Rauchender Mann mit Gorillamaske
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Benzypren | Neue Studie

MUTANTEN AUF ZELLEBENE

Trotz intensiver Bemühungen gelingt es der Wissenschaft einfach nicht, dem Rauchen irgendeine positive Seite abzugewinnen. Diese nicht ganz ernst gemeinte Formulierung ergibt sich aus den neuesten Forschungsergebnissen der Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität zu Mainz.

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Dort hat man nämlich herausgefunden, dass bereits geringe Dosen des im Tabakrauch enthaltenen Umweltgiftes Benzypren negative Folgen haben – die sich allerdings zunächst positiv anhören. Wir kommt das?

Auch wenn jemand nur „ein bisschen“ raucht – immer atmet er dabei das Karzinogen Benzypren ein. Gifte verändern die DNA, und wenn mutierte Zellen sich vermehren, können dabei Krebszellen entstehen. Der Körper reagiert dabei mit – Selbstmord. Das heißt, die stark geschädigten Zellen leiten den so genannten programmierten Zelltod ein, damit sie sich nicht mehr vermehren können. Wenn jedoch die DNA einer Zelle nur ein wenig „angekratzt“ wird, wenn die Bausteine durcheinandergeraten oder ein Teil herausbricht wie einzelne Steine aus einer Mauer? Dann wird repariert, Nukleotid-Exzisionsreparatur heißt das. DNA-Bausteine um den Schaden herum sowie der Schaden selbst werden entfernt.

Durch Ablesen der Erbinformation auf dem geschädigten DNA-Strang wird der geschädigte Bereich neu synthetisiert. Die Zelle kann so weiterleben. Und ist auch noch in Zukunft besser vor der toxischen Wirkung des Karzinogens geschützt.

Und doch: Risiken und Nebenwirkungen hat auch dieser Selbstheilungsversuch. Beim Ablesen des DNA-Strangs für die Replikation wird das veränderte Teilstück sehr wohl bemerkt. Im Home-Computer würde wohl „Not found“ stehen und der Suchvorgang abgebrochen werden, nicht aber im Körper: Der liest einfach um das veränderte Strangstück herum. Verbliebene Schäden in der DNA werden somit toleriert. Das fördert zwar das Überleben der Zelle, da es keine Brüche in der DNA gibt. Jedoch: die „Schadentoleranz“, wie die Wissenschaftler es nennen, kann zum Bumerang werden, indem in diesen Zellen das Mutationsrisiko steigt. Und Krebs beruht nun einmal auf Mutationen des Erbguts. Was ein Meisterstück unseres Körpers zum Zwecke des Überlebens werden sollte, verkehrt sich also ins Gegenteil: Der Krebs erwischt uns doch. Wenn wir rauchen. Wenn wir den Glimmstängel gar nicht erst anzünden, ist eine Hauptursache von Lungenkrebs und Co von vornherein ausgeschaltet.

Alexandra Regner PTA und Journalistin

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