Blasenentzündung
PTA-Fortbildung

Leichtsinn mit Folgen

Auch wenn die Sonne schon angenehm wärmt, der Boden ist noch kühl. So manch eine, die es sich auf dem Rasen gemütlich macht, bereut es kurz danach. Dann zwickt es und sie ist da – die Blasenentzündung.

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Zystitis oder Pyelonephritis Bei einer Zystitis ist typischerweise das Wasserlassen schmerzhaft (Algurie). Zudem können Unterleibskrämpfe hinzukommen. Meist fällt auch die Blasenentleerung schwer (Dysurie) und es lassen sich nur kleine Urinmengen abgeben, dafür aber sehr häufig (Pollakisurie). Der Urin kann einen eigentümlichen Geruch aufweisen sowie trüb oder dunkel verfärbt sein. Fieber tritt im Allgemeinen nicht auf.

Färbt sich der Urin hingegen durch Blutbeimengungen intensiv rot (Hämaturie) oder klettern die Temperaturen über 38 Grad Celsius, können dies Anzeichen für eine Nierenbeteiligung und damit für eine Pyelonephritis sein, bei der die Infektion über die Harnleiter (Ureter) zu den oberen Harnwegen aufgestiegen ist und das Nierengewebe erreicht hat. Weitere Alarmzeichen sind ein dumpfer Rückenschmerz oder Klopfschmerzen in Höhe der Nieren, die mit einem beeinträchtigten Allgemeinbefinden einhergehen.

Teststreifen, mit denen man eine Zystitis nachweisen kann, sind ein sinnvoller Zusatzverkauf. So kann Ihre Kundin überprüfen, ob die Therapie anschlägt.

Meist bakteriell Verursacher einer Blasenentzündung sind größtenteils gramnegative Bakterien aus dem eigenen Darmtrakt, die durch Schmierinfektion in die Harnwege gelangen. Der häufigste Keim einer unkomplizierten Blasenentzündung ist mit fast 80 Prozent das stäbchenförmige Darmbakterium Escherichia coli (E. coli), das mithilfe fadenförmiger Anhängsel (P-Fimbrien) an die Zellen der Blasenwand andockt und eine Entzündung der Blasenschleimhaut auslöst. Die Blasenschleimhaut (Urothel) schwillt an und ist damit so leicht reizbar, dass selbst geringe Füllmengen an Urin ausreichen, um einen häufigen und starken Harndrang auszulösen.

Daneben gehören andere Enterobakterien wie beispielsweise Proteus mirabilis oder Klebsiella spp. sowie Staphylococcus saprophyticus zum typischen Erregerspektrum. Enterokokken oder Pseudomonas stellen Problemkeime dar, die bei komplizierten Harnwegsinfektionen oder bei Krankenhausinfektionen eine Rolle spielen. Zu den seltenen Erregern zählen auch das Bakterium Neisseria gonorroehae sowie Chlamydien, die eine isolierte Entzündung der Harnröhre (Urethritis) bedingen. Ebenso lösen Viren, Parasiten oder Pilze wie Candida albicans nur vereinzelt Harnwegsinfektionen aus.

Vorwiegendes Frauenleiden Typischerweise sind Frauen betroffen. Die Ursache dafür liegt in der weiblichen Anatomie. Die Harnröhre ist beim weiblichen Geschlecht deutlich kürzer als beim Mann (vier Zentimeter gegenüber 20 bis 25 Zentimetern), sodass es Keime leichter haben, bis in die Blase aufzusteigen. Zudem befindet sich die Harnröhre bei Frauen in enger anatomischer Nähe zum Darmausgang, was das Eindringen der Erreger begünstigt, vor allem bei falscher Genital- und Analhygiene. Prinzipiell sind alle Altersklassen betroffen, wobei mit Beginn der sexuellen Aktivität sowie im höheren Lebensalter eine Zunahme der Erkrankungshäufigkeit zu verzeichnen ist.

Typischerweise geht häufiger und intensiver Geschlechtsverkehr („Honeymoon-Zystitis“) vermehrt mit Harnweginfekten einher, da dies die Schleimhäute reizen kann. Zudem sind Phasen der hormonellen Umstellung häufig mit Blasenentzündungen verbunden. In der Schwangerschaft weitet sich aufgrund des veränderten Hormonhaushaltes die Harnröhre, wodurch die Erreger leichter eindringen können. In den Wechseljahren wird durch die abnehmende Estrogenproduktion das Urothel dünner und damit leichter zur Angriffsfläche für die Erreger.

Nach der Menopause liegt der pH-Wert des Vaginalsekrets bedingt durch den Estrogenmangel im alkalischen Bereich, was wiederum eine Vermehrung der Krankheitserreger fördert. Aber auch Verhütungsmaßnahmen mit spermiziden Cremes, Scheidenspülungen oder eine Hygiene mit alkalischen Seifen und Intimsprays verschieben den schützenden physiologisch sauren pH-Wert der Scheide ins Alkalische.

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