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WEITERE STUDIE ZEIGT: SPERMIDIN VERBESSERT DIE GEDÄCHTNISLEISTUNG

Wie lässt sich einer Demenz vorbeugen? Eine Studie liefert jetzt erneut einen Hinweis auf das präventive Potenzial von Spermidin, einem natürlichen Polyamin. Bei insgesamt 80 Bewohnern von österreichischen Altenpflegeheimen wurden der Spermidingehalt im Blut und die Gedächtnisleistung gemessen. Zwischen beiden Werten gab es einen signifikanten Zusammenhang (p=0,025).[1] Außerdem erhielt eine Gruppe gezielt eine spermidinreiche Ernährung und schon nach drei Monaten war die kognitive Leistungsfähigkeit der Probanden deutlich verbessert.1,[2] Ähnlich lautete bereits das Ergebnis der „preSmartAge“-Studie der Charité Berlin.[3] Die Hauptstudie „SmartAge“ geht aktuell mit einem noch größeren Kollektiv von 100 Patienten der Frage nach, ob die Gabe von hochkonzentriertem Spermidin aus Weizenkeimen in Kapselform eine gute Gedächtnisfunktion bei älteren Menschen begünstigen kann.[4] Unter Forschern gilt Spermidin als ein vielversprechender neuer Ansatz bei der Demenzprävention.[5]

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Das Polyamin Spermidin wird vom Körper selbst hergestellt, aber auch durch intestinale Mikroorganismen produziert sowie über die Nahrung aufgenommen. Weizenkeime zum Beispiel gelten als besonders gute Spermidinquelle.[6],[7],[8]

Autophagie ist der Schlüssel
Seine Fähigkeit, Autophagie auszulösen, macht Spermidin für die Demenzprävention so interessant. Bei dem intrazellulären Selbstreinigungsprozess werden beschädigte und dysfunktionelle Zellbestandteile abgebaut und deren Grundbausteine wiederverwertet oder zur Energiegewinnung genutzt.[9],[10],[11] So können sogar zellschädigende Proteinaggregate, die für neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Alzheimer charakteristisch sind, entfernt werden.9 Mit zunehmendem Alter sinken jedoch sowohl die Autophagieaktivität wie auch die Spermidinkonzentration im Blut. Eine gesteigerte Spermidinzufuhr, so der wissenschaftliche Ansatz, könnte diese Abnahme wieder ausgleichen.[12],[13],[14] Allein über die Nahrung wäre eine gleichbleibend hohe Aufnahme eher schwer zu gewährleisten, da der Spermidingehalt in Lebensmitteln stark variieren kann.7

Nutzen einer gezielten Spermidinaufnahme
In ihrer aktuellen randomisierten, placebokontrollierten und doppelblinden Studie untersuchen die österreichischen Forscher den Effekt einer gezielt erhöhten Spermidinaufnahme auf die kognitive Leistungsfähigkeit beim Menschen. Veröffentlicht wurde nun ein Zwischenergebnis: 80 Altenheimbewohner hatten über drei Monate ein besonderes Frühstück erhalten.1,2 Sechs Mal pro Woche gab es in ihrem Wohnheim spezielle Brötchen, die mit spermidinreichen Weizenkeimen zubereitet worden waren. Analysen zeigten im Blut der Probanden bereits nach einem Monat eine gesteigerte Spermidinkonzentration. Zusätzlich wurde ihre kognitive Leistungsfähigkeit zu Beginn und zum Ende der drei Monate mittels des „CERAD-Plus-Tests“ kontrolliert. Mit diesem Test wurden die verschiedenen kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmer überprüft. Am Ende der – relativ kurzen – dreimonatigen Ernährungsintervention ließ sich damit eine signifikante Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit nachweisen.2 Die Forscher schlussfolgern: Eine spermidinreiche Ernährung kann der nachlassenden Spermidinproduktion im Alter entgegensteuern. Zudem besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Spermidingehalt im Blut und der Gedächtnisleistung. Sie sehen dadurch die Vermutung bestätigt, dass Spermidin eine wichtige Rolle für die kognitive Leistungsfähigkeit spielt. Womöglich, so die Studienautoren, könne der Spermidingehalt im Blut bei Menschen älter als 60 Jahre auch als ein Biomarker für den Beginn kognitiver Beeinträchtigungen dienen.1

Spermidin wird weiter untersucht
Das österreichische Forscherteam setzt seine Untersuchung und die spermidinreiche Ernährung der Heimbewohner fort. Nach insgesamt einem Jahr sollen die kognitiven Tests bei diesen erneut durchgeführt werden.2 Auch die „preSmartAge“-Studie (Phase IIa) lieferte bereits Hinweise für die Wirksamkeit einer Spermidinsupplementation. In der Studie der Charité Berlin erhielten 28 Probanden mit Demenzrisiko täglich ein Supplement mit 1,2 mg Spermidin (Weizenkeimextrakt) in Kapseln. Nach ebenfalls nur dreimonatiger Studiendauer hatte sich die kognitive Leistung der Teilnehmer verbessert.3 Aktuell läuft die Folgestudie „SmartAge“, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Der mögliche demenzpräventive Effekt der Spermidinsupplementation wird nun mit 100 Probanden und über einen Zeitraum von zwölf Monaten näher untersucht.4


[1] Pekar T. et al. (2019). Spermidine in dementia : Relation to age and memory performance. Wien Klin Wochenschr. 2020 Jan;132(1-2):42-46.
[2] Pressemitteilung FH Wiener Neustadt, 11.02.2020, https://presse.fhwn.ac.at/news-studie-der-fh-wiener-neustadt-zeigt-spermidin-verbessert-gedaechtnisleistung?id=101387&menueid=11330
[3] Wirth M. et al. (2018) The effect of spermidine on memory performance in older adults at risk fordementia: A randomized controlled trial. Cortex, 109:181-188.
[4] Wirth M. et al. (2019) Effects of spermidine supplementation on cognition and biomarkers in older adults with subjective cognitive decline (SmartAge) – study protocol for a randomized controlled trial. Alzheimer's Research & Therapy 11:36.
[5] Dustin Grunert. Die Alzheimer-Forschung ist keinesfalls am Ende. Deutsches Ärzteblatt, Beilage Perspektiven der Neurologie 2019:24
[6] Madeo F. et al. (2018) Spermidine in health and disease. Science, 359(6374).
[7] Matsumoto M, Benno Y. (2007) The relationship between microbiota and polyamine concentration in the human intestine: a pilot study. Microbiol Immunol., 51(1):25-35.
[8] Matsumoto M. et al. (2012). Impact of intestinal microbiota on intestinal luminal metabolome. Sci Rep., 2:233.
[9] Richter-Landsberg C. (2012) Zelluläre Selbstverdauung – Autophagie als Überlebensstrategie. Biol. Unserer Zeit, 42/6,374-379.
[10] Jung C.H: et al. (2010) mTOR regulation of autophagy. FEBS Lett.;584(7),1287-1295.
[11] Menzies F.M. et al. (2017) Autophagy and Neurodegeneration: Pathogenic Mechanisms and Therapeutic Opportunities. Neuron 93,1015-1034.
[12] Eisenberg T. et al. (2009). Induction of autophagy by spermidine promotes longevity. Nat Cell Biol., 11(11):1305-14.
[13] Gupta V.K. et al. (2013) Restoring polyamines protects from age-induced memory impairment in an autophagy-dependent manner. Nat Neurosci., 16(10):1453-60.
[14] Pucciarelli S. et al. (2012) Spermidine and spermine are enriched in whole blood of nona/centenarians. Rejuvenation Res., 15(6):590-5.

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