Mit einem Blutdruckmessgerät kann man seinen eigenen Blutdruck schnell herausfinden. © jackethead/ 123rf.com © Andriy Popov / 123rf.com

Hypertonie | US-Leitlinie

BLUTHOCHDRUCK - EINE TÜCKISCHE KRANKHEIT AUF DEM VORMARSCH

Etwa 35 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Bluthochdruck. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wissen viele Betroffenen oft gar nicht, dass sie an Hypertonie leiden. Bleibt die Erkrankung über Jahre unentdeckt, kann dies zu schwerwiegenden Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.

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Hypertonie ist zur Volkskrankheit geworden. Mehr als 400 000 Menschen sterben jährlich an den Folgen. Etwa ein Viertel der Weltbevölkerung sind laut der Deutschen Hochdruckliga betroffen. Betrachtet man sich die Zahlen etwas genauer, lässt sich sagen, dass zwischen 20 und 30 Prozent aller Erwachsenen an Bluthochdruck leiden. Der Wert bei älteren Menschen ab 60 Jahren liegt sogar bei 40 Prozent.

Bislang lag der Grenzwert für eine arterielle Hypertonie bei 140/80 mmHg. Dieser Wert stand bereits vor zwei Jahren in der Diskussion, als die Ergebnisse der SPRINT-Studie gezeigt hatten, dass ein Wert, der auf unter 120 mmHg gesenkt werden kann, Menschen mit einer arteriellen Hypertonie besser vor einem Herzinfarkt oder Schlaganfall schützt.

Heute, zwei Jahre später, haben das American College of Cardiology (ACC) und die American Heart Association (AHA) Konsequenzen aus der Studie gezogen. Doch was heißt das konkret? In der neuen Leitlinie wurde nun festgelegt, dass der Grenzwert des systolischen Blutdrucks auf 130 gesenkt wird. Der diastolische Wert wurde auf 80 mmHg gesenkt.

Durch diese Veränderung der Leitlinie leiden nun rein wissenschaftlich gesehen plötzlich viel mehr Menschen unter Bluthochdruck. Nimmt man sich die US-Bevölkerung als Beispiel, so steigt die Zahl der erwachsenen Amerikaner, die an arterieller Hypertonie leiden, von 72 auf unglaubliche 103 Millionen Menschen an. Hier sprechen wir von einem Anteil von 46 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Damit nicht genug, denn weitere Werte zeigen das Ausmaß der Veränderung sehr deutlich. So haben drei Viertel der Amerikaner zwischen 55 und 74 Jahren eine Hypertonie. Bei Männern zwischen 20 und 44 Jahren liegt der Wert künftig bei 30 statt vorher 11 Prozent. Und bei Frauen in der gleichen Altersgruppe sind es 19 statt vorher 10 Prozent.

Obwohl die Zahl der Betroffenen durch die neue Leitlinie steigt, betonen sowohl ACC als auch AHA, dass die Zahl der Betroffenen, die medikamentös behandelt werden müssen, nicht im selben imposanten Tempo, sondern nur gering ansteigt. Zusammenfassend lässt sich laut der neuen Leitlinie festhalten, dass ein Wert unter 120/80 mmHg als normal gilt. Liegt der systolische Wert zwischen 120 und 129 mmHg, dann ist der Blutdruck bereits erhöht. Ist der systolische Wert auf 130 bis 139 mmHg oder der diastolische Wert auf 80 bis 89 mmHg geklettert, befinden sich Betroffene im Stadium 1 der Hypertonie. Beim Stadium 2 muss der systolische Wert mindestens 140 mmHg und/oder der diastolische Wert auf mindestens 90mmHg angestiegen sein. Bei diesen beiden neuen Einstufungen ist laut Leitlinie nicht unmittelbar eine medikamentöse Therapie erforderlich. Vielmehr gilt es, die weiteren Schritte genau abzuwägen. Hat man einen systolischen Wert von über 180mmHG oder einen diastolischen von über 120mmHg, dann muss sofort eine medikamentöse Behandlung begonnen werden. Hier hat sich hinsichtlich der alten Leitlinie nichts verändert.

Für Diskussionsstoff wird sicherlich die Abschaffung der altersabhängigen Indikation sorgen. Denn die höheren Werte, die bislang für ältere Menschen angesetzt wurden, fallen weg. Es gilt, sie nun an den gleichen Grenzwerten zu messen, wie jüngere. Ob diese Einstufung auf Dauer so funktioniert, bleibt abzuwarten.

Nadine Hofmann
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Ärzteblatt
   www.bluthochdruck.de

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