Die Füße eines Frühchens ragen verkabelt aus einem Inkubator© CatEyePerspective / iStock / Getty Images Plus
Frühgeburten bedeuten immer einen besonderen Start ins Leben - oft unter erschwerten Bedingungen.

Aktionstag

WELTFRÜHGEBORENENTAG

Am 17. November findet der Weltfrühgeborenentag statt. Dieser wird von der European Foundation for the care of newborn infants (EFCNI) initiiert und soll auf den erschwerten Start ins Leben, den Frühgeborene und ihre Familien erleben, aufmerksam machen.

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In Deutschland werden jährlich mehr als 60 000 Kinder vor der Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche geboren und gelten laut der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) somit als zu früh geboren. Die meisten Frühgeborenen kommen hierzulande zwischen der 32. und 36. Schwangerschaftswoche (SSW) auf die Welt, seltener sind extreme Frühchen, die bereits vor der 28. SSW das Licht der Welt erblicken. Je unreifer ein Kind bei seiner Geburt ausgebildet ist, umso mehr gesundheitlichen Risiken ist es ausgesetzt.

Der Aktionstag möchte darauf aufmerksam machen, dass die Entwicklung der Frühchen in der Öffentlichkeit nicht ausreichend thematisiert wird, obwohl die Frühgeborenen die größte Patientengruppe in der Pädiatrie darstellen.

Frühgeburten: Für die ganze Familie ein Thema

Der Weltfrühgeborenentag soll auch daran erinnern, dass eine Frühgeburt mit Besonderheiten einhergeht und für die Familien oft problematisch ist. Das Geburtsgewicht der Babys ist extrem niedrig, sie haben Schwierigkeiten, ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten und sind von einer erhöhten Infektanfälligkeit bedroht. Ihre Lungen sind noch nicht ausreichend entwickelt, sodass sie einen Inkubator benötigen. Insbesondere die Frühchen, die sich an der Grenze zur Lebensfähigkeit befinden, sind auf eine intensivmedizinische Versorgung angewiesen, tagtäglich kämpfen sie zunächst um ihr Überleben.

Besonderheiten dieses Jahr
Die Aktion „Purple für Preemies“ gilt am Weltfrühgeborenentag normalerweise als besonderes Ereignis, bei dem überall auf der Welt zum Gedenken an die Frühchen Gebäude in lila angestrahlt werden. Allerdings herrschen in diesem Jahr aufgrund des Krieges in der Ukraine und der daraus resultierenden wirtschaftlichen Probleme sowie dem Vorsatz zum Energiesparen erschwerte Bedingungen für die traditionelle Illumination. Daher sind in diesem Jahr andere Ideen gefragt, die auf die Problematik der Frühgeborenen aufmerksam machen. Für den Aktionstag wurde eine interaktive Bildergeschichte entwickelt: Mias Start ins Leben.

Definition Frühgeborene

Eine Schwangerschaft dauert normalerweise 40 Wochen an, kommt ein Säugling vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt und/oder hat ein Geburtsgewicht von weniger als 2500 Gramm, spricht man von einem Frühchen. Man differenziert Frühgeborene weiterhin in Abhängigkeit vom Geburtszeitpunkt und Körpergewicht:

  • Späte Frühgeborene (Babys, die zwischen der 34. und 37. Schwangerschaftswoche geboren werden) werden auch als „late preterm infants (LPI)“ bezeichnet und unterscheiden sich bezüglich Gewicht und Körpergröße kaum von reif geborenen Kindern.
  • Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (Very low birth weight infants, VLBW) wiegen weniger als 1500 Gramm und erblicken meist vor der 32. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt.
  • Eine weitere Gruppe stellen die Frühgeborenen mit extrem niedrigem Geburtsgewicht (ELBW = extremly low birth weight infants) dar, die bei der Geburt weniger als 1000 Gramm wiegen und in der Regel vor der 29. Schwangerschaftswoche geboren werden.

Es gibt allerdings auch Kinder, die reif geboren werden, jedoch über ein niedriges Körpergewicht von weniger als 2500 Gramm verfügen. Sie werden mit der Gruppe der Frühgeborenen gleichgesetzt, sodass ihre Mütter auch Anspruch auf einen verlängerten Mutterschutz haben.

