Heuschnupfen
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Das blüht uns bei Heuschnupfen: Symptome und Medikamente

Fast jede*r vierte Erwachsene leidet hierzulande unter Heuschnupfen. Tendenz: steigend. Mit viel Pech leiden Betroffene nicht nur ein paar Wochen, sondern von Februar bis Oktober unter tränenden Augen, laufender Nase und trockenem Husten. Das können Sie empfehlen.

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Antwort C ist richtig,

das Gewebshormon Histamin wird von Mastzellen und Granulozyten ausgeschüttet, erhöht unter anderem die Gefäßdurchlässigkeit und führt so zu Juckreiz, Schwellung und Rötung von Haut und Schleimhäuten.


Heuschnupfen: So wird die Allergie behandelt

Um Heuschnupfen zu behandeln, gibt es drei Ansätze:

  1. Allergenvermeidung
    Dem Allergen grundsätzlich aus dem Weg zu gehen oder Strategien anzuwenden, es aus einem geschützten Bereich wie beispielsweise der Wohnung zu beseitigen, ist die effektivste Behandlung der Beschwerden.
  2. Allergie-Medikamente
    Mittlerweile gibt es zahlreiche Arzneistoffe, die Heuschnupfen-Symptome lindern können. Eine kausale Therapie gibt es nicht, Heuschnupfen ist nicht heilbar.
  3. Hyposensibilisierung
    Im Gegensatz zu Medikamenten gegen Heuschnupfen greift die Hyposensibilisierung an den allergieauslösenden Ursachen im Immunsystem an. Die Symptome werden also nicht gemildert, aber das Immunsystem darauf trainiert nicht mehr so stark auf ein Allergen zu reagieren.

Bevor wahllos Medikamente gegen Heuschnupfen eingenommen werden, ist es wichtig, herauszufinden, gegen welches Allergen der Körper allergisch reagiert und welche Symptome vorliegen. In diesem Video erfahren Sie, wie Heuschnupfen diagnostiziert wird und warum dieser Schritt so wichtig ist:

Wirkstoffklassen gegen Heuschnupfen

Die meisten Medikamente gegen Heuschnupfen sind ohne Verschreibung erhältlich. Alle Wirkstoffe haben das Ziel, die Heuschnupfensymptome zu lindern. Dazu werden entweder die Auswirkungen der Entzündungsmediatoren an ihren Rezeptoren unterbunden oder die Immunzellen stabilsiert, sodass die Ausschüttung der Entzündungsmediatoren geringer ausfällt.

Cromone

Cromone wie Cromoglicinsäure gibt es in Form von Heuschnupfen-Nasensprays oder Augentropfen. Die Arzenistoffgruppe wird auch Mastzellstabilisatoren genannt, da sie die Chloridkanäle an den Mastzellen blockieren und so die Ausschüttung von Entzündungsmediatoren wie Histamin verhindern.

Da sie somit der Entzündungsreaktion vorbeugen, müssen Betroffene sie bereits einige Tage vor dem ersten Pollenflug regelmäßig anwenden. Der ungefähre Wirkeintritt beträgt 48 Stunden nach der ersten Anwendung. Aufgrund seiner starken Polarität wirkt Cromoglicinsäure hauptsächlich lokal.

H1-Antihistaminika

H1-Antihistaminika oder H1-Blocker hemmen H1-Rezeptoren kompetititv. Histamin wird also aus den Mastzellen freigesetzt, doch es kommt zu keiner oder nur geringeren Auswirkung an den Zielorganen.

Vertreter der 1.Generation passieren die Blut-Hirn-Schranke und führen somit auch zu zentralen Wirkungen wie Sedierung. Sie beeinträchtigen daher die Fahrtüchtigkeit und machen müde. Der Effekt lässt sich etwas abschwächen, wenn die Präparate am Abend eingenommen werden, die Wirkung reicht bis in den nächsten Tag hinein. Aufgrund der zentralen Wirkung kommen H1-Antihistaminika auch bei Übelkeit zum Einsatz. Dazu zählen unter anderem Chlorphenoxamin, Clemastin, Dimenhydrinat, Dimetinden, Diphenhydramin, Prometazin oder Doxylamin.

Den Wirkstoff Ketotifen gibt es in Tablettenform, er findet sich aber auch in frei verkäuflichen Augentropfen. Ketotifen besitzt zudem eine mastzellstabilisierende und eine schwach anticholinerge Wirkung.

Substanzen aus der 2. Generation passieren die Blut-Hirn-Schranke nicht oder nur geringfügig. Häufig greifen sie auch selektiver am H1-Rezeptor an. Die Leitsubstanzen sind Cetirizin und Loratadin sowie deren aktive Enantiomere Desloratadin und Levocetirizin. Es gibt sie in Form von Heuschnupfen-Tabletten. Azelastin und Levocabastin reichern sich sehr gut in den Schleimhäuten an. Daher findet man die Wirkstoffe in Heuschnupfen-Nasensprays oder Augentropfen zur Selbstmedikation.

Das noch recht neu zur Selbstmedikation bei Heuschnupfen freigegebene Bilastin punktet mit einem schnellen Wirkeintritt (30 bis 60 Minuten nach Einnahme), einer langen Wirkdauer (24 Stunden) sowie einem geringen Wechselwirkungspotenzial. Zudem wirkt es nicht sedierend.

