Pipette mit Blut © luchschen / iStock / Getty Images Plus
© luchschen / iStock / Getty Images Plus
Blut
PTA-Fortbildung

Kleines ABC vom Blut

Durch unsere Adern fließt eine außergewöhnliche Flüssigkeit, die komplex zusammengesetzt ist und vielfältige physiologische Aufgaben erfüllt. Die Rede ist vom Blut. Erfahren Sie alles, was Sie rund ums Blut wissen sollten.

19 Minuten

Blut ist eigentlich gar keine Flüssigkeit. Genau genommen handelt es sich um eine Suspension, also ein heterogenes Stoffgemisch, in dem feste Bestandteile in einer flüssigen Phase schwimmen. Man spricht beim Blut auch von einem flüssigen Gewebe oder Organ, das Zellen (Blutkörperchen) in einer eiweiß- und elektrolythaltigen Lösung (Plasma) beinhaltet.

Der zelluläre Anteil in einem Liter Blut liegt bei etwa 44 Prozent. Davon machen die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) mit 99 Prozent mengenmäßig den größten Teil aus. Die restlichen Blutzellen setzen sich aus weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten) zusammen. Der Volumenanteil der zellulären Elemente am Blutvolumen wird Hämatokrit genannt. Der Rest ist Blutplasma, das zu 90 Prozent aus Wasser und zu 10 Prozent aus Proteinen (z. B. Albumine, Lipoproteine, Immunglobuline, Gerinnungsfaktoren), Elektrolyten sowie Stoffen besteht, die vom Blut transportiert werden. Zu letzteren zählen Nährstoffe (z. B. Glucose, Lipide, Vitamine), organische Säuren (z. B. Laktat, Citrat), Abbauprodukte (z. B. Kreatinin, Harnsäure) und Hormone. Unter Blutserum versteht man Plasma, dem Fibrinogen und andere Gerinnungsfaktoren entzogen wurden, um es für Blutuntersuchungen ungerinnbar zu machen.

Aufgaben des Blutes Das Blut dient vor allem als Transportmittel. Es befördert Sauerstoff und Nährstoffe zu den Zellen und trägt Kohlendioxid sowie abgebaute und nicht mehr benötigte Stoffe zu den Ausscheidungsorganen. Gleichzeitig verteilt es Enzyme, Hormone und weitere Stoffe wie beispielsweise Arzneistoffe im Organismus. Daneben ist es an der Aufrechterhaltung des pH-Wertes (Homöostase) beteiligt, für die es verschiedene Puffersysteme (Eiweiß-, Phosphat- und Hydrogencarbonat-Puffer) enthält. Außerdem beherbergt es die spezialisierten Zellen der Immunabwehr, die eingedrungenen Fremdstoffen und Krankheitserregern Widerstand leisten. Ferner fungiert Blut als Wärmeregler, indem es die im Stoffwechsel gebildete Wärmeenergie an die Körperoberfläche abführt.

LERNZIELE

Lernen Sie in dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung,

+aus welchen Bestandteilen unser Blut besteht,
+welche Aufgaben das Blut im Organismus erfüllt,
+den Unterschied zwischen einem kleinen und großen Blutbild,
+welche Blutgruppen von besonderer Bedeutung sind,
+wie die Blutgerinnung prinzipiell abläuft, wichtige Blutkrankheiten,
+die unterschiedlichen Blutlipide und Medikamente zur Blutverdünnung kennen.

Bedeutung der Blutzellen Die Erythrozyten, die wie kleine in der Mitte eingedrückte Scheiben aussehen, enthalten das für den Sauerstofftransport erforderliche Hämoglobin. Dies ist ein Protein, das aus vier Polypeptidketten mit je einer Farbstoffkomponente besteht, die als Häm bezeichnet wird. Darin befindet sich zweiwertiges Eisen als Zentralatom, das dem Blut die rote Färbung verleiht. Hämoglobin wird daher auch als roter Blutfarbstoff bezeichnet. Dieser nimmt in der Lunge den Sauerstoff aus der Atemluft auf und bindet ihn an das zweiwertige Eisen seiner Häm-Gruppe. Das dadurch entstandene Oxyhämoglobin wandert mit den Erythrozyten durch das gesamte Gefäßsystem des Körpers, wo es an die Zellen im Gewebe abgegeben wird. Dort nimmt Hämoglobin Kohlendioxid auf und bringt das Abbauprodukt über den Blutkreislauf zur Lunge zurück, wo es freigesetzt und wieder ausgeatmet wird.

