Vitamine & Mineralstoffe
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Immer gut versorgt?

Ohne Vitamine und Mineralstoffe geht es nicht. Der Körper benötigt sie in kleinen Mengen und erzielt damit eine große Wirkung. Helfen Sie Ihren Kunden den Überblick zu behalten, welche Mikronährstoffe für sie sinnvoll sein könnten.

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Nahrungsergänzung im höheren Lebensalter Im Alter verringert sich aufgrund des geringeren Grundumsatzes der Bedarf an Kalorien. Eine verringerte Nahrungsaufnahme kann jedoch mit einer zu geringen Aufnahme an Mikronährstoffen einhergehen. Generell treten bei Menschen im höheren Lebensalter häufiger veränderte Ernährungsgewohnheiten auf (z. B. Zubereitung von Fertiggerichten), die eine Mangelernährung mit einer zu geringen Vitamin- und Mineralstoffaufnahme zur Folge hat.

Daraus resultiert insbesondere eine Unterversorgung mit Vitamin D, Folsäure und Calcium. Die Vitamin-D-Spiegel sind bei Senioren zudem typischerweise erniedrigt, da ihre endogene Vitamin-D-Synthese unzureichend ist. Darüber hinaus spielen bei älteren Menschen altersbedingte Faktoren wie physiologische Veränderungen, die Einnahme von Arzneimitteln und das Auftreten von Erkrankungen eine Rolle. So gehen ein geringer werdender Appetit, Mundtrockenheit, Schluck-, Kau- und Geschmacksstörungen sowie eine nachlassende Aktivität des Intrinsic Faktors mit Defiziten an Mikronährstoffen einher. Letzteres bewirkt beispielsweise eine intestinale Aufnahmestörung von Vitamin B12.

Vitamin B12 Es trägt zur normalen Bildung von roten Blutkörperchen bei, unterstützt den normalen Energiestoffwechsel sowie die gesunde Funktion des Nervensystems. Vitamin B12 spielt darüber hinaus gemeinsam mit Vitamin B6 und Folsäure als Bestandteil von Enzymen im Homocystein-Stoffwechsel eine wichtige Rolle. Normalerweise wird Homocystein im Methionin-Zyklus unter Beteiligung der Coenzyme Folsäure und Vitamin B12 zu Methionin remethyliert oder Vitamin B6-abhängig zu Cystein abgebaut.

Homocystein gilt heute als unabhängiger Risikofaktor für Gefäßkrankheiten und die Gesamtmortalität. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle sowie Thromboembolien nehmen bei erhöhten Homocysteinwerten zu. Ausreichende Vitamin-B12-Spiegel beugen somit gemeinsam mit Vitamin B6 und Folsäure einer Erhöhung des Homocystein-Plasmaspiegels vor und leisten einen wichtigen Beitrag zur Reduktion des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Arteriosklerose.

Prinzipiell ist die Versorgung der Bevölkerung mit Vitamin B12 weitgehend gewährleistet, da es aus den natürlichen Nahrungsquellen wie Muskelfleisch, Seelachs, Sardinen, Milch, Quark, Käse und Eier in der Regel ausreichend aufgenommen wird. Ausnahmen bestehen aber bei älteren Menschen sowie bei einer ausschließlich pflanzenbasierten Kost (Veganer, Vegetarier). Um die geringen Vitamin-B12-Spiegel zu kompensieren, können bei alten Menschen teilweise Dosierungen über 100 mg pro Tag erforderlich werden, die deutlich über den Referenzwerten der DGE (bis zu 3 mg, Schwangere 3,5 mg, Stillende 4 mg pro Tag) liegen.

Nahrungsergänzung bei chronischen Krankheiten Da Ältere zunehmend multimor- bide werden, nehmen sie zudem oftmals eine Vielzahl von Arzneimitteln ein, die den Mikronährstoffhaushalt durch Neben- und Wechselwirkungen (z. B. Komplexbildung) oder Veränderung der Stoffwechselvorgänge beeinträchtigen. Beispielsweise hemmen Cholesterinsenker, wie die Statine, die körpereigene Coenzym-Q10-Synthese und Protonenpumpenhemmer (PPI) lösen bei Langzeiteinnahme ein Defizit an Magnesium aus.

PPI gehen zudem mit einem Vitamin B12-Mangel einher, da sie die säureabhängige Vitamin-B12-Aufnahme im Magen behindern. Auch das Antidiabetikum Metformin setzt die Resorption von Vitamin B12 im Darm herab. Diabetiker haben zudem stoffwechselbedingt einen erhöhten Bedarf an Vitamin B12, Vitamin B1, Folsäure, Vitamin C, Magnesium und Zink. Darüber hinaus erfordern einige Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Zöliakie) oder Tumorerkrankungen eine erhöhte Vitamin-Zufuhr. Für die Betroffenen sind vor allem Eisen, B-Vitamine, Vitamin D, Zink und Magnesium wichtig.

