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Rezeptur |Cannabis-Vollextrakt

KONKURRENZ FÜR DRONABINOL?

Mit „THC25“ und „THC10:CBD10“ will die kanadische Firma Tilray die ersten Cannabis-Vollextrakte in pharmazeutischer Qualität auf den deutschen Markt bringen. Die geplante Einführung entspringt einer Zusammenarbeit zwischen Tilray, dem Großhändler NOWEDA, über den die Extrakte dann auch bezogen werden können, und einem Rheinberger Pharmadienstleister.

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Bisher kennt man in der Rezeptur nur Dronabinol zur Herstellung oral angewendeter Cannabis-Arzneiformen. Das Cannabinoid wird als leicht gelbliches, harziges, ausgehärtetes Öl angeliefert und kann mit Hilfe eines Herstellungs-Kits zu den zwei NRF-Rezepturen Ölige Dronabinol-Tropfen 2.5% (NRF 22.8) und Dronabinol-Kapseln 2.5 mg/5 mg/10 mg (NRF 22.7) verarbeitet werden. Das Kit enthält ebenfalls alles Nötige zur Überprüfung der Identität. Wie sieht es mit den Vollextrakten aus? Wie der Name schon verrät, enthalten sie neben den beiden Hauptwirkstoffen THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) das gesamte Spektrum der Cannabis-Blüte in standardisierter Zusammensetzung. THC25 weist einen THC-Gehalt von 25 mg/ml auf, der Gehalt an CBD liegt dabei unter 0,5 mg/ml. THC10:CBD10 enthält sowohl THC als auch CBD mit jeweils einer Konzentration von 10 mg/ml. Da es sich um eine Rezeptursubstanz handelt, muss die Identität bestimmt werden. Hierzu stellt Tilray auf dem geschützten Bereich ihrer Website eine passende Methode vor, die dazugehörigen Referenzsubstanzen sind über die Bionorica-Tochter THC Pharm zu beziehen.

THC ruft seine bekannten psychotropen und antiemetischen Wirkungen vor allem durch agonistische Wechselwirkungen am Cannabinoid-Rezeptorsystem (CB-Rezeptoren) hervor. In den letzten Jahren publizierte Studien weisen zudem auf eine Therapie-Option bei Spastiken, chronischen Schmerzen oder Appetitverlust hin. Diese Eigenschaften werden vor allem CBD nachgesagt, das neben seiner Wirkung an den CB-Rezeptoren, auch mit anderen Rezeptorsystemen, beispielsweise den Serotonin-Rezeptoren, wechselwirken soll.

Die Firma möchte auch in Zukunft verstärkt mit deutschen Institutionen zusammenarbeiten, in die klinische Entwicklung von Cannabis-Fertigarzneimitteln investieren und mittelfristig auch vor Ort produzieren. Zurzeit unterstützen sie vor allem kanadische Forschungseinrichtungen, die sich mit der Wirksamkeit von Cannabispräparaten bei Übelkeit und Erbrechen während einer Chemotherapie, bei Epilepsie im Kindesalter, bei chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) beschäftigen.

Farina Haase, Volontärin

Quelle: Apotheke adhoc

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