Menstruationsbeschwerden
PTA-Fortbildung

Beschwerdefrei durch die Tage kommen

Die Menstruation gehört zum Leben jeder gebärfähigen Frau. Doch nicht immer verläuft sie reibungslos. Verschiedene Beschwerden können sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Zyklus einstellen.

20 Minuten

Die monatliche Blutung wurde über viele Jahrhunderte hinweg von Vorurteilen und Mythen begleitet. Es grassierte die Angst vor dem „giftigen“ Menstrualblut oder dem „bösen“ Blick menstruierender Frauen. Auch gab es für Frauen während der Regel Berufsverbote, beispielsweise in Weinkellereien und Brauereien, da man davon überzeugt war, dass Getränke durch sie sauer würden. Einige dieser Vorstellungen hielten sich noch bis zum Ende der 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Erst in den letzten Jahrzehnten wird das Zyklusgeschehen enttabuisiert und der Umgang damit offener. Inzwischen fangen die Frauen an, freier über ihre monatlichen Blutungen zu sprechen und sie wissen, dass weder gesellschaftliche Einschränkungen noch mit der Menstruation einhergehende Beschwerden als unabwendbares Schicksal hingenommen werden müssen.

Individuelle Zykluslänge Die Menstruation setzt bei der geschlechtsreifen Frau ungefähr alle vier Wochen ein. Sie dauert zirka drei bis fünf Tage, wobei sie zumeist am zweiten Tag am stärksten ist. Durchschnittlich verliert die Frau während dieser Zeit 60 bis 70 Milliliter (ml) Flüssigkeit, die aus mit Blut vermischten Resten der Gebärmutterschleimhaut besteht. Der Begriff Menstruation (lat. menses = Monate) nimmt auf das monatliche Geschehen Bezug. Allerdings ist es ein Irrglaube, dass eine normale Zykluslänge grundsätzlich einen Monat und damit 28 Tage beträgt. Dies ist nur ein Durchschnittswert.

Etwa lediglich zehn Prozent aller Frauen haben genau alle vier Wochen eine Regelblutung. Die Länge des Zyklus ist individuell und damit im Einzelfall unterschiedlich lang. Zykluslängen zwischen 25 und 35 Tagen gelten als normal. Aber auch diese können von Monat zu Monat in gewissem Rahmen variieren, ohne dass gleich eine pathologische Zyklusstörung vorliegt. Auslöser für natürliche Schwankungen sind zahlreich. Seelischer oder körperlicher Stress, Reisen mit Klimawechsel, Schichtarbeit, Infekte, Diäten, Leistungssport oder Phasen der Hormonumstellung (z. B. nach einer Geburt, Absetzten der Pille) sind nur einige der möglichen Ursachen.

LERNZIELE

Lernen Sie in dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung
+ die Grundlagen des weiblichen Zyklus und verschiedene Zyklusstörungen kennen,
+ wie sich primäre und sekundäre Dysmenorrhö unterscheiden,
+ wie es zu Endometriose und Polyzystischem Ovarialsyndrom kommt,
+ welche Symptome beim Prämenstruellen Syndrom auftreten,
+ wie die verschiedenen Menstruationstörungen behandelt werden können und
+ wann die Grenzen der Selbstmedikation erreicht sind.

Zyklus aus dem Takt Von Zyklusstörungen spricht man erst bei Zykluslängen, die oberoder unterhalb des Normbereichs liegen. Diese gehen zugleich mit einer veränderten Blutungsfrequenz einher. Außerdem können sich Unregelmäßigkeiten bei der Blutungsstärke einstellen, manchmal liegt auch beides vor. Bei einer Oligomenorrhö kommt es weniger als einmal im Monat zu einer Blutung, gleichzeitig liegen verlängerte Zyklen (> 35 und < 45 Tagen) vor. Im Gegensatz dazu werden übermäßig häufige Blutungen mit verkürzten Zyklen (< 25 Tage) Polymenorrhö genannt.

