Plastikflaschen treiben im Wasser. © solarseven / iStock / Getty Images Plus
© solarseven / iStock / Getty Images Plus
Mikroplastik
PKA-Fortbildung

Was hat die Apotheke damit zu tun?

Plastik ist heutzutage im täglichen Leben und auch in der Apotheke nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig machen sich immer mehr Menschen zu Recht Sorgen wegen der großen Zunahme von Mikroplastik in der Umwelt, der Nahrung und im menschlichen Körper.

5 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. März 2021

5 Minuten

Was genau ist eigentlich Mikroplastik? Die Vorsilbe „Mikro“ weist schon auf kleine Plastikteilchen hin. Allerdings ist die Partikelgröße bis jetzt nicht international einheitlich festgelegt. In Deutschland hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (abgekürzt BfR, eine Bundesoberbehörde wie auch das bekanntere Robert Koch-Institut) die Größe der Partikel zwischen 0,1 μm und kleiner als 5 mm definiert. Damit sind die größten Mikroplastikteilchen nicht nur mit dem Mikroskop, sondern auch schon mit dem bloßen Auge erkennbar.

Wie entsteht Mikroplastik? Grundsätzlich wird zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik unterschieden. Diese Differenzierung bezieht sich auf den Ursprung, also ob es gezielt produziert wurde oder ob es sich um ein unbeabsichtigtes Abfallprodukt aus Makroplastik handelt. Primäres Mikroplastik wird zum Beispiel in Kosmetik und Körperpflegemitteln verwendet. Anwendung findet es dort unter anderem als Schleifmittel in Peelings und Zahnpflegemitteln oder als Bindemittel in Duschgels, Badezusätzen, Make-ups, Sonnenschutzprodukten, Nagellack oder Parfum. Auch Apothekenprodukte sind hiervon betroffen.

LERNZIELE
Lernen Sie in dieser Fortbildung:

+ wo das Mikroplastik in unserer Umwelt herkommt,
+ was es so gefährlich macht und
+ wie Sie in der Apotheke zu weniger Mikroplastik beitragen können.

Wer sich informieren möchte, kann in Einkaufsratgebern von NGOs (Non-government organizations) wie dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) im Internet nachlesen, welche Produkte betroffen sind. Sie selbst können nicht nur bei Ihrem eigenen Einkauf als Kunde darauf achten, sondern haben als PKA die Möglichkeit, Vertreter der betroffenen Firmen gezielt darauf anzusprechen und mikroplastikfreie Produkte bei der Bestellung und der Kundenberatung zu bevorzugen. Helfen kann auch die Deklarierung mit Hilfe der INCI-Liste. Diese Abkürzung steht für International Nomenclature of Cosmetics Ingredients.

Auf allen in Europa gehandelten Kosmetik- und Körperpflegemitteln müssen die Inhaltsstoffe in abnehmender Reihenfolge deklariert, also angegeben werden. Leider muss dabei nicht aufgeführt werden, ob der jeweilige Inhaltsstoff in Form von Mikrokunststoffpartikeln verwendet wird. Das häufig eingesetzte Polyethylen kann beispielsweise sowohl als kurzkettige Flüssigkeit als auch als größerer Komplex in Form von Mikropartikeln vorhanden sein. Sie können aber als Kunde beim Hersteller nachfragen. Das macht zwar Arbeit und Mühe, zeigt aber auch den Firmen das zunehmende Interesse an dieser Problematik.

