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Bewegung statt Bettruhe

AB INS KÜHLE NASS

Zahlreiche Menschen besuchen je nach Jahreszeit Schwimmhallen, Freibäder oder Badeseen. Denn Schwimmen sorgt nicht nur für Abkühlung und Freude, sondern kräftigt die Muskeln des gesamten Bewegungsapparates.

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Schwimmen zählt weltweit zu den beliebtesten Sportarten. Die Ertüchtigung im Wasser macht Spaß, hebt die Stimmung und trainiert nebenbei noch den Körper. Durch die Bewegung im Wasser beugen Aktive Fehlhaltungen und damit einhergehenden Schmerzen und Verspannungen vor. Weil Wasser den Körper trägt, ist der Mensch nur noch ein Siebtel seines Gesamtgewichtes schwer und schwebt quasi. Die Befreiung von der Schwerkraft hat positive physiologische Effekte wie die Entlastung der Gelenke, die Förderung des Gleichgewichts, die Verbesserung der Koordination oder die Zunahme der Gelenkbeweglichkeit.

Für wen ist die Sportart geeignet? Grundsätzlich kann jeder Mensch mit dem Schwimmsport beginnen – vor der Aufnahme der sportlichen Betätigung ist eine ärztliche Untersuchung auf Sporttauglichkeit sinnvoll. Um Fehlbelastungen zu vermeiden, ist die korrekte Schwimmtechnik von entscheidender Bedeutung, die man im Rahmen eines Schwimmkurses unter der Anleitung eines Trainers erlernen kann. Wer Probleme hat, den Kopf unter Wasser zu tauchen und in dieser Position auszuatmen, kann dies zuhause in der Badewanne üben.

Gesundheitsförderliche Effekte Schwimmen bringt das Herz-Kreislauf-System in Schwung und stärkt den Herzmuskel, da das Wasser Druck auf den Organismus ausübt, die Blutgefäße sich verengen und das Blut zurück in den Brustraum gelangt. Das Herz muss diesen Einfluss ausgleichen, indem es mehr Blut pro Schlag transportiert – folglich vergrößert sich das Herzvolumen, während die Herzfrequenz abnimmt. Schwimmen beeinflusst auch die Venen positiv, weil die Durchblutung durch die Bewegung der Beine zunimmt und der Rücktransport des Blutes zum Herzen gefördert wird.

Verschiedene Stile Brustschwimmen ist unter den Schwimmstilen am weitesten verbreitet und besonders beliebt, weil man dabei nach vorne schaut, besser orientiert ist und Zusammenstöße mit anderen Wasserratten vermeidet. Beim Brustschwimmen führen die Arme eine Zugbewegung aus, während die Beine eine Schubbewegung vollbringen. Bei der Zugbewegung werden Unter- und Oberarmmuskulatur trainiert, bei der Bewegung der Beine ist der Einsatz der seitlichen, vorderen und hinteren Oberschenkelmuskulatur, des Gesäßmuskels (Glutaeus maximus), der Waden- und der Schienbeinmuskulatur erforderlich.

Der Latissimus dorsi (seitlicher Rumpfmuskel) spielt bei der Zugbewegung der Arme ebenfalls eine wichtige Rolle, ist bei gut trainierten Schwimmern besonders ausgeprägt und macht die typische Triangel-Form der Schwimmer-Oberkörper aus. Auch die vorderen und seitlichen Bauchmuskeln sowie die hinteren Rumpfmuskeln sind beim Brustschwimmen gefordert. Der Kopf wird während des Schwimmvorgangs regelmäßig ins Wasser eingetaucht und nur zum Atmen heraus gehoben, sodass die Nacken- und Halsmuskeln Arbeit leisten. Rückenschwimmen und Kraulen ähneln sich in ihren Bewegungsabläufen stark, sie unterscheiden sich nur in wenigen Punkten, wie etwa der Wasserlage (Rücken und Bauch).

