Sexuell übertragbare Krankheiten
PTA-Fortbildung

Immer noch präsent

Geschlechtskrankheiten wurden schon im Altertum beschrieben. Und auch noch heute sind sexuell übertragbare Infektionen trotz aller medizinischen Errungenschaften ein Thema, über das man sprechen sollte.

21 Minuten

Eigentlich gilt die Bevölkerung heute als aufgeklärt und Geschlechtskrankheiten sollten keine Bedeutung mehr haben. Doch so einfach ist das nicht. Die Infektionszahlen steigen wieder an. Nicht nur HIV-Infektionen sind nach wie vor weltweit ein Problem. Selbst eine Erkrankung wie die Syphilis, die bereits beinahe als ausgerottet galt, ist wieder auf dem Vormarsch.

Immer noch ein Tabuthema Ein Grund für die ansteigenden Infektionszahlen ist wohl die Scham der Betroffenen, mit ihrer Erkrankung zum Arzt zu gehen. Geschlechtskrankheiten gelten als Tabuinfektionen, über die man nicht gerne spricht. Da sie sich zudem häufig unspezifisch äußern oder gar asymptomatisch verlaufen, schenken ihnen viele zu wenig Aufmerksamkeit. Auch fehlende Kenntnisse spielen eine Rolle.

Selbst wenn Erkrankungen wie Syphilis oder Gonorrhö vielen namentlich bekannt sind, wissen sie dennoch oftmals nicht, wie sie sich bemerkbar machen und welche Komplikationen mit ihnen einhergehen können. Oftmals fehlt auch das Verständnis für die konkrete Gefahr, was mit einem mangelnden Gebrauch von Kondomen einhergeht. Bei Geschlechtskrankheiten wird häufig nur an bestimmte Risikogruppen wie homosexuelle Männer oder Prostituierte gedacht.

Dass die Realität aber anders aussieht, und beispielsweise sehr hohe Infektionsraten für Chlamydien bei sexuell aktiven jungen Frauen zu finden sind, ist vielen nicht bewusst.

Risikogruppen Grundsätzlich kann sich jeder mit einer STI anstecken. Personen mit trockener, spröder Haut und Schleimhaut sind stärker gefährdet, da bei ihnen die Erreger in kleinste Hautrisse besonders leicht eindringen können. Ebenso erhöht eine Intimrasur das Risiko, da das Entfernen der Haare mit Mikrorissen in der Haut einhergehen kann. Heranwachsende zählen zu den Risikogruppen, da bei ihnen die Immunabwehr im Genitalbereich noch nicht ausgereift ist.

Hinzu kommt, dass sie in diesem Alter in der Regel noch keine festen Partnerschaften haben und das Risiko für eine STI prinzipiell mit wechselnden Sexualpartnern steigt. Insbesondere kommen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Chlamydien- und Infektionen mit Humanen Papillomaviren (HPV) vor. HIV, Syphilis und Gonorrhö treten in der Mehrzahl bei homosexuellen Männern auf. Hier spielen anale Kontakte eine besondere Rolle, bei denen Erreger generell wesentlich leichter als bei vaginalem Verkehr übertragen werden.

LERNZIELE

Lernen Sie in dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung unter anderem,
+ welche sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) besonders häufig auftreten,
+ mit welchen Symptomen sich die verschiedenen STI bemerkbar machen,
+ welche Komplikationen bei den STI möglich sind,
+ wie sich die STI behandeln lassen,
+ welche Präventionsmaßnahmen ergriffen werden können und
+ was die Apotheke unterstützend tun kann.

Diverse Übertragungswege Geschlechtskrankheiten werden heute im Allgemeinen als STI bezeichnet. Die Abkürzung steht für Sexually Transmitted Infections, womit der Übertragungsweg zum Ausdruck gebracht wird. Denn es handelt sich um Infektionen, die über infektiöse Körperflüssigkeiten (z. B. Sperma, Scheidenflüssigkeit, der Flüssigkeitsfilm der Darmschleimhaut, (Menstruations-)Blut, Inhalt von Geschwüren/Bläschen, mitunter auch über Speichel oder Muttermilch) vor allem beim Sexualverkehr (Vaginal-, Anal-, Oralsex) übertragen werden.