Und sekundäres Mikroplastik? Es entsteht durch Zerfall und Alterung von Makroplastik wie zum Beispiel Plastikverpackungen oder Mülltüten. Durch Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung, Meerwasser oder Wind wird es in immer kleinere Teile zersetzt. Die meisten Apotheken verzichten schon seit einiger Zeit komplett auf das Mitgeben von Plastiktüten, seitdem diese nicht mehr kostenlos abgegeben werden dürfen. Dies wird von den meisten Kundinnen auch gut akzeptiert. Auf plastikfreie Verpackungen von Produkten ganz zu verzichten, ist dagegen nahezu unmöglich. Leider gibt es seit einiger Zeit auch Umverpackungen, die nur scheinbar ökologisch aussehen. Sie vermitteln den Eindruck, aus Altpapier zu bestehen, tatsächlich handelt es sich aber um Verbundverpackungen, bei denen der Papieranteil eng mit dem Kunststoffanteil zusammengebracht ist.

Diese Mogel-Verpackungen dürfen auf keinen Fall im Altpapier entsorgt werden, worauf Sie Ihre Kunden unbedingt aufmerksam machen müssen. Außerdem gibt es Alternativen, die ganz ohne Plastikverpackungen auskommen. So fragen vor allem jüngere Kunden zunehmend nach festen Duschartikeln oder festen Haarshampoos. Bei diesen recht neuen Produktgruppen ist Ihre Beratung gefragt. Geben Sie bei der Abgabe fester Duschartikel Ihren Kunden folgende Anwendungshinweise: „Feuchten Sie zunächst Ihre Haut gut an. Dann massieren Sie das feste Duschprodukt ein und lassen Sie sie etwas einwirken. Zum Schluss gründlich abspülen!“ Feste Shampoos sind von festen Haarseifen zu unterscheiden. Optisch sehen sie ohne Verpackung gleich aus, deshalb ist die Beschriftung genau zu beachten.

Wie der Name „Seife“ erahnen lässt, beruht die Waschwirkung von Haarseifen auf alkalischen Substanzen. Diese zerstören dadurch den natürlichen Säureschutzmantel der Kopfhaut, sind also nicht „pH-hautneutral“. Dadurch werden feste Haarseifen von vielen Menschen auf Dauer nicht gut vertragen. Empfehlen Sie Erstanwendern oder Kunden, die um Ihren Rat fragen, deshalb lieber feste Shampoos. Diese besitzen meistens einen pH-Wert im leicht sauren, also physiologischen Bereich der Haut, zwischen 5 und 6. Zur Aufbewahrung können Sie folgende Tipps mit auf den Weg geben: „Bewahren Sie das feste Shampoo offen auf, damit es nicht aufweicht und gut zu greifen bleibt.“ Das gleiche gilt für feste Duschartikel. Alternativ können diese auch in einem lockermaschigen Säckchen gelagert werden, mit dem sich Kunden beim Duschen zusätzlich einreiben können.

Eine andere Möglichkeit, die Menge an Plastikabfall zu reduzieren, ist, auf dünnere und damit leichtere Packungen umzustellen. Den Nutzen für die Umwelt sollten Sie Ihren Kunden ganz bewusst erklären, denn es gibt durchaus psychologische Hemmungen bei der Einkaufsentscheidung zu einer leichteren Verpackung zu greifen, da eine schwerere Verpackung bei den meisten Menschen oft unbewusst als Qualitätskriterium gilt. Einige dieser Verpackungen sind auch weich und flexibel genug, um den Inhalt wie aus einer Zahnpastatube auszudrücken. Das birgt zusätzlich hygienische Vorteile, weil die Inhaltsstoffe weniger mit Luft in Kontakt kommen. Wenn Sie als PKA beim Einkauf von wirkstoffgleichen Arzneimitteln die Wahl zwischen Primärverpackungen aus Glas oder Plastik haben, sollten Sie dies mitberücksichtigen. Dies ist beispielsweise bei Schüssler-Salzen der Fall. Informieren Sie Ihre Kollegen vom pharmazeutischen Personal darüber, dass dies ein zusätzliches Kriterium für die Kundenberatung sein kann.

