist.

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Neurowissenschaftler und Schlafforscher John Axelsson und sein Forschungsteam haben sich mit der interessanten Frage auseinandergesetzt, ob Menschen, denen man Fotos zeigt, auf einen Blick erkennen können, ob der Abgebildete krank ist. Um auf diese Frage eine Antwort zu bekommen, wurde den Probanden der Experimentalgruppe ein Colibakterium gespritzt, dass eine Entzündungsreaktion hervorruft. Den Teilnehmern der Kontrollgruppe hingegen wurde ein Placebo injiziert. Anschließend wurden zwei Stunden später Fotos von den Testpersonen gemacht, die sich eine weitere Probandengruppe anschauen sollte. Innerhalb weniger Sekunden hatten diese dann die Aufgabe zu entscheiden, ob die Abgebildeten gesund oder krank sind. Das Ergebnis ist klar: 81 Prozent der Erkrankten wurden von der Probandengruppe erkannt. Dieses Ergebnis spricht in den Augen der Forscher vom Karolinska-Institut in Stockholm klar gegen einen Zufallstreffer.

Gibt es einen bestimmten Hinweis, der der Probandengruppe signalisiert, dass die jeweilige Person krank ist? Um diese Frage zu klären, wurden in einer zweiten Sichtungsrunde gezielt bestimmte Krankheitsmerkmale abgefragt, die sich im Gesicht erkennen lassen. Unter diese Merkmale fallen beispielsweise rote Augen, Blässe im Gesicht oder auf den Lippen, hängende Mundwinkel, fleckige oder glänzende Haut. Lediglich das Merkmal der fleckigen und glänzenden Augen konnte nicht als Identifizierungsfaktor identifiziert werden.

Die Ergebnisse dieser Studie geben den Forschern Hinweise, wie kranke Menschen von den Probanden erkannt werden konnten. Vor allem bei ansteckenden Krankheiten sehen die Wissenschaftler einen großen biologischen Vorteil. Trotz der Ergebnisse geben sie aber zu bedenken, dass diese visuell durchgeführte Analyse durchaus fehleranfällig sein kann. Traurige und müde Gesichter beispielsweise könnten auch als krank interpretiert werden. Diese Aussage gleicht sich mit anderen Studien, in denen herauskam, dass Menschen, die müde aussehen, öfter sozial gemieden werden. Außerdem werden sichtbare Behinderungen aus übermäßigen Krankheitsvermeidungsmechanismen laut den Wissenschaftlern dieser Studie auch stigmatisiert.

Und dennoch geben die Ergebnisse der jüngsten Studie des Stockholmer Forschungsteam Anstoß noch tiefer in diese Thematik einzusteigen. So könnten beispielsweise Körpergeruch oder Bewegung eine Rolle spielen. Aber auch die Tatsache, dass sich eine solche Fähigkeit vielleicht üben lässt, bleibt offen und könnte untersucht werden. In einem weiteren Schritt, so die Forscher, könnte künftig untersucht werden, inwieweit sich Gesichtsausdrücke, die eine Krankheit erkennen lassen, sich mit den Emotionen der Menschen wie Angst und Sorge überschneiden und wie schnell man insgesamt nach Anzeichen einer Krankheit im Gesicht des anderen forscht.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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