Venenleiden
PTA-Fortbildung

Klappt’s oder klappt’s nicht?

Schwere, schmerzende Beine, Hautverfärbungen oder geschwollene, heiße Füße – welche Gemeinsamkeit ergibt sich trotz dieser unterschiedlichen Symptome? Auch bei Venenerkrankungen gelandet? Richtig! Und jetzt zu den Details.

17 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Juli 2022

Kompressionstherapie Eine wichtige Säule in der Prophylaxe und Behandlung von Venenleiden ist die Kompressionstherapie. Sie sorgt dafür, dass Ödeme ausgeschwemmt werden, die Beschwerden abnehmen und oberflächliche Venen wieder Halt gegen den inneren Druck haben. Gleichzeitig wirkt die Venen-Muskel-Pumpe in ihrer Arbeit unterstützend. Kompressionsverbände – auch phlebologische Kompressionsverbände (PKV) genannt – werden zur Initialbehandlung von Venenerkrankungen eingesetzt.

Sie kommen als tägliche Wechselverbände oder als Dauerverbände für mehrere Tage zur Anwendung. Bei den Verbänden werden Lang-, Mittel- und Kurzzugbinden unterschieden. Richtig angelegt, erzeugen Kurzzugbinden einen niedrigen Ruhe- und einen hohen Arbeitsdruck. Sie kommen zum Beispiel im Rahmen einer chirurgischen Venenbehandlung zur Nachbehandlung zum Einsatz.

Kurzer Zug – tiefe Wirkung Um eine Kurzzugbinde in die Länge zu zie­ hen, ist relativ viel Kraft nötig. Sie lässt sich in der Regel maximal um bis zu 50 bis 70 Prozent ihrer ursprünglichen Länge dehnen. In gespanntem Zustand hat sie aber nur ein geringes Bestreben, sich wieder zurück zu ziehen. Ans Bein wird sie vorgedehnt angelegt, kann dort aber keinen aktiven Druck ausüben, weil sie, wie beschrieben, nur eine schwache Rückstellkraft hat.

Man sagt, sie hat einen geringen Ruhedruck. Ihre Aufgabe ist es, ein starkes Widerlager für die Musku­latur beim Laufen zu bilden. Das heißt, bei jedem Schritt drückt der Muskel, der sich während der Kontraktion ausdehnt, gegen den Verband. Dieser kann sich kaum noch weiter ausdehnen und übt seinerseits einen starken Druck auf die Muskulatur und somit auch auf die darin verlaufenden Venen aus.

Für die Dauertherapie, aber auch für die Prävention bei Risikopersonen (Schwangere, Personen, die im beruflichen Alltag viel stehen und sitzen), sind Kompressionsstrümpfe die erste Wahl. Sie üben einen gleichmäßigen Druck auf das Bein aus, wobei der Druck vom Fußgelenk aus nach oben zum Oberschenkel hin abnimmt, um die Flussrichtung des Blutes in Richtung des Herzens zu unterstützen. Die Akzeptanz der Kompressionstherapie ist immer noch begrenzt, obwohl sich Qualität und Tragekomfort in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben – die Produkte in Kompressionsklasse 1 ähneln einem gewöhnlichen Feinstrumpf.

Sie werden in verschiedenen Farben und Längen angeboten. So gibt es Kniestrümpfe, Halbschenkel- und Oberschenkelstrümpfe sowie Strumpfhosen. Was hier genau vom Arzt verordnet wird, hängt von der Lokalisation der Veneninsuffizienz ab. Nur etwa die Hälfte der Patienten trägt die Strümpfe aber wirklich regelmäßig. Stützstrümpfe haben einen eher geringen Effekt, eignen sich aber wie schon erwähnt zur Unterstützung der Beine bei Flugreisen oder langen Autofahrten.

Die leichte Kompression genügt zur Prophylaxe von Venenleiden bei Risikopatienten. Bei fortgeschrittenen Venenerkrankungen bis hin zum irreversiblen Lymphödem ist dagegen eine sehr kräftige Kompression erforderlich. Für Schwangere wird laut S2k-Leitlinie Varikose zur Verbesserung der Symptomatik ebenso eine Kompressionstherapie empfohlen. Zur Prophylaxe einer Varikose unter der Schwangerschaft konnte jedoch in den angegebenen Studien keine Wirksamkeit nachgewiesen werden.