Nahrungsergänzung bei Leistungssportlern  Während Breitensportler in der Regel alle notwendigen Mikronährstoffe mit einer vollwertigen Ernährung zuführen können, gelingt es nicht allen Leistungssportlern, sich mit ihrer normalen Alltagskost ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen. Individuelle Versorgungslücken können auftreten. Vor allem erreichen Athleten gewichtssensitiver Sportarten (z. B. Turnen, Judo, Ballett, Skispringen), die sich an eine restriktive Ernährungsweise halten müssen, oder Sportler, die sportspezifische Ernährungsziele verfolgen (z. B. akute Gewichtsreduktion, Carboloading, Train-Low-Techniken), nicht immer die Referenzwerte.

Über den Schweiß kommt es zum Verlust von Mineralstoffen wie Natrium, Kupfer, Zink oder Magnesium. Eisen wird hingegen weniger ausgeschwitzt, geht dafür aber über Blutverluste verloren. Der Eisenbedarf weiblicher Athleten wird aufgrund monatlicher Blutverluste durch die Regelblutung um circa 70 Prozent höher eingeschätzt als bei nicht aktiven Frauen. Blutverluste haben auch ambitionierte Langläufer aufgrund von Pendelbewegungen (Mikroblutungen in Darm und Blase) zu beklagen.

Zudem werden durch Laufen auf hartem Grund massiv Erythrozyten in der Fußsohle zerstört (foot strike hemolysis). Bei Athleten bestimmter Sportarten ist das Risiko für einen Eisenmangel sogar noch erhöht, da intensive sportliche Aktivität den Eisenbedarf prinzipiell steigern kann, da sich die Erythrozyten- und Hämoglobinkonzentration im Blut erhöht. Daher sollte der Eisenstatus bei Sportlern regelmäßig kontrolliert werden, um rechtzeitig einen Eisenmangel zu detektieren und gegebenenfalls Eisen bei einem diagnostizierten Mangel zu substituieren.

Dabei ist es ratsam, eine Eisensupplementtion stets ärztlich zu begleiten, da bei einer langfristig überhöhten Eisengabe gastrointestinale Beschwerden, prooxidative Effekte und Eisenüberladungen möglich sind, die Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebserkrankungen sein können. Aufgrund des erhöhten Energieumsatzes haben Sportler im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung zudem einen Mehrbedarf an B-Vitaminen. Diese sind wichtig für die Energiegewinnung und die Ausdauerleistung. Sie unterstützen die Verbrennung der Makronährstoffe und steigern die Sauerstoffausschöpfung.

Von der DGE wurden für Athleten energieumsatzabhängige Zufuhrwerte für die Vitamine B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin) und Niacin berechnet, die nicht immer alimentär erreicht werden. Sollten Supplemente nötig sein, sind wegen des Zusammenspiels der B-Vitamine Komplexpräparate empfehlenswert. Leistungssportler müssen zudem gut mit Vitamin D versorgt sein, da das fettlösliche Vitamin eine große Bedeutung für die Muskelkraft und das Muskelwachstum hat.

Die DGE gibt zwar keine offizielle Empfehlung hinsichtlich anzustrebender Hydroxyvitamin-D-Serumwerte, die sich speziell an Sportler richten. Das Expertengremium merkt aber an, dass in der Praxis bei Athleten deutlich höhere Hydroxyvitamin-D-Serumwerte (zwischen 80 und 125 nmol/l) für wünschenswert gehalten werden als die, die für die Allgemeinbevölkerung (> 50 nmol/l) gelten. Da bei körperlicher Aktivität vermehrt freie Radikale produziert werden, ist zudem eine bedarfsdeckende Versorgung mit antioxidativ wirksamen Nährstoffen wie beispielsweise Vitamin C, Vitamin E und Beta-Carotin erforderlich.

Die DGE empfiehlt eine ausgewogene, antioxidanzienreiche Lebensmittelauswahl (Obst und Gemüse). Entscheiden sich Sportler für eine Nahrungsergänzung mit Antioxidanzien, sollten diese die Tageshöchstdosen von 30 mg Vitamin E und 250 mg Vitamin C nicht überschreiten. Eine Antioxidantien-Supplementierung darüber hinaus kann einen nachteiligen Effekt auf die Trainingsadaptation beziehungsweise auf die Leistungsentwicklung haben. Sportler supplementieren Vitamin C zudem häufig mit Zink, um dem gefürchteten Open-Window-Effekt entgegenzutreten. Dabei handelt es sich um eine Phase mit erhöhter Infektrate, die nach intensiver körperlicher Aktivität auftritt. Auch hier sollte nicht mehr als 250 mg Vitamin C und 6,5 mg Zink pro Tag zugeführt werden.

