Wenn das Symptom der zunehmenden Vergesslichkeit auftritt, hat sich die Alzheimersche Krankheit bereits manifestiert. Ein neuer Bluttest könnte bereits Jahre vorher Hinweise geben und damit eine frühzeitige Medikation ermöglichen. © Andrea Danti / 123rf.com

Prophylaxe | Demenz

BLUTTEST SAGT ALZHEIMER VORAUS

Wirklich wahr: Ein neuer, kostengünstiger Bluttest kann in vielen Fällen rund acht Jahre vor Ausbruch eine Alzheimer-Erkrankung erkennen. Ein Fortschreiten der Krankheit kann damit verzögert werden.

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„Möglicherweise können Medikamente, die derzeit in klinischen Studien erprobt werden, das Fortschreiten der Krankheit sogar aufhalten, wenn sie in diesem frühen Stadium angewandt würden“, ergänzt Professor Dr. Klaus Gerwert von der Ruhr-Universität Bochum, Koordinator des Forschungskonsortiums „PURE“. Denn der einfache Bluttest kann die Erkrankung bereits in einem noch symptomlosen Stadium aufspüren und Personen identifizieren, die ein besonders hohes Risiko haben, Alzheimer zu entwickeln.

Die Ablagerungen von Beta-Amyloiden verklumpen 15 bis 20 Jahre vor Auftreten der ersten Symptome zusammen und lagern sich in Form fehlgefalteter Proteine als Plaques im Gehirn ab. Erst nach einer langen Zeit macht sich die Erkrankung durch zunehmende Vergesslichkeit bemerkbar. Schon sehr früh spürt der Test mittels eines mit Antikörpern bestückten Immuno-Infrarot-Sensors die Amyloidproteine aus dem Serum auf. Wenn die für den Morbus Alzheimer charakteristisch gefalteten Beta-Amyloide vorhanden sind, kommt es in der Spektroskopie zu einer Verschiebung im sogenannten „Amide 1“-Signal.

Die Forscher untersuchten Blutproben, die bei Studieneintritt entnommen worden waren. Sie verglichen die Proben von 65 Personen, bei denen im Verlauf eine Alzheimer-Demenz diagnostiziert worden war, mit 809 Kontrollen. In 70 Prozent der Fälle identifizierte der Test diejenigen Personen, bei denen sich später tatsächlich eine Alzheimer-Demenz entwickelte. Bei neun Prozent lieferte er jedoch fälschlicherweise ein positives Ergebnis, obwohl die Probanden gesund blieben („falsch-positiv“): „Momentan ist der Test wegen der falsch-positiven Ergebnisse noch nicht zur alleinigen Frühdiagnose von Alzheimer geeignet“, erläuterte Gerwert. Jedoch eröffne er die Möglichkeit, in einem kostengünstigen und minimal-intensiven Screening Personen herauszufiltern, die sich dann einer weiterführenden teuren und invasiven Diagnose unterziehen sollten, die ein falsch positives Ergebnis ausschließen kann. Die bisherigen (teuren) diagnostischen Verfahren sind nämlich nicht für ein Screening breiter Bevölkerungsgruppen geeignet.

Die Proteinforscher arbeiten nun intensiv daran, den Immuno-Sensor technisch zu verbessern und zu standardisieren, um noch mehr Erkrankte herauszufiltern und die Rate an falsch-positiven Testergebnissen zu reduzieren. Kaum größer als eine Pralinenschachte soll der neue Sensor sein und sich dann auch für den Routineeinsatz eignen.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
   Ärzteblatt

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