Das Übertragungsrisiko variiert je nach Erreger und Infektionsort. Beispielsweise ist das Risiko sich über Oralsex mit HIV anzustecken gering, während man inzwischen davon ausgeht, dass Gonokokken sogar beim Küssen über den Speichel weitergegeben werden können. Eine Übertragung von Chlamydien ist hingegen nicht über den Speichel möglich, eine Infektion des Rachens über Vaginalsekret oder Sperma aber schon.

Bei Herpes-Bläschen, Feigwarzen oder Syphilis-Geschwüren muss hingegen immer ein Kontakt mit den infektiösen Hautveränderungen erfolgen. Einige Erreger werden auch als Schmierinfektion (z. B. bei der Benutzung von Sexspielzeug) übertragen (z. B. Chlamydien, Gonokokken). Beide zählen zudem zu den Erregern, die von der Mutter unter der Geburt an ihr Kind weitergegeben werden.

HIV und Hepatitis B sind wiederum typische Beispiele dafür, dass Viren auch durch direkten Blutkontakt den Wirt wechseln können (z. B. über Spritzen, Tupfer, Röhrchen). Der gemeinsame Gebrauch von Bettwäsche, Handtüchern oder Kleidung ist hingegen nur bei wenigen – in dieser Fortbildung nicht näher beschriebenen – STI von Bedeutung (z. B. Filzläuse, Krätze).

Die häufigsten Infektionen Mehr als 30 verschiedene Krankheitserreger spielen bei den STI eine Rolle, wobei die häufigsten Infektionen durch acht Pathogene hervorgerufen werden. Unter den bakteriellen Erkrankungen sind es Chlamydien-Infektionen, Gonorrhö und Syphilis.

Ein Großteil der viralen Infektionen geht auf Humane Papillomaviren (HPV), das Human Immunodeficiency Virus (HIV), das Hepatitis-B-Virus sowie auf Herpes simplex-Viren 1 und 2 (HSV-1 und HSV-2) zurück. Darüber hinaus macht der Parasit Trichomonas vaginalis von sich Reden. Nicht selten liegen Mischinfektionen vor, da beim Vorliegen einer STI, die Empfindlichkeit und damit das Übertragungsrisiko für weitere Erreger ansteigt.

Bei einigen STI steigt vor allem das Risiko einer HIV-Übertragung (z. B. Gonorrhö, Syphilis, Chlamydien-Infektion, Genitalherpes, Trichomonaden).

Frühzeitige Diagnose wichtig Glücklicherweise lassen sich die meisten dieser Krankheiten heute wirksam behandeln – vorausgesetzt, sie werden rechtzeitig erkannt und therapiert. Bleiben sie unbemerkt, drohen unter Umständen Komplikationen oder Spätfolgen in unterschiedlichster Ausprägung. Die Erreger können sich im ganzen Körper ausbreiten und weitere Organe befallen (z. B. Gonokokken).

Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten (z. B. Chlamydien) sind ebenso gefürchtet wie neurologische Spätschäden (z. B. Syphilis), Krebserkrankungen (z. B. HPV) oder letale Verläufe (z. B. HIV). Daher sollten erste Symptome ernstgenommen werden und grundsätzlich Anlass sein, den Arzt aufzusuchen.

Frühe Zeichen, die auf eine STI deuten, machen sich bei vielen Infektionen zunächst an der Haut oder Schleimhaut bemerkbar. Es treten Rötungen, Pusteln, Bläschen oder Geschwüre in der Genitalregion beziehungsweise je nach Sexualpraktik auch im Analbereich oder Mund auf. Auch genitale Schwellungen, Juckreiz, ein ungewöhnlicher Ausfluss aus Vagina oder Harnleiter, Unterbauchschmerzen oder Schmerzen beim Wasserlassen können auf eine STI hinweisen.

Da einige dieser Anzeichen auch bei harmloseren Erkrankungen auftreten, finden sie bei den Betroffenen nicht immer ausreichende Beachtung und die Erreger erhalten die Möglichkeit, sich auf weitere Sexualpartner auszubreiten. Vor allem werden Infektionen weitergetragen, die asymptomatisch verlaufen, aber dennoch ansteckend sind (z. B. Chlamydien).

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