In den letzten Jahrzehnten sind die Überlebenschancen von Frühgeborenen enorm gestiegen. In der Regel können heutzutage auch Frühchen überleben, die vor der vollendeten 24. Woche auf die Welt kommen und weniger als 500 Gramm wiegen. Das Erreichen der 24. Schwangerschaftswoche gilt in Deutschland als Voraussetzung für die Anwendung intensivmedizinischer Maßnahmen. Sind die Kinder noch unreifer, wird die Entscheidung, wie es weitergeht, unter Berücksichtigung der nachgeburtlichen Situation des Kindes zusammen mit den Eltern getroffen.

Es empfiehlt sich, dass die Geburt der Frühchen in einem spezialisierten Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe 1 stattfindet. Zwar haben selbst extrem Frühgeborene heutzutage gute Überlebenschancen, allerdings besteht ein erhöhtes Risiko für dauerhafte geistige und körperliche Einschränkungen.

Ursachen einer Frühgeburt

Doch warum werden Kinder überhaupt zu früh geboren? Die Gründe hierfür sind nicht immer offensichtlich, oft fallen auch mehrere Faktoren zusammen, die schließlich zu einer Frühgeburt führen:

  • Das Alter der Mutter,
  • die medizinische Vorgeschichte (künstliche Befruchtung, andere Frühgeburten oder kurz hintereinander folgende Schwangerschaften),
  • vorliegende Infektionen,
  • Vorerkrankungen der Mutter,
  • der Lebensstil,
  • Mehrlingsschwangerschaften oder
  • Veränderungen der Gebärmutter oder der Plazenta.

Willkommen zuhause!

Es gibt verschiedene Auswirkungen einer Frühgeburt, die sich in der weiteren Entwicklung zeigen können. Verlassen Eltern mit ihren Frühgeborenen die Klinik, müssen sie das traumatische Erlebnis verarbeiten und zudem mit dem Baby in den neuen Rhythmus kommen. Das Kind ist oft auf den Ablauf in der Frühgeborenen-Station eingestellt, sodass es manchmal Eingewöhnungsprobleme gibt.

Oft bringt die Verabreichung der Nahrung Probleme mit sich: Frühgeborene vergessen beim Trinken zu atmen, verschlucken sich häufig und werden rasch müde. Mit der Zeit gelingt es ihnen jedoch immer besser, ihre Nahrung aufzunehmen. Bei Kindern, die über einen längeren Zeitraum Ernährungsschwierigkeiten haben, könnte eine Fütterstörung vorliegen. Sie kommt deutlich häufiger bei Frühgeborenen vor als bei reif geborenen Babys. Diese Symptome können auf eine Fütterstörung hinweisen:

  • die Nahrungsaufnahme dauert sehr lange,
  • die Babys zeigen keine Anzeichen von Hunger,
  • sie würgen das Essen hoch,
  • sie sind wählerisch,
  • sie verweigern die Nahrung oder essen nur bei extremer Ablenkung.

Es ist dann unbedingt zu beobachten, ob die Kinder genug Gewicht aufbauen oder sogar abnehmen, da dies das Wachstum beeinflussen kann. Vermuten Eltern eine Fütterstörung, sollten sie sich unbedingt an den Arzt wenden. Er untersucht das Baby zunächst, um organische Ursachen auszuschließen.

Trinkschwäche begegnen
Bei einer Trinkschwäche kann die Castillo Morales-Therapie Linderung verschaffen. Dabei werden die Nahrung des Kindes sowie die Körper- und Kopfhaltung optimiert. Außerdem verwendet man Hilfsmittel wie spezielles Besteck oder besondere Trinkgefäße, damit sich die Situation verbessert. Manchmal erhalten die Babys auch eine Magensonde, was für die Eltern häufig sehr entlastend ist, weil sie sich dann keinen Druck machen müssen, wenn das Kind nicht ausreichend trinkt.

Außerdem sind Frühgeborene häufiger von sogenannten Regulationsproblemen betroffen. Das heißt sie schlafen weniger, trinken schlecht und schreien viel. Kommen Eltern an ihre Grenzen, sollten sie sich Hilfe in einer Schreiambulanz holen.

Quellen:
https://welt-fruehgeborenen-tag.de/
https://www.efcni.org/activities/campaigns/starker-start-fuer-kleine-helden/
https://www.sfh-muenster.de/neuigkeiten/neuigkeiten/nachricht/news/detail/News/lilafarbenes-licht-strahlt-fuer-fruehgeborene-und-ihre-familien-weltfruehgeborenentag-rueckt-die-kleinsten-in-die-mitte-der-gesellschaft/
https://www.fruehgeborene.de/index.htm
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/altersgruppen/das-erste-jahr/fruehgeborene/allgemeines/

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