Ein Mädchen liegt zusammengekrümmt auf dem Sofa und verzieht das Gesicht vor Schmerz.© Antonio_Diaz / iStock / Getty Images Plus
Die akute Hepatitis zeigt sich bei Kindern durch Durchfall, Erbrechen und Gelbsucht.

Adenovirus 41F

RÄTSELHAFTE HEPATITIS-FÄLLE BEI KINDERN

Vor allem in Großbritannien, aber auch in anderen Ländern sind Kinder an akuter Hepatitis mit unklarer Ursache erkrankt. Einige der Kinder benötigten Lebertransplantationen. Auch in Deutschland gibt es einen Fall.

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Wie die WHO berichtet, habe Schottland am 5. April zehn Fälle akuter Hepatitis gemeldet. Die Betroffenen waren bis dahin gesunde Kinder im Alter zwischen elf Monaten und fünf Jahren. Eines der Kinder sei bereits im Januar erkrankt, die anderen im März. Drei Tage später, am 8. April, gab es schon 74 Fälle in Großbritannien. Die WHO rief weltweit dazu auf, wachsam auf ähnliche Fälle zu achten.

Laut Dr. Andrea Ammon, der Direktorin des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC), sind mittlerweile weltweit rund 190 Fälle gemeldet, davon zirka 40 im Europäischen Wirtschaftsraum. Nach WHO-Angaben gibt es auch Fälle in den USA, Israel und Japan. Am 26. April berichtete das Robert Koch-Institut (RKI) vom ersten Fall in Deutschland. Es handelt sich dabei um ein fünfjähriges Kind, bei dem die Erkrankung, wie beim ersten schottischen Fall, bereits im Januar begann und das ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Insgesamt nennt das RKI die Fallzahlen „ungewöhnlich und schwer einzuordnen“.

Hepatitis bei Kindern: Welche Symptome, welche Ursache?

Die Kinder litten unter Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen und Gelbsucht. Bei der Einlieferung ins Krankenhaus wurde anhand der stark erhöhten Leberenzyme die akute Hepatitis entdeckt. Die meisten Kinder erholten sich, zehn Kinder benötigten jedoch nach akutem Leberversagen eine Transplantation.

Alle Fälle wurden umfassend untersucht, um beispielsweise abzuklären, ob die Kinder zuvor ins Ausland gereist oder Toxinen ausgesetzt waren. Die Hepatitisviren A, B, C, D und E konnten als Ursache ausgeschlossen werden. Bei manchen Kindern konnte das Coronavirus SARS-CoV-2 oder das Adenovirus 41F oder beides nachgewiesen werden. Die Untersuchungen deuten einen Zusammenhang mit dem Adenovirus an, gesichert ist dies aber noch nicht. Auch eine immunvermittelte Leberschädigung gilt als möglich.

Adenoviren möglicher Erreger

Das RKI erklärt: „Adenovirusinfektionen sind häufig und führen in der Regel zu einer leichten Erkrankung mit erkältungsähnlichen Symptomen, Erbrechen und Durchfall oder auch Konjunktividen“. In der Regel verursachen sie keine Hepatitis, diese sei aber eine bekannte, wenn auch seltene Komplikation bei immungeschwächten Personen. „Bei den aktuellen pädiatrischen Fällen in Großbritannien könnte eine neue Variante zirkulieren, die bei Kindern eine schwere Hepatitis verursacht.“

Zusammenhang mit Corona?

„Aufgrund von Effekten der COVID-Pandemie könnten gerade jüngere Kinder besonders empfänglich sein“, vermutet das RKI. Ein Experte von der Universität Liverpool spekulierte im britischen BBC, während des Corona-Lockdowns könnten Ansteckungen mit Adenoviren unterdrückt worden sein und nun sprunghaft ansteigen.

Die ECDC schätzt die Inzidenz als sehr gering ein. Derzeit wird sie nicht systemisch überwacht. Da die Ursache der Hepatitis weiter unbekannt sei, lasse sich das Risiko für Kinder jedoch derzeit nicht genau abschätzen.

Quellen:
dpa

https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/mysterioese-hepatitis-bei-kindern-zusammenhang-mit-corona/ 
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/hepatitis-faelle-bei-kindern-ursache-weiter-unklar/ 
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/mysterioese-hepatitis-bei-kindern-erster-fall-in-deutschland/ 

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