an die Wand gemalter Totenkopf
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Giftmord | Kampfstoff

KURZ UND SCHMERZHAFT

Es ging durch die Nachrichten: Der Halbbruder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un wurde mit dem Nervengift VX umgebracht. Er starb innerhalb weniger Minuten und das nur nach Kontakt über die Haut. Was ist das für eine Höllensubstanz?

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Kim Jong Nam starb Mitte Februar, nachdem ihm zwei Frauen am Flughafen von Kuala Lumpur eine Substanz ins Gesicht gesprüht hatten. Einige Tage später wurde verkündet, das besagte Nervengift sei in Gewebeproben von Gesicht und Augen des Toten gefunden worden.

VX gilt als eine der tödlichsten chemischen Waffen. Chemisch gesehen ist es ein Phosphorsäureester, ähnlich dem bekannten Pestizid Parathion (E605). Es ist allerdings wesentlich potenter. Es blockiert wie Parathion die Acetylcholinesterase in den Synapsen des parasympathischen vegetativen Nervensystems, den acetylcholinvermittelten Synapsen des sympathischen vegetativen Nervensystems sowie an der motorische Endplatte. Dadurch kommt es zu einem Anstieg des Neurotransmitters Acetylcholin in der Synapse und damit zu einer Dauerreizung der betroffenen Nerven. Die Folge sind – in Abhängigkeit der aufgenommenen Menge - Naselaufen, Sehstörungen, Pupillenverengung, Augenschmerzen, Atemnot, Speichelfluss, Muskelzucken und Krämpfe, Schweißausbrüche, Bewusstlosigkeit, zentrale und periphere Atemlähmung und letztlich der Tod.

Der LD50-Wert für einen durchschnittlichen Erwachsenen liegt bei etwa 1 mg bei Aufnahme über die Atemwege und 10 mg bei Aufnahme über die Haut. Es sind jedoch auch Todesfälle bei Aufnahme deutlich geringerer Dosen beschrieben. Die Substanz ist ölig (V steht für Viskos), geruch- und geschmacklos. Wird es als Gas eingeatmet, treten die ersten Symptome binnen Sekunden auf. Kommt man mit der flüssigen Form über die Haut in Berührung, wird es leicht resorbiert und kann – wie geschehen – ebenfalls rasch zum Tod führen. Als Antidot eignet sich Atropin. Die Vorräte von VX sollten nach der Unterzeichnung der Chemiewaffenkonvention 1997 vollständig zerstört werden.

Sabine Breuer     Apothekerin, Redaktion

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