Die Einnahme jedes Arzneimittels birgt auch das Risiko für unerwünschte Wirkungen. Bei dem NSAR Ibuprofen sehen Forscher nun einen Zusammenhang zur Fertilitätsstörung bei Männern. © Andriy Popov / 123rf.com

NSAR | Reproduktionsmedizin

BEEINTRÄCHTIGT IBUPROFEN DIE ZEUGUNGSFÄHIGKEIT?

Ibuprofen gehört zu den klassischen NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika). Der Wirkstoff wird bei Schmerzen, Entzündungen und Fieber eingesetzt. Die Deutschen werfen schnell mal eine „Ibu“ ein: Ob bei Kopfschmerzen, Erkältung, Kater oder vor großen sportlichen Anstrengungen – das Analgetikum zählt zu den am häufigsten abgegebenen Arzneimitteln.

Seite 1/1 1 Minute

Seite 1/1 1 Minute

Für die meisten Kunden ist es wie die magenfreundliche Alternative zu Acetylsalicylsäure, dem früheren Kassenschlager deutscher Apotheken. Doch musste Ibuprofen auch schon einige Tiefschläge in Kauf nehmen. Gefürchtete Nebenwirkungen wie Nierenschädigungen, ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder neuronale Beeinträchtigungen gingen mehr oder weniger gut recherchiert durch die Presse. Jetzt soll ein möglicher Zusammenhang zwischen Unfruchtbarkeit und der Einnahme des Schmerzmittels bestehen. Ein Risiko, das nur den männlichen Teil der Bevölkerung betreffen soll. Bereits vergangene Studien zeigten die negativen Auswirkungen des NSAR auf die Entwicklung männlicher Föten. Mit den möglichen hormonellen Effekten bei männlichen Erwachsenen hat sich nun ein dänisches Forscherteam um David Møbjerg Kristensen von der University of Copenhagen beschäftigt.

Für ihren Studienaufbau teilten sie die 31 männlichen Probanden in zwei Gruppen auf. Die eine Hälfte erhielt sechs Wochen lang zweimal täglich 600 Milligramm Ibuprofen, die anderen Teilnehmer erhielten ein Placebo. Die Wirkstoffkonzentration und der Hormonspiegel wurden über den gesamten Zeitraum mit Hilfe von Blutkontrollen regelmäßig überprüft.
Die Proben der Ibuprofen-Gruppe zeigten einen Spiegelanstieg des Luteinisierenden Hormons (LH). Das im Hypophysenvorderlappen gebildete Hormon stimuliert die Testosteronbildung in den Leydig-Zellen des Hodens und letztlich die Reifung der Spermien. Bei einer Verschiebung des Gleichgewichts zwischen LH und Testosteron zu Gunsten des LH, kann ein sogenannter hypergonadotroper Hypogonadismus entstehen. Ähnliche Serumkonzentrationen herrschen auch beim alternden Mann, bei dem eine verminderte Testosteron-Synthese in den Keimdrüsen vergleichsweise hohen LH-Spiegeln gegenübersteht. Aus dieser Störung können eine verminderte Spermienproduktion und damit eine eingeschränkte Fruchtbarkeit resultieren.

Mit Hilfe labortechnischer Untersuchungen an den Hodengewebe-Kulturen der Probanden, konnten die Forscher eine direkte Beeinträchtigung der Hodenzellen als Grund für die Verschiebung des hormonellen Gleichgewichts identifizieren. So kommt es trotz hoher LH-Spiegel zu einem Absinken der Testosteron-Konzentration. Daraus folgern die Wissenschaftler einen möglichen Zusammenhang zwischen der (verstärkten bzw. Langzeit-) Einnahme von Ibuprofen und der reproduktiven Problematik gerade vieler jüngerer Männer.

Farina Haase, Volontärin, Apothekerin

Quelle: Bild der Wissenschaft

×