Mono oder Multi Für eine Supplementierung stehen Präparate zur Auswahl, die entweder einzelne Mikronährstoffe oder spezielle Kombinationen enthalten. Monopräparate haben den Vorteil, dass individuell ausreichend hohe Dosierungen des erforderlichen Mikronährstoffs gewählt werden können. Es werden beispielsweise häufig fettlösliche Vitamine (z. B. Vitamin D, Vitamin K), einzelne B-Vitamine (z. B. Vitamin B12, Folsäure) oder Mineralstoffe (z. B. Eisen, Jod, Zink, Magnesium) eingenommen.

Ebenso können kombinierte Präparate zweckmäßig sein, da der Vitamin- und Mineralstoffmangel häufig mehrere Mikronährstoffe zugleich betrifft. Gängige Kombinationen sind beispielsweise Vitamin C und Zink oder ein Komplex aus den B-Vitaminen. Aber auch sogenannte Multivitaminpräparate haben ihre Berechtigung, da sich einzelne Vitamine wie beispielsweise Vitamin A und D, Vitamin B6, B12 und Folsäure oder Vitamin E und C in ihrer Funktion ergänzen und erst im Zusammenspiel für einen ungestörten Ablauf der Stoffwechselvorgänge sorgen.

Individuelle Beratung gefragt Ein Nachteil der Kombinationen kann aber sein, dass nicht immer alle Vitamine oder Mineralstoffe benötigt werden. Beispielsweise enthalten viele Präparate heutzutage Vitamin D, sodass es bei zeitgleicher Einnahme mehrerer Präparate leicht zu einer Überdosierung mit dem fettlöslichen Vitamin kommen kann. Das ist schnell passiert, wie ein typisches Beispiel aus der Praxis zeigen kann: Eine Kundin nimmt beispielsweise ein Präparat zur Steigerung des Immunsystems mit Vitamin C, Zink und Vitamin D ein.

Zusätzlich beugt sie einer Osteoporose mit einem Calcium-Präparat vor, das ebenfalls Vitamin D enthält und schließlich trinkt sie noch Kollagen-Ampullen zum Erhalt einer schönen Haut, in denen wieder Vitamin D einer der Kombinationspartner ist. Ein Nachfragen, welche weiteren Mikronährstoffpräparate eingenommen werden, ist daher immer sinnvoll, zumal viele Kunden glauben, mit Nahrungsergänzungsmitteln könne man nichts falsch machen.

Ebenso lohnt es sich, bei der Abgabe typischer Multivitaminpräparaten das Gespräch zu suchen. So wähnen sich einige der Verwender in dem Glauben, damit ein vorliegendes Defizit ausreichend ausgleichen zu können. In der Praxis kommt das beispielsweise häufig bei Vitamin B12 vor. Multivitaminpräparate enthalten Mikronährstoffe aber oftmals lediglich in Höhe der Referenzwerte. Dabei handelt es sich um Minimalwerte, mit denen Mangelerscheinungen vermieden werden sollen. Einen bestehenden Vitaminmangel, wie beispielsweise von Vitamin B12, sind sie aber nicht in der Lage auszugleichen.

Ebenso wenig beziehen sie vorbeugende Aspekte zur Verhütung von Erkrankungen mit ein, wobei bislang auch keine allgemein gültigen Angaben über präventive Zufuhrhöhen vorliegen. Unter den Experten besteht bislang kein Konsens, da verschiedene Mengen experimentell bestimmt wurden und Studien sogar zu negativen Ergebnissen gekommen sind. Vorteil der Multivitamininpräparate ist hingegen, dass es mit ihrer Einnahme in der Selbstmedikation in der Regel nicht zu einer Überdosierung vor allem der fettlöslichen Vitamine kommen kann.

Fazit Liegt ein erhöhter Nährstoffbedarf vor, wurde ein Mangelzustand diagnostiziert oder sollen Krankheiten gezielt vorgebeugt oder therapiert werden, sind bei der Auswahl des Präparates und der Dosisfindung immer die Empfehlungen verschiedener Fachgesellschaften zu berücksichtigen. Allerdings ist die Frage nach der richtigen Dosierung häufig schwierig zu beantworten und die Empfehlungen unter den Fachleuten variieren erheblich. So ist der Vitaminbedarf von den Ernährungs- und Lebensumständen abhängig. Zudem ist die persönliche Zufuhr oft schwer abzuschätzen. Zumeist existieren auch keine individuell laborgesicherten Vitaminspiegel, die bei der Entscheidung helfen. In manchen Fällen kann daher eine Rücksprache beim Arzt erforderlich sein.

Gode Chlond, Apothekerin


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