Zwei Frauen, eine von ihnen ist kleinwüchsig, warten auf einer Rennbahn in Tiefstartposition auf den Startschuss.© YakobchukOlena / iStock / Getty Images Plus
Der Startschuss für Vosoritid ist gefallen: Das Arzneimittel lässt beim Gendefekt Achondroplasie die Knochen wachsen.

Achondroplasie

STARTSCHUSS FÜR ARZNEIMITTEL BEI KLEINWÜCHSIGKEIT

Bei Achondroplasie beeinträchtigt ein Gendefekt das Knochenwachstum und verursacht so Kleinwüchsigkeit. Die EU-Kommission hat nun Vosoritid zur Behandlung von Achondroplasie zugelassen. Es könnte betroffenen Kindern chirurgische Eingriffe ersparen.

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In der Europäischen Union kommen jedes Jahr schätzungsweise 350 Kinder mit Achondroplasie zur Welt. Mutationen auf Chromosom 4p16.3 beeinträchtigen den Rezeptor 3 des Fibroblastenwachstumsfaktors (FGFR3). So kommt es zu verkürzten Oberarmen und Oberschenkeln, aber auch ein niedriger Muskeltonus, Bein- und Rückenschmerzen, Hörverlust, Herzprobleme oder ein Hydrozephalus sind möglich.

Bei der Therapie mit Wachstumshormonen ist Vorsicht geboten, da diese bei Achondroplasie zu Verknöcherungen an Nervenaustrittspunkten führen kann. Deshalb waren bislang chirurgische Eingriffe nötig, um die Gliedmaßen der Betroffenen zu verlängern oder den Druck auf die Wirbelsäule zu korrigieren. Biomarin International, ein irisches Pharmaunternehmen, das sich auf seltene Erkrankungen spezialisiert hat, hat nun den Wirkstoff Vosortid (in Voxzogo®) entwickelt.

Wie wirkt Vosoritid?

Der C-Typ des natriuretischen Peptids (CNP) bindet an seinen Rezeptor auf der Oberfläche von Chondrozyten, also Knorpelzellen, die aus Chondroblasten hervorgehen. Die FGFR-3-Mutation bei Achondroplasie aktiviert einen Stoffwechselweg, den CNP hemmt. Vosoritid ist eine modifizierte Version von CNP und hemmt den Achondroplasie-typischen Stoffwechselvorgang ebenso, es fördert so die Proliferation und Differenzierung von Chondrozyten.

In einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten 52-wöchigen Studie erhielten 121 Achondroplasie-Patienten zwischen 5 und 18 Jahren täglich 15 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht Vosoritid subkutan. Die Kinder in der Verumgruppe wuchsen in einem Jahr durchschnittlich 1,57 Zentimeter mehr als in der Placebogruppe. Dabei wuchsen die Knochen der Wirbelsäule und der Extremitäten proportional. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Reaktionen an der Einstichstelle (85 %, bei Placebo 82 %), Hypotonie (13 %) und Erbrechen.

Eckdaten zu Voxzogo®

Voxzogo® ist zugelassen für Kinder ab zwei Jahren, deren Epiphysenfuge noch nicht geschlossen ist. Von diesen knorpeligen Wachstumsfugen am Knochenende geht das Längenwachstum aus, sie verknöchern im Alter von etwa 20 Jahren. Vor der Therapie sollen genetische Tests die Diagnose Achondroplasie sichern.

Voxzogo® ist ein Pulver zum Herstellen einer Injektionslösung zur subkutanen Applikation und in den Dosierungen 0,4 Milligramm (mg), 0,56 mg und 1,2 mg erhältlich, ein Karton enthält zehn Einzeldosen. Es muss im Kühlschrank aufbewahrt und nach der Rekonstitution innerhalb von drei Stunden verwendet werden.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/eu-zulassung-fuer-medikament-bei-angeborenem-kleinwuchs-127788/
https://www.mgz-muenchen.de/erkrankungen/diagnose/achondroplasie.html
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/In-Deutschland-wird-bei-Kleinwuchs-Wachstumshormon-zu-wenig-genutzt-324539.html
https://arznei-news.de/vosoritid/
https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/2021/20210826152503/anx_152503_de.pdf

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