Schilddrüse
PTA-Fortbildung

Kleines Organ mit großer Wirkung

Sie ist klein und unscheinbar, dennoch für den Körper unverzichtbar. Die Rede ist von der Schilddrüse, der größten Hormondrüse des Menschen, die mehr oder weniger alle körperlichen Funktionen regelt.

20 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. März 2023

Die Schilddrüse kann man bei einem gesunden Menschen von außen kaum sehen oder ertasten, denn sie wiegt lediglich zwischen 18 (Frau) 25 Gramm (Mann) und ist nur so groß wie eine Walnuss. Das kleine Organ schmiegt sich unterhalb des Kehlkopfes (Larynx) um den Schildknorpel (Cartilago thyroidea) und die obere Luftröhre (Trachea), was ihm den Namen Schilddrüse (Glandula thyreoidea, von lat. Glandula = Drüse und thryreo = Schild) eingebracht hat. Die Schilddrüse besteht aus zwei Drüsenlappen, die über eine Gewebebrücke, den Isthmus, miteinander verbunden sind und ihr die Form eines Schmetterlings verleihen.

Produzent lebenswichtiger Hormone

In speziellen Drüsenzellen, den Follikelepithelzellen (Thyreozyten), produziert die Schilddrüse Tetrajodthyronin (Thyroxin) und Trijodthyronin. Beide Hormone leiten sich von der Aminosäure Tyrosin ab, unterscheiden sich aber in der Anzahl der gebundenen Jodatome. Thyroxin (T4) besitzt vier Jodatome, Trijodthyronin (T3) entsprechend nur drei.

Durch Abspaltung eines Jodatoms wird im Körper das weniger wirksame, dafür aber langlebigere T4 (Depotform) in das kurzlebigere, aber wirkungsstärkere T3 (Wirkform) umgewandelt. Der überwiegende Teil von T3 und T4 ist im Blut an spezielle Proteine gebunden, vor allem an das Thyroxin-bindende Globulin (TGB). Die Eiweiße dienen als Transportmittel.

Sie bringen die Schilddrüsenhormone zu den entsprechenden Zielorganen. Biologisch aktiv und damit stoffwechselwirksam sind aber nur die freien, ungebundenen Hormone, die als fT4 und fT3 bezeichnet werden. Darüber hinaus stellt die Schilddrüse in den C-Zellen noch Calcitonin her, ein Hormon, das den Calcium-Blutspiegel und den Knochenstoffwechsel beeinflusst.

T3 und T4 sind an einer Vielzahl von Stoffwechselprozessen und der Organentwicklung beteiligt. Bereits im Mutterleib hängt die kindliche Entwicklung von einer ausreichenden Versorgung der Schilddrüsenhormone ab. Sie steuern zahlreiche Körperfunktionen. Sowohl Energiehaushalt, Körpertemperatur, Herz-Kreislauf-System, Blutdruck, Nieren- und Darmtätigkeit, Fett- und Bindegewebsstoffwechsel, Schweiß- und Talgdrüsenaktivität, Nervensystem, Psyche als auch Fertilität – alles unterliegt den Hormonen der Schilddrüse.

Lernziele
Lernen Sie in dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung unter anderem,
+    was man unter einer Hypo- und einer Hyperthyreose versteht.
+    welche Schilddrüsenerkrankungen besonders häufig auftreten,
+   mit welchen Symptomen sich die verschiedenen Funktionsstörungen und Erkrankungen der Schilddrüse bemerkbar machen,
+    welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt,
+    welche Patienten eine Jod-Supplementation benötigen,
+    welche Beratungshinweise Sie geben können.

Hormoneller Regelkreis rund um die Schilddrüse

Der gesamte Stoffwechsel läuft nur reibungslos, wenn die Schilddrüse einwandfrei arbeitet, also immer die richtige Menge an Schilddrüsenhormonen produziert und kontrolliert abgibt. Dafür ist das Organ in einen komplexen Regelkreis eingebunden, der über einen negativen Rückkopplungsmechanismus funktioniert. Oberste Schaltzentrale ist der Hyothalamus, ein Abschnitt des Zwischenhirns.