Voraussetzung für diese Schwimmstile ist eine hohe Beweglichkeit in der Schulter und der Hüfte, außerdem werden wie beim Brustschwimmen die Bein-, Arm-, Gesäß-, Rücken- und Bauchmuskulatur trainiert. Die Aktivität der Schultermuskulatur verschafft Menschen mit Verspannungen und Schmerzen im Bereich der Schulterblätter Linderung. Die Technik des Delphinschwimmens geht mit der höchsten Kraftanstrengung einher und stellt auch koordinativ die größte Herausforderung im Wasser dar. Arme und Beine kommen hier simultan zum Einsatz und kaum ein Muskel bleibt von der Arbeit verschont. Von entscheidender Bedeutung ist bei diesem Schwimmstil die Beweglichkeit der Wirbelsäule.

Vom Brustschwimmerknie bis zur Schwimmerschulter Schwimmen gilt als eine der verletzungsärmsten Sportarten. Die meisten Unfälle, die mit dem Sport in Verbindung stehen, haben mit dem Bewegungsablauf beim Schwimmen nichts zu tun: Es handelt sich eher um Tritte durch andere Schwimmer, Verletzungen durch Ausrutschen auf glatten Fliesen oder durch waghalsige Sprünge ins kühle Nass. Bei Sprüngen kann der Kopf beispielsweise auf dem Grund aufprallen, sodass sich die Halswirbelsäule zusammenstaucht. Folgen sind Halswirbelverrenkungen sowie im schlimmsten Fall Wirbelbrüche, die unter Umständen mit einer Querschnittlähmung einhergehen.

Schäden am Knie entstehen meist durch fehlerhafte Belastungen beim Brustschwimmen oder durch das Wenden am Beckenende. Die berühmte Schwimmerschulter ist die Bezeichnung für sämtliche Beschwerden, die durch orthopädische Veränderungen im Schultergelenk auftreten. Hierzu gehören Muskelverkürzungen, Entzündungen von Schleimbeutel oder Sehne, Halswirbelveränderungen sowie das Impingement-Syndrom.

Die Ursachen liegen unter anderem in Bewegungsstörungen und Fehlstellungen des Schulterblattes oder in einem Missverhältnis aus weiten vorderen und engen hinteren Gelenkkapselverhältnissen. Durch Übungen zur Kräftigung der Schulterblattmuskulatur, am besten unter professioneller therapeutischer Anleitung, beugen Schwimmer der Schwimmerschulter vor. Auch Dehnübungen am kurzen Brustmuskel sowie an der hinteren Kapsel der Schulter dienen der Prävention derartiger Beschwerden.

Technik sorgfältig auswählen Schwimmen ist bei Übergewicht eine optimale Wahl, denn das Gewicht lastet während der Bewegung nicht auf den Gelenken. Auch Menschen mit Rückenschmerzen oder Kniearthrose können gut im Wasser trainieren, ohne Knochen und Gelenke zu beanspruchen. Anstrengend ist der Sport trotzdem, denn man muss sich gegen den Widerstand des Wassers bewegen, was das Training sehr effektiv macht. Zum Abspecken ist Schwimmen aufgrund der Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining ebenfalls gut geeignet, was der Kalorienverbrauch von 500 bis 650 Kalorien pro Stunde zeigt.

Personen mit Knieproblemen sollten Kraulen und Rückenschwimmen bevorzugen, da die Beinbewegungen hierbei, anders als beim Brustschwimmen, aus der Hüfte kommen. Bei Nacken- und Halsbeschwerden ist aufgrund der Beanspruchung der Muskulatur durch das Eintauchen des Kopfes ebenfalls auf Brustschwimmen zu verzichten. Beim Kraulen bleibt der Nacken hingegen stabil, sodass dieser Stil für Personen mit Nackenproblemen ideal ist. Kraulen, Rücken- und Delfinschwimmen sind für Kunden mit Schulterschmerzen aufgrund der intensiven Bewegung der Schultergelenke nicht geeignet. Wichtig ist bei diesen Schwimmstilen, dass man freie Bahn hat, da der Blick nicht nach vorne gerichtet ist und man dadurch Zusammenstöße mit anderen Schwimmern riskiert.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/19 ab Seite 110.

Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin

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