Schnupfen & Nasennebenhöhlenentzündung
PTA-Fortbildung

Schnupfen im Anmarsch

Die letzte Erkältungssaison ist wegen der Masken und der Kontaktbeschränkungen fast komplett ausgefallen. Für diesen Winter wird von Experten eine Rückkehr der Erkältungsviren erwartet. Sind Sie darauf vorbereitet?

20 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Dezember 2021

Ein Schnupfen ist das Leitsymptom einer Erkältung und bei etwa 80 Prozent aller grippalen Infekte anzutreffen. Meist macht er sich gleich zu Beginn einer Infektion bemerkbar, da die Erreger die Nasenschleimhäute als erste Kontaktstellen besiedeln. In der Regel ist ein Erkältungsschnupfen selbstlimitierend und ein typischer Fall für die Selbstmedikation. Er kann sich aber auch leicht zur Nasennebenhöhlenentzündung entwickeln. Daher ist rasche Hilfe sinnvoll und wird auch von den meisten Betroffenen gewünscht. PTA und Apotheker können aus einem großen OTC-Sortiment der Schnupfenmittel wählen.

Übeltäter Rhinoviren Auslöser sind meist Viren. Ihre Übertragung erfolgt durch virusbeladene Schleimtröpfchen, die Erkrankte beim Sprechen, Niesen oder Husten ausatmen. Mittels Tröpfchen- und Schmierinfektion gelangen diese dann in die Nase der Mitmenschen, wo sie in die Schleimhäute eindringen und eine Entzündungsreaktion hervorrufen. Über 200 Viren zählen zu den potenziellen Erregern, wobei humane Rhinoviren mit Abstand die häufigsten sind, gefolgt von Corona-, Adeno-, Parainfluenza-, Influenza-, Entero- und RS-Viren (Respiratory syncytical Viren).

Auch SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus type 2) tummelt sich unter den Übeltätern, wobei ein Schnupfen nicht das typische Symptom einer COVID-19-Infektion darstellt. Bakterien werden, wenn überhaupt, meist erst im späteren Infektionsverlauf nachgewiesen, wenn die Abwehrkräfte zunehmend herabgesetzt und die Schleimhäute verstärkt angegriffen sind.

LERNZIELE
Lernen Sie in dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung unter anderem,
+ welche Erreger für einen Erkältungsschnupfen verantwortlich sind,
+ die verschiedenen Schnupfenarten (z. B. Rhinitis sicca, Rhinitis atrophicans, Rhinitis medicamentosa, Rhinitis allergica, Rhinits gravidarum) kennen,
+ was eine akute Rhinosinusitis von einer chronischen Rhinosinusitis unterscheidet,
+ welche Komplikationen folgen können,
+ welche Optionen für die Schnupfenbehandlung zur Verfügung stehen,
+ was bei der Behandlung mit alpha-Sympathomimetika zu beachten ist und
+ welche Möglichkeiten existieren, um der Nasenspray-Abhängigkeit zu entkommen.

Typische Symptome Die ersten Anzeichen eines Schnupfens wie Niesreiz, Kitzeln und Brennen in der Nase bekommen die Patienten bereits 48 bis 72 Stunden nach Virenkontakt zu spüren. Nach dem trockenen Vorstadium tritt wenige Stunden später zunächst vermehrt dünnflüssiges Sekret aus, da die Gefäße durch die Entzündungsreaktion durchlässiger werden. Mithilfe der laufenden Nase versucht der Organismus die Viren auszuschwemmen. Nach einigen Tagen nimmt die wässrige Sekretion wieder ab.

Der Fließschnupfen geht in einen Stockschnupfen über. Die Schleimhäute werden jetzt stärker durchblutet, um spezifische Abwehrzellen, vor allem Leukotriene, zu aktivieren. Folge ist eine verstopfte Nase, bei der geschwollene Nasenschleimhäute die Nasenatmung behindern sowie Riechvermögen und Geschmacksempfinden einschränken. Zudem wird der Klang der Stimme verändert („Näseln“). Jetzt produzieren die Schleimhäute schleimiges Sekret, dessen Viskosität stetig zunimmt und die Reinigungsfunktion der kleinen Flimmerhärchen (Zilien) lahmlegt.

Alle Jahre wieder Viren haben vor allem in der kalten Jahreszeit leichtes Spiel, einen Wirt zu besiedeln und ihre Erbinformation in die Wirtszellen einzuschleusen. Bei niedrigen Temperaturen ist die Immunabwehr geschwächt, da die Schleimhäute schlechter durchblutet und dadurch mit weniger Abwehrzellen versorgt sind. Zudem funktioniert der Selbstreinigungsmechanismus der Atemwegsschleimhäute, die mukoziliäre Clearance, nicht optimal. Die trockene Heizungsluft lässt Schleimhäute austrocknen, wodurch sich die Zilien nicht mehr richtig bewegen und folglich schlechter ihrer Reinigungsfunktion nachgehen können. Ferner reißen trockene Schleimhäute leicht ein und erleichtern damit den Erregern zusätzlich den Weg in den menschlichen Organismus.

Risikogruppen Ältere Menschen sind besonders anfällig, da mit zunehmendem Alter die Abwehrbereitschaft des Immunsystems nachlässt (Immunseneszenz). Zudem zählen Personen mit chronischen Erkrankungen oder häufigen sozialen Kontakten zu den Risikogruppen. Auch leiden Säuglinge und kleine Kinder besonders oft unter einer Schnupfennase. Ihr noch nicht völlig ausgereiftes Immunsystem und enge Kontakte in Kindergarten und Schule sind für die häufigen Infektionen verantwortlich.

Während Erwachsene in einem Jahr ohne besondere Kontaktbeschränkungen durchschnittlich etwa zwei bis drei Mal im Jahr erkranken, sind bei den Kleinen bis zu zehn Schnupfenepisoden im Jahr keine Seltenheit. Den Erkrankungsgipfel erreichen sie im Alter von drei bis fünf Jahren, danach nimmt die Zahl der Atemwegsinfekte allmählich wieder ab. Bereits ein banaler Schnupfen kann für Säuglinge problematisch werden. In den ersten vier bis sechs Lebensmonaten sind sie noch obligate Nasenatmer. Ist die Nase verstopft, bekommen sie nicht nur schlecht Luft, es hindert sie außerdem daran ausreichend zu trinken.

Säuglinge und Kleinkinder sind aufgrund der besonderen anatomischen Verhältnisse zudem für eine Entzündung des Mittelohrs (Otitis media) prädestiniert. Erreger aus dem Nasen-Rachenraum steigen in diesem Alter leicht über die Ohrtrompete (Eustachische Röhre) in das Mittelohr auf. Dieser Verbindungsgang ist bei den Kleinen noch sehr kurz und weit und damit für Viren und Bakterien leicht zu überbrücken.

×