Wie gefährlich ist Mikroplastik? Für diese Einschätzung ist in Deutschland das bereits erwähnte Bundesinstitut für Risikobewertung zuständig. Es unterscheidet dabei unter anderem zwischen der Aufnahme von Mikroplastik durch Lebensmittel, Kosmetika oder Körperpflegemittel. Auch wenn nach gegenwärtigem Wissensstand eine Gesundheitsgefährdung für den Menschen weder durch Aufnahme von Mikropartikeln über Lebensmittel noch über Kosmetika oder Körperpflegemittel bewiesen ist, ist dieses Problem nicht zuletzt wegen dem Wohl der Tiere sehr ernst zu nehmen. Besonders in den Weltmeeren sterben immer mehr Tiere daran. Hinzu kommt, dass Mikroplastik eine sehr lange Abbauzeit besitzt - je nach Zusammensetzung bis zu 2000 Jahre.

Dadurch dass es keine international anerkannte Definition von Mikroplastik gibt, ist auch die Festlegung von Grenzwerten schwierig. Unter Grenzwerten, auch als Höchstwerte bezeichnet, wird die Konzentration von Stoffen, ab denen eine Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen ist, verstanden. Fakt ist, dass es bis heute keine Grenzwerte für Mikroplastik-Partikel in Lebensmitteln oder Kosmetik beziehungsweise Körperpflegemitteln gibt. Im sogenannten „Kosmetikdialog“ hat sich die Bundesregierung 2019 mit der Kosmetikindustrie auf einen freiwilligen Verzicht von Mikroplastik geeinigt. Der bereits erwähnte Einkaufsratgeber des BUND zeigt aber, dass dies noch immer bei vielen Produkten nicht umgesetzt ist.

Was können Sie außerdem noch tun? Ein paar abschließende Ideen für Ihren Apotheken-Alltag:

  • Bevorzugen Sie unvermeidbare Kunststoffverpackungen aus einheitlicher Zusammensetzung mit Polyethylen. Denn bis auf wenige medizinische Substanzen, die unbedingt in Kunststoffen mit speziellen Anforderungen aufbewahrt werden müssen, würde eine solche Nutzung das Recycling deutlich erleichtern. Falls es in bestimmten Produktsegmenten keine Angebote in dieser Art gibt, sprechen Sie die Firmen direkt darauf an.
  • Da der überwiegende Teil von Mikroplastik durch den Abrieb von Autoreifen entsteht, sind Botenlieferungen mit dem Fahrrad oder E-Bike sehr sinnvoll. Damit können Sie sich außerdem von Online-Apotheken absetzen, die durch die Auslieferung mit diversen Paketdienstleistern zusätzlich die Straßen verstopfen und die Feinstaubkonzentration in der Luft erhöhen.
  • Geben Sie Ihren Kunden nur bewusst ausgewählte Pröbchen mit, damit sie nicht ungenutzt im Müll landen, sondern mit Freude angewendet werden.
  • Gestalten Sie ein Schaufenster, welches auf die Problematik aufmerksam macht mit mikroplastikfreien Produkten.

Ute Kropp, Apothekerin und PKA-Lehrerin

Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.


Hinweis zur Akkreditierung
Für die PKA-Fortbildung können wir Ihnen in diesem Monat leider keinen Fortbildungspunkt anbieten, weil wir die Akkreditierung von der Apothekerkammer Nordrhein auf die Bundesapothekerkammer umstellen. Trotzdem lohnt es sich mitzumachen! Denn stattdessen verlosen wir unter allen richtigen Einsendungen drei Douglas-Gutscheine im Wert von je 25 Euro. Wir arbeiten daran, dass Sie bald wieder Punkte sammeln können.

Unsere vollständigen Teilnahmebedingungen für Gewinnspiele finden Sie

<link www.diepta.de/footer/information/gewinnspiele/>hier</link&gt;

.

Unsere vollständige Datenschutzerklärung finden Sie

<link www.diepta.de/footer/information/datenschutz/>hier</link&gt;

.
×