Tipps zu Kompressionsstrümpfen

Viele ältere Menschen haben nicht genug Kraft, um sich selbst die Strümpfe überzuziehen, insbesondere wenn diese noch sehr neu sind. Üben Sie das Anziehen gemeinsam mit dem Kunden und emp­fehlen Sie, wenn nötig, eine Anziehhilfe dazu.

Um die Elastizität der Fasern zu bewahren, ist der Hinweis zur korrekten Wäsche wichtig: bei 30 bis 40 Grad im Schonwaschgang ohne Weichspüler. Werden Schenkelstrümpfe abgegeben, sollte dazu ein Hautkleber empfoh­len werden, der den Strumpf am Bein fixiert und das Rutschen des Strumpfes verhindert.

Vier Kompressionsklassen Medizinische Kompressionsstrümpfe unterscheiden sich nach den Kompressionsklassen 1 (leichte Kompression 18 bis 21 mm Hg), 2 (mittlere Kompression 22 bis 32 mm Hg), 3 (kräftig 34 bis 46 mm Hg) und 4 (sehr kräftige Kompression 49 mm Hg und kräftiger). Sie bestehen aus Polyamid, Elasthan, Baumwolle, Elastodien aber auch Mikrofasern, sodass die besondere Kompressionswirkung gesichert ist.

Da die Strümpfe einen höheren Arbeitsdruck, aber einen geringeren Ruhedruck ausüben, können sie über Nacht ausgezogen werden. Für die Anmessung von Kompressionsstrümpfen ist die Apotheke die richtige Adresse. Die Messung erfolgt dann am besten direkt morgens am ödemfreien Bein des stehenden Kunden. Die Messpunkte (Länge und Umfang des Beines) sind vorgegeben und werden in Tabellen der Herstellerfirmen eingetragen.

Ist die Kompression an beiden Beinen nötig, müssen beide Beine einzeln vermessen werden und zwei einzelne Strümpfe angefertigt werden. Vielfach sind keine speziellen Maßanfertigungen nötig, sondern Serienmodelle passend. Aber auch dazu muss vorher ausgemessen werden. Bei entsprechender Indikation werden Kompressionsstrümpfe von den Krankenkassen erstattet.

Laser und Co. Besenreiser können gelasert werden. Beim Lasern wird monochromatisches Laserlicht gebündelt auf das betroffene Hautareal gerichtet. Es kommt zur Überhitzung von Hämoglobin, dies schädigt die Gefäßwände und führt zu deren Verklebung sowie zum dauerhaften Verschluss. Auch mittels der IPL-Methode (intensed pulsed light) können Besenreiser entfernt werden.

Als Energiequelle dient hier eine spezielle Blitzlampe. Das Prinzip entspricht dem des Laserns. Für Besenreiser und Krampfadern ist das Veröden oder auch „Wegspritzen“ möglich. Mit einer sehr feinen Nadel wird das Verödungsmittel, beispielsweise Polidocanol, in die betroffenen Gefäße injiziert. Der verödende Wirkstoff verteilt sich und verklebt die Gefäßwände. Durch Sklerosierung sterben diese in der Folge ab und werden daraufhin abgebaut.

Tipps zur Vorbeugung

Beim Laufen und Liegen kann das Blut leichter nach oben transportiert werden, durch häufiges Sitzen und Stehen verstär­ken sich Venenleiden.
+ Jede Bewegung ist gut, die zur Aktivie­rung der Venen-­Muskel-­Pumpe beiträgt, also Gymnastik, Wandern, Schwimmen, Radfahren.
+ Bei längeren Reisen mit Flugzeug, Bus, Auto oder Zug sind Bewegungspausen wichtig.
+ Die Schuhe müssen stimmen, denn auch richtiges Abrollen beim Laufen unterstützt die Venen-­Muskel-­Pumpe.
+ Beim Sitzen Beine hochlegen und mög­lichst nicht übereinanderschlagen
+ Hohe Temperaturen meiden, also Vollbä­der, Saunagänge oder lange Sonnenbäder reduzieren
+ Wechselbäder, Knie­ und Schenkelgüsse, die stets mit kaltem Wasser enden sollten, sind gut.
+ Nicht Rauchen
+ Übergewicht vermeiden
+ Ausreichend Wasser trinken
+ Kompressionsstrümpfe tragen

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