Er schüttet bei niedrigen T3- oder T4-Spiegeln das Thyreotropin-Releasing-Hormon (TRH) aus, das die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) stimuliert, das Hormon Thyreotropin (Thyreoidea-stimulierendes Hormon, TSH) in die Blutbahn abzugeben. TSH fördert die Aufnahme von Jod in die Thyreozyten und stößt damit die Schilddrüse zur Hormonproduktion und verstärkten Hormonfreisetzung an.

Über eine negative Rückkopplung drosseln hohe Spiegel der Schilddrüsenhormone über den Normalwert hinaus wiederum die TRH-Ausschüttung und damit die Aktivität der Hypophyse. Sie schüttet dann weniger TSH aus und die Produktion und Sekretion an T3 und T4 geht zurück, bis wieder normale Hormonverhältnisse vorliegen. Solange dieses streng kontrollierte Zusammenspiel reibungslos funktioniert, befinden sich alle Botenstoffe im Gleichgewicht.

Die wichtigsten Schilddrüsenfunktionsstörungen

Doch bei vielen gerät die Schilddrüse aus den unterschiedlichsten Gründen aus dem Takt. Bei mehr als 99 Prozent aller Schilddrüsenfunktionsstörungen liegt die Ursache in der Hormondrüse selber (primäre Funktionsstörung). Selten liegt die Ursache in der Hypophyse (sekundäre Funktionsstörung) oder im Hypothalamus (tertiäre Funktionsstörung). Bei der Art der Funktionsstörung unterscheidet man Über- und Unterfunktionen der Schilddrüse.

Von einer Überfunktion (Hyperthyreose) wird gesprochen, wenn die Schilddrüse übermäßig viele Hormone produziert. Stellt sie zu wenig her, wird dies als Unterfunktion (Hypothyreose) bezeichnet. Hyper- und Hypothyreosen stellen sich bei unterschiedlichen Schilddrüsenerkrankungen ein. So führt eine Hashimoto-Thyreoditis im Krankheitsverlauf typischerweise zu einer Hypothyreose und beim Morbus Basedow liegt eine Hyperthyreose zugrunde.

Allerdings ist das Krankheitsgeschehen noch viel komplexer. Eine Hashimoto-Thyreoiditis kann beispielsweise anfangs mit zu hohen Hormonspiegeln und damit mit Symptomen einer Hyperthyreose einhergehen und erst später in einer Hypothyreose enden. Zudem sind Gewebeveränderungen sowohl bei einer zu hohen als auch zu niedrigen Produktion von Schilddrüsenhormonen zu finden.

Beispielsweise entwickelt sich eine vergrößerte Schilddrüse bei einem Jodmangel, der schließlich zu einer Hypothyreose führt, ebenso wie beim Morbus Basedow, der mit einer Hyperthyreose vergesellschaftet ist. Und Autoimmunprozesse liegen nicht nur bei der Hashimoto-Thyreoiditis, sondern auch beim Morbus Basedow vor. 

Auch die Symptomatik gestaltet sich häufig konfus, da sie relativ unspezifisch und damit am Anfang nicht unbedingt als Zeichen einer Schilddrüsenerkrankung erkannt wird. Zudem können nicht alle körperlichen Signale immer eindeutig den jeweiligen Funktionsstörungen zugeordnet werden. Klarheit bringt eine Laboruntersuchung, bei der zunächst die freien Schilddrüsenhormone und der TSH-Wert bestimmt werden.

Sollte sich dadurch ein Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung ergeben, wird im zweiten Schritt eine Antikörper-Bestimmung durchgeführt. Zudem schließen sich eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) und unter Umständen eine Szintigraphie an.

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