Azyklische Blutungen, also eine Metrorrhagie, liegt vor, wenn zwischen zwei Menstruationen wiederholt Zwischenblutungen eintreten. Und ein Ausbleiben der Blutung trägt den Fachterminus Amenorrhö. Häufig sind Zyklusstörungen auf hormonelle Dysfunktionen ohne Krankheitswert zurückzuführen. Verkürzte Zyklen sind beispielsweise typisch für die ersten Regelblutungen oder während der Wechseljahre. Sie können aber ebenso wie seltene oder komplett fehlende Blutungen Symptom behandlungsbedürftiger Erkrankungen sein, sodass letztendlich nur eine ärztliche Untersuchung Klarheit schafft. Eine Amenorrhöe gehört immer zum Gynäkologen.

Zu schwache oder zu starke Menstruationen Von einer normalen Blutungsstärke kann ausgegangen werden, wenn die menstruierende Frau pro Tag etwa fünf bis sechs Binden oder vier bis fünf Tampons verbraucht. Benötigt sie deutlich weniger, spricht man von einer Hypomenorrhö, bei der die Blutung nur sehr schwach und von kurzer Dauer ist. Zu schwache Blutungen können in Störungen des Körpergewichts (z. B. starke Gewichtsabnahmen, Magersucht) begründet sein.

Sie sind auch häufig ein Zeichen für die nachlassende Eierstockfunktion während der Wechseljahre. Da in dieser Zeit die Estrogenproduktion nachlässt, wird die Gebärmutterschleimhaut weniger stark aufgebaut und blutet folglich in der Blutungsphase weniger ab. Das Gegenteil davon ist die Hypermenorrhö, eine zu starke Blutung, die durch einen Blutverlust von mehr als 80 ml pro Zyklus gekennzeichnet ist. In den meisten Fällen liegt dafür keine Grunderkrankung vor. Insbesondere sind Teenager betroffen, da sich ihre Hormonspiegel noch einpendeln müssen.

Veränderungen der Blutungsintensität können aber auch organisch bedingt sein, beispielsweise durch gutartige Geschwülste in der Gebärmuttermuskulatur (Myome), Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter (Endometriose), Karzinome am Eierstock oder der Gebärmutter. Ist die Blutung nicht nur verstärkt, sondern dauert zudem länger als sieben Tage, liegt eine Menorrhagie vor. Häufigste Ursache ist eine intrauterin liegende Kupferspirale. In seltenen Fällen kann sie auch Zeichen für eine Gerinnungsstörung sein, die mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergeht, oder auf einen Tumor in der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses deuten.

Unter dem Einfluss des FSH reift in der ersten Zyklushälfte ein Follikel heran und der Estrogenspiegel steigt. Durch den LH-Anstieg kommt es etwa in der Mitte des Zyklus zum Eisprung. Die Eizelle selbst wandert durch den Eileiter in die Gebärmutter. Die Reste des Follikels werden zum Gelbkörper und produzieren Progesteron.

Erste und letzte Regel In Deutschland setzt bei den Mädchen die erste Menstruationsblutung meist zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr ein. Sie wird Menarche genannt und stellt das Signal dafür dar, dass sich die Frau in ihrer fruchtbaren Lebensphase befindet. Sollte sich bis zum 16. Lebensjahr keine Menstruation eingestellt haben, empfiehlt sich eine gynäkologische Untersuchung, ebenso bei einem auffällig frühen Beginn. Die erste Regel ist aber nicht gleichzusetzten mit dem Beginn regelmäßiger Blutungen. In den ersten zwei Jahren sind mehr als die Hälfte aller Zyklen noch ohne Eisprung und damit unregelmäßig. Bis sich der Zyklus eingespielt hat, können noch weitere drei Jahre vergehen.

