Eine Illustration von einem Coronavirus SARS-CoV-2, das mit seinem Spike-Protein an ein ACE2-Protein bindet, welches sich in einer Phospholipid-Doppelschicht-Membran befindet.© Design Cells / iStock / Getty Images Plus
SARS-CoV-2 braucht das ACE2-Protein, um in menschliche Zellen zu gelangen. Das nutzen Forscher aus, um einen Arzneistoff zu entwickeln.

ACE2-Präparat

MÜNCHNER FINDEN NEUEN WIRKANSATZ GEGEN COVID-19

Impfstoffe gibt es nun reichlich gegen SARS-CoV-2, Medikamente jedoch nur spärlich. Ein Münchner Forschungsteam  hat mit einem neuen Ansatz möglicherweise einen zuverlässigen Wirkstoff gegen COVID-19 gefunden.

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„Das SARS-CoV-2-Virus und seine Verwandten werden die Menschheit auch in Zukunft weiter begleiten“. Das sagt Ulrike Protzer, Leiterin des Instituts für Virologie der Technischen Universität München, die gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität München, von Helmholtz Munich und der Münchener Formycon AG an dem Thema forscht. Und da sowohl Impfstoffe als auch Antikörper-Medikamente das Problem haben, dass das Virus ihnen mit jeder erfolgreichen Mutation ein klein wenig ausweicht, ist die Suche nach ihnen schwierig.

Denn durch Immun-Escape-Varianten entzieht sich das Virus immer wieder dem Angriff durch die therapeutischen Antikörper und teilweise sogar den natürlichen, nach einer Impfung ausgebildeten Antikörpern.

Virus mit Zielstruktur anlocken und fangen

Genau diese Problematik hatten die Forscher im Kopf, als sie ihr neues, Protein-basiertes Medikament designten. Es bietet dem Virus sein wichtigstes Ziel an: das Angiotensin-konvertirerende Enzym (ACE2). Und da dieses Eiweiß allein vom menschlichen Körper zu schnell abgebaut würde, fusionierten die Medikamentenforscher es mit einem Fragment des menschlichen Antikörpers Immunglobulin G (IgG).

„Da ein optimales Andocken an das ACE2-Protein für das Virus überlebensnotwendig ist, kann es einem Medikament, das genau auf diesem Protein basiert, nicht ausweichen“, sagt Professor Johannes Bucher, ebenfalls TU München. „Das Fusionsprotein wird daher auch gegen zukünftige Mutationen sicher wirken.“ Man versucht sich gerade an der aktuellen Omikron-Variante.

Drei große Vorteile

Das Fusionsprotein aus ACE2 und IgG, das auf den Namen FYB207 hört, kann potentiell also gegen alle Coronaviren eingesetzt werden, die ACE2 als Eintrittspforte benutzen. Das Protein besitzt darüber hinaus eine natürliche Enzymaktivität im Herz-Kreislaufsystem, die einen zusätzlichen Schutz für Lunge, Herz und Niere vor einem bedrohlichen Organversagen bieten könnte.

Ein weiterer Vorteil des neuen Ansatzes: „Das Fusionsprotein lässt sich gut biotechnologisch herstellen“, sagt Dr. Carsten Brockmeyer, Mitautor der Studie. „Im Rahmen der Kooperation der Bayrischen Forschungsstiftung mit der TU haben wir auch darauf geachtet, dass die ausgewählten Wirkstoffvarianten pharmakologisch günstige Eigenschaften haben.“

Klinische Studien stehen bevor

Man hofft, im ersten Halbjahr des neuen Jahres mit den ersten klinischen Studien beginnen zu können. Denn eins ist sicher: Vor dem Hintergrund zukünftiger, möglicherweise sogar noch ansteckender Varianten braucht die Menschheit neben der Impfung auch einen breit wirksamen Wirkstoff gegen das neuartige Coronavirus.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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