Bekanntermaßen leiden Männer mehr unter einer Erkältung. Statistiken zufolge stecken sie sich sogar schneller mit Influenza und Co. an. © jackethead/ 123rf.com

Männerschnupfen | Immunsystem

MÄNNER WERDEN SCHNELLER KRANK UND LEIDEN MEHR

Es ist schon fast ein geflügeltes Wort geworden und sorgt vor allem in weiblicher Runde zu viel Spott und Häme: der Männerschnupfen. Männer reagieren wehleidiger und empfindlicher auf Infekte als Frauen – soweit das Vorurteil. Anlässlich des Internationalen Männertages vergangene Woche wurden die möglichen Unterschiede im Aufbau des Immunsystems von Männern und Frauen diskutiert.

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„Grob vereinfacht lässt sich feststellen, dass Männer durch die Unterschiede in der Immunantwort häufiger krank werden können als Frauen“, referiert Dr. Beatrix Grubeck-Loebenstein. Die Immunologin der Universität Innsbruck beschäftigt sich mit den gesundheitlichen Unterschieden zwischen Mann und Frau und stößt dabei zwangsläufig auch auf hormonelle Beteiligung. Das weibliche Immunsystem reagiert demnach stärker und aggressiver auf Krankheitserreger, da das vorherrschende Hormon Estrogen die Bildung von Immunzellen fördert, Testosteron wiederum über eine hemmende Wirkung verfügt. Über Hormonrezeptoren, die sich auf allen beteiligten Immunzellen finden, wird so beispielsweise die Produktion von B- und T-Zellen und somit auch die Antikörperproduktion reguliert. Die Sexualhormone beeinflussen also das spezifische, adaptive Immunsystem, das durch seine Anpassungsfähigkeit in der Lage ist, körperfremde Strukturen (Antigene) als solche zu erkennen und gezielt zelluläre (zytotoxische T-Zellen) und molekulare (Antikörper) Abwehrmechanismen einzuschalten.

Durch seine aktivierende Wirkung, übt Estrogen also einen schützenden und stärkenden Effekt auf das Immunsystem aus. Im Umkehrschluss ist das männliche Immunsystem durch den Einfluss des Testosterons im Nachteil. Und je mehr Testosteron in den Leydig-Zellen des Hodens gebildet wird, umso größer ist die Auswirkung der Hemmung. Das bedeutet grob zusammengefasst, dass der männlichste Mann zur größten Memme werden kann, hormonell reguliert und daher völlig unbewusst. Über die evolutionären Gründe für die Vorteile des Estrogen-Einflusses können die Forscher nur mutmaßen. Da die Frau schon zu Höhlen-Zeiten hauptsächlich für den Nachwuchs verantwortlich war, scheint es plausibel, dass sie resistenter gegenüber Krankheitserregern reagiert, um länger leben und somit die Kinder aufziehen zu können. Diese These wird durch die Beobachtung gestützt, dass junge Frauen ab der Pubertät einen stärkeren immunstimulierenden Effekt durch das Estrogen erfahren als Frauen ab der Menopause.

Abgesehen von hormonellen Einflüssen tragen aber auch Umwelt- und Verhaltensfaktoren zu dem Immundefizit bei. Im Durchschnitt ernähren sich Männer immer noch ungesünder, lassen sich weniger impfen und leben risikoreicher. Es ist eben nicht immer alles die Schuld der Hormone, auf der Hypothese ausruhen sollten die Männer sich also besser nicht.

Farina Haase, Volontärin

Quelle: Apotheke adhoc

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