Bis dahin gelten Zyklusunregelmäßigkeiten als normal und meist als nicht therapiebedürftig. Auch wenn die vollständige Fruchtbarkeit meist erst einige Jahre nach der ersten Periode erreicht wird, sollte man sich nicht darauf verlassen, dass zu Beginn der Geschlechtsreife nur selten ein Eisprung stattfindet. Daher müssen auch junge Mädchen, die bereits Geschlechtsverkehr haben, von Anfang an verhüten, um eine Befruchtung sicher auszuschließen. Meist behalten Frauen die Fähigkeit zur Fortpflanzung bis ins mittlere Lebensalter hinein. Der Zeitpunkt der letzten Regelblutung, der Menopause, variiert von Frau zu Frau. Er kann nur rückblickend festgestellt werden, nachdem die Regelblutung an zwölf aufeinanderfolgenden Monaten ausgeblieben ist. Gewöhnlich tritt die Menopause zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr ein. In Europa liegt das Durchschnittsalter der Frauen zwischen 51 und 52 Jahren.

Menstruationszyklus Während der fruchtbaren Phase einer Frau wird ihr Zyklus jahrzehntelang in einem hormonellen Regelkreis durch ein fein abgestimmtes Zusammenspiel verschiedener Hormone gesteuert. Über mehrere Mechanismen wird die Gebärmutterschleimhaut auf- und umgebaut, was letztendlich dazu dient, eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Bleibt eine Befruchtung aus, wird ungefähr alle vier Wochen eine Menstruationsblutung ausgelöst. Definitionsgemäß beginnt mit dem ersten Tag der Blutung ein neuer Zyklus, der sich prinzipiell in zwei Teile gliedert.

Die erste Zyklushälfte ist durch ansteigende Estrogenspiegel gekennzeichnet und endet mit dem Eisprung. In dieser Zeit wird die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut, weshalb man auch von der Proliferationsphase (Proliferation = Vermehrung, Wachstum) spricht. Zeitgleich reift im Eierstock unter dem Einfluss des Follikel-stimulierenden Hormons (FSH) das Eibläschen (Follikel) heran, in dem das Estrogen gebildet wird. Gängiges Synonym ist daher auch Eireifungs- oder Follikelphase. Mit zunehmender Follikelgröße steigt die Estrogenproduktion, was eine Ausschüttung des Luteinisierungshormons (LH) bewirkt. Der Eisprung wird schließlich durch einen steilen LH-Anstieg ausgelöst, der etwa in der Mitte das Menstruationszyklus erfolgt. Dabei platzt der Follikel und gibt die befruchtungsfähige Eizelle frei, die dann über den Eileiter in die Gebärmutter wandert.

Mit dem Eisprung beginnt die zweite Zyklushälfte. Sie wird Gelbkörper- oder Lutealphase genannt, da sich aus den Resten des Follikels unter Einlagerung eines gelben Pigmentes der Gelbkörper (Corpus luteum) entwickelt. Im Gelbkörper wird das Gelbkörperhormon Progesteron produziert, das in dieser Phase das Geschehen dominiert. Der Estrogenspiegel sinkt, wobei weiterhin Estrogen gebildet wird. Unter Progesteroneinfluss steigt zwei Tage nach dem Eisprung die Körpertemperatur um mindestens 0,3 °C. Zudem sorgt Progesteron für den Umbau der Gebärmutterschleimhaut, wodurch die Gebärmutter optimal für die Einnistung einer befruchteten Eizelle vorbereitet wird. Kommt es zur Befruchtung, wächst der Gelbkörper durch Einfluss des Schwangerschaftshormons Humanes Choriongonadotropin (HCG) weiter.

Das im Gelbkörper gebildete Progesteron stabilisiert die Schwangerschaft, bis die Plazenta so weit ausgereift ist, dass sie die Hormonproduktion übernehmen kann. Bei ausbleibender Befruchtung bildet sich der Gelbkörper zurück und stellt seine Funktion und damit die Ausschüttung von Progesteron ein. Die Folge sind sinkende Progesteronspiegel, die das Signal zur vermehrten Synthese von Prostaglandinen geben. Die Prostaglandine lösen wiederum ein Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur aus, was mit einer Minderdurchblutung der Gebärmutterschleimhaut und einer Minderversorgung des Gewebes mit Sauerstoff einhergeht. Eine ischämische Gewebsschädigung ist die Folge, wodurch die mit Blut vermischten Schleimfetzen als Regelblutung abgestoßen werden.

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