Fragen fürs Beratungsgespräch

  • Für wen ist das Medikament?
  • Wo bestehen die Beschwerden, an Augen und/oder Nase?
  • Wie stark sind die Beschwerden und wann treten sie auf?
  • Ist das Allergen bekannt und wurde bereits ein Medikament gegen die Beschwerden eingenommen?
  • Gibt es Unverträglichkeiten oder werden andere Arzneimittel eingenommen? (Manche Arzneistoffe können allergische Reaktionen auslösen, z.B. NSAR oder bestimmte Antibiotika.)
  • Liegen noch andere Erkrankungen vor, zum Beispiel (allergisches) Asthma oder Neurodermitis?

Glukokortikoide

Nasensprays mit Glukokortikoiden wie BeclometasonFluticason und Mometason gehören zu den effektivsten Präparaten der Selbstmedikation. Sie greifen in das gesamte Entzündungsgesschehen ein und modulieren die Immunreaktion. Ihr Wirkeintritt ist etwas verzögert (nach 1-2 Wochen), doch bei regelmäßiger Anwendung reichern sie sich gut in den Schleimhäuten an. Dort lindern sie die Symptome des allergischen Schnupfens inklusive verstopfter Nase bei gleichzeitig geringer systemischer Wirkung. Häufig werden auch die Symptome am Auge gemildert.

Diese Cortison-Nasensprays gelten daher mittlerweile als Mittel der Wahl bei allen Schweregraden von Heuschnupfen. Um die Zeit bis zum vollen Wirkeintritt zu überbrücken, empfehlen Leitlinien die ersten ein bis zwei Wochen zusätzlich ein nasales Antihistaminikum zu verwenden. Der Abstand zwischen den beiden Sprays sollte mindestens 15 Minuten betragen.

Liegen starke Beschwerden vor, verkrampfen die Atemwege beim Husten oder erkennen Sie Anzeichen einer anaphylaktischen Reaktion, sind die Grenzen der Selbstmedikation erreicht. Schwangere, Stillende sowie Kinder verweisen Sie direkt an eine Arztpraxis.

Alpha-Sympathomimetika

Viele Allergiker*innen fragen nach abschwellenden Nasensprays gegen Heuschnupfen. Solche Sprays oder Augentropfen mit Substanzen wie Oxymetazolin, Xylometazolin oder Tetryzolin können bei sehr starken Symptomen kurzfristig angewendet werden. Auch zur Überbrückung bis zum Wirkeintritt von Cortison-Nasensprays.

Betonen Sie bei der Abgabe die zeitlich begrenzte Anwendungsdauer von einer Woche und das Wechselwirkungspotenzial. Das gilt auch für fixe Kombinationen zur Einnahme aus der Selbstmedikation gegen Heuschnupfen. Betroffene mit (schlecht eingestelltem) Bluthochdruck oder Herz-Rhythmus-Störungen sollten zuvor ärztliche Rücksprache halten.

Konkrete Empfehlungen bei Heuschnupfen auf einen Blick

  • Leichte bis mittelschwere Beschwerden: Cromone, H1-Antihistaminika oder Cortison-Nasenspray
  • schwere Beschwerden: Cortison-Nasenspray
  • Achtung: Orale H1-Antihistaminika der 1. Generation vermeiden (Sedierung)
  • Tabletten oder Nasenspray mit Alpha-Sympathomimetika nur kurzfristig anwenden
  • Cortison-Nasensprays und Levocabastin-haltige Präparate sind Suspensionen und müssen vor jedem Gebrauch geschüttelt werden.
  • Solange die jeweiligen Pollen noch fliegen, sollte die Einnahme der Antihistaminika fortgesetzt werden. Allergene finden bei Unterbrechung sonst zu viele unbesetzte Histaminrezeptoren, wodurch die allergische Reaktion stärker ausfallen kann und das Risiko für einen Etagenwechsel zum allergischen Asthma steigt.
  • Cortison-Nasensprays sollten Richtung Nasenscheidewand gesprüht werden, Betroffene nehmen am besten für das linke Nasenloch die rechte Hand und umgekehrt.

Leukotrien-Rezeptorantagonisten

Heuschnupfennasen, die bereits ein allergisches Asthma entwickelt haben, können Montelukast verschrieben bekommen. Der selektive Leukotrien-Rezeptorantagonist lindert die Symptome einer allergischen Entzündungsreaktion an der Bronchialmuskulatur wie Bronchokonstriktion oder Schleimsekretion. Erwachsene können den Wirkstoff in Form von Film- oder Kautabletten einnehmen, für Kinder ab sechs Monaten steht ein Granulat zur Verfügung.

Zusatzempfehlungen

Bei der Abgabe eines Medikaments gegen Heuschnupfen können Sie eine passende Zusatzempfehlung aussprechen: Nasensalbe oder befeuchtendes Nasenspray und Nasenduschen mit Meersalz pflegen gereizte Schleimhäute und helfen Allergene auszuspülen. Das gleiche gilt für befeuchtende Augentropfen oder -salben. Trockene Haut sollte mit einer geeigneten Basispflege behandelt werden.

Alternative Heilmethoden

Akkupunktur, homöopathische Komplexmittel oder chinesische Phytotherapie bieten alternative Ansätze zur Behandlung von Heuschnupfen-Symptomen und stellen eine wertvolle Ergänzung zur klassischen Schulmedizin dar.


Frage: Welcher Anwendungshinweis für Glukokortikoid-Nasensprays ist nicht korrekt?

A. Das Präparat sollte vor jeder Anwendung geschüttelt werden.
B. Cortison-Nasensprays eigenen sich für jeden Schweregrad der Erkrankung.
C. Das Nasenspray wirkt sofort und sollte nur kurzfristig (maximal eine Woche) angewendet werden.

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