Die Erythrozyten werden im roten Knochenmark aus Stammzellen gebildet (pro Minute 160 Millionen). Ihre Lebensdauer ist begrenzt, sie sind kernlos und können sich nicht teilen. Für eine Dauer von 110 bis 120 Tagen kreisen sie in der Blutbahn, bis der Körper sie abbaut und durch neugebildete Erythrozyten ersetzt. Das im Hämoglobin gebundene Eisen wird dabei fast vollständig für die Bildung neuer Erythrozyten wiederverwendet.

Während sich in einem einzigen Tropfen Blut etwa fünf Millionen Erythrozyten befinden, sind darin nur etwa 9000 Leukozyten enthalten. Durchschnittlich weist ein Mikroliter (μl) Blut 6000 Leukozyten auf. Als normal werden 3800 bis 10 500 Leukozyten pro μl betrachtet. Sind zu viele weiße Blutkörperchen im Blut vorhanden, liegt eine Leukozytose, bei zu wenig eine Leukopenie vor. Die Leukozyten stellen eine uneinheitliche Gruppe von kernhaltigen Zellen dar, die unterschiedliche Aufgaben im Immunsystem ausüben.

Die Leukozyten lassen sich in Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten unterteilen. Die Granulozyten werden aus Stammzellen im Knochenmark gebildet und nach ihrem Färbeverhalten in Neutrophile, Eosonophile und Basophile differenziert. Sie gehören zu den ersten Angreifern, die im Rahmen der unspezifischen, angeborenen Immunabwehr eingedrungene Fremdstoffe (z. B. Viren, Bakterien, Parasiten, anorganische Partikel) abwehren und mittels Phagozytose vernichten. Sie bauen auch körpereigene Stoffe (z. B. Erythrozytentrümmer) ab und spielen bei Entzündungsprozessen und allergischen Erkrankungen eine Rolle.

Wichtige Protagonisten der unspezifischen Abwehr sind ebenso die im Knochenmark gebildeten Monozyten. Sie wandern in verschiedene Gewebe ein, wo sie zu Makrophagen heranreifen, die auch zur Phagozytose befähigt sind. Die Makrophagen übernehmen nach der ersten Angriffswelle der Granulozyten die weitere Abwehr. Zusammen mit den Lymphozyten sind sie zudem am spezifischen Immunabwehrsystem beteiligt. Die Lymphozyten werden im Knochenmark gebildet und anschießend in bestimmten Organen (z. B. Lymphknoten, Milz, Mandeln) zu B- und T-Lymphozyten geprägt. Während B-Lymphozyten im Zuge der humoralen Immunabwehr spezifische Antikörper produzieren, sind T-Lymphozyten für die spezifische zelluläre Abwehr verantwortlich.

Ein Thrombus, der einen Gefäßverschluss an der Stelle bewirkt, wo er gebildet wurde, löst eine Thrombose aus. Wird der Thrombus mit der Blutbahn weiterbefördert, wird er Embolus genannt. Dieser kann an anderer Stelle zu einem Gefäßverschluss und damit zu einer Embolie führen.

Die linsenfömigen Thrombozyten sind die kleinsten Blutzellen. Sie sind für die Blutgerinnung unentbehrlich. Bei einer Gefäßwandverletzung kommen die Blutplättchen mit kollagenen Fasern in Kontakt, wodurch eine Aktivierung der Thrombozyten ausgelöst wird. Im weiteren Verlauf verbinden sich die Thrombozyten miteinander (Thrombozytenaggregation) und bilden innerhalb weniger Minuten einen Propf. Dieser erste Schritt der Blutstillung, die primäre oder zelluläre Hämostase, ermöglicht eine Erstversorgung des Gefäßwanddefektes mit einem noch labilen Wundverschluss.

Im Anschluss erfolgt die sekundäre oder plasmatische Hämostase, bei der mit Hilfe von Gerinnungsfaktoren eine Kettenreaktion (Gerinnungskaskade) in Gang gesetzt wird, die den Wundverschluss festigt. Dabei erfolgt vereinfacht eine Umwandlung von Prothrombin (Faktor II) in Thrombin (Faktor IIa), das wiederum Fibrinogen (Faktor I) in Fibrin (Faktor Ia) überführt. Einzelne Fibrinmonomere polymerisieren dann durch Zusammenlagerung zu einem Fibrinnetz, das den lockeren Thrombozytenpfropf verfestigt, indem er ihn zu einem stabilen Gerinnsel (Thrombus) formt. Danach setzt die Wundheilung ein, die in einem endgültigen stabilen Verschluss der Wunde durch neugebildetes Bindegewebe endet.

×