Alkohol
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Alkohol: Rausch mit Konsequenzen

Alkohol ist die wohl älteste Droge der Welt. Und doch fester Bestandteil unserer Alltagskultur. Was Alkohol in unserem Körper anstellen kann und warum sich die WHO für gesundheitliche Warnhinweise auf alkoholischen Getränken einsetzt, erfahren Sie hier.

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Wirkung von Alkohol im Körper

Ethanol wirkt zunächst stimulierend, dann dämpfend. Je nachdem wie viel Alkohol getrunken wird, führen psychotrope Effekte im Gehirn erst zur Endorphin-Freisetzung und damit zu Euphorie und Enthemmung. Später, unter anderem durch Wirkung am GABAA-Rezeptor, kommt es zu Gangunsicherheit, motorischer Unruhe, Müdigkeit, nachlassender Konzentrationsfähigkeit, aber auch mehr Risikobereitschaft, da Ängste nachlassen. Der Schlafrhythmus wird beeinflusst, sodass Betrunkene weniger REM-Schlafphasen und dafür verlängerte Tiefschlafphasen durchlaufen. Dadurch fühlen sie sich am nächsten Tag nicht ausgeruht.

Peripher macht sich Alkohol durch einen nachlassenden Muskeltonus, einen erhöhten Puls und eine Vasodilatation bemerkbar. Außerdem durch eine verstärkte Diurese. Der Flüssigkeitsverlust verstärkt Müdigkeit und Konzentrationsverlust bis hin zur Verwirrtheit und Desorientierung. Alkohol hemmt die Gluconeogenese und Glykolyse in der Leber, der Blutglucosespiegel sinkt. Gleichzeitig steigt die Konzentration von Ketonkörpern im Blut, da vermehrt Fettsäuren abgebaut werden, um Energie bereitzustellen. Im besten Fall bekommen Betrunkene dann großen Hunger, im schlechtesten Fall eine Hypoglykämie oder Ketoazidose.

So entsteht ein Kater

Blitz mit einfarbiger FüllungBei Alkohol handelt es sich um ein Zellgift, das merkt man spätestens am Tag nach der Party. Wie die Alkoholverträglichkeit ist auch das Ausmaß des Katers individuell. Viele verspüren Übelkeit, Magenschmerzen, Appetitlosigkeit oder Sodbrennen. Denn Ethanol reizt die Magenschleimhaut und kann so alle Symptome einer Gastritis auslösen.

Zum Zeitpunkt des Katers hat man zwar kein Ethanol mehr im Blut, der Körper ist aber noch mit dem Abbauprodukt, Acetaldehyd, beschäftigt. Das wartet unter Umständen nämlich noch auf seinen weiteren Abbau zu Acetat und löst bis dahin Kopfschmerzen, Schwindel, Herzrasen oder Erbrechen aus.

Da Ethanol die Vasopressin-Ausschüttung vermindert, wird mehr Wasser über die Niere ausgeschieden. Von Alkohol muss man also tatsächlich häufiger auf Toilette. Ein Kater wird durch die Dehydratation verstärkt. Dementsprechend kann ein Kater milder ausfallen, wenn zu jedem Glas Alkohol ein Glas Wasser getrunken wird.

Vielen hilft es daher auch, am nächsten Tag viel zu trinken, salziges Gebäck, Gemüsebrühe oder Elektrolytlösungen zu sich zu nehmen. Kaffee ist keine gute Idee. Das enthaltene Coffein verstärkt die Diurese und die enthaltenen Kaffeesäuren reizen den Magen-Darm-Trakt zusätzlich.  

Ein Anti-Katermittel gibt es nicht, auch wenn manches so beworben wird. Der Körper braucht einfach Zeit, Ruhe und Flüssigkeit.

Alkohol und Leberschäden

Blitz mit einfarbiger FüllungDer Alkohol-Abbau findet vor allem in der Leber statt. Diese besondere Stoffwechselsituation belastet die Leber und schadet ihr langfristig. Vor allem wenn häufig und viel Alkohol getrunken wird. Denn dann gewinnt der alternative CYP-abhängige Abbauweg an Bedeutung.

Das Enzym wird nämlich substratabhängig gebildet. Befindet sich also wiederholt Alkohol im Blut, werden höhere Konzentrationen des Enzyms bereitgestellt. Der CYP-Weg springt immer früher an. Das Problem daran: Es entstehen immer mehr schädliche radikale Sauerstoffverbindungen und die Leberschäden nehmen zu.

Dies ist ein Grund, weshalb chronischer Alkoholkonsum zu einer Entzündung der Leber (alkoholische Hepatitis) oder einer Leberzirrhose führt. Jede*r fünfte Alkoholiker*in entwickelt eine solche Zirrhose, bei der sich das geschädigte Leberparenchym nicht mehr erholt, sondern durch Narbengewebe ohne Funktion ersetzt wird (Fibrose).

Nach und nach schrumpft die Leber, da ihre innere Struktur wegfällt, Symptome treten erst spät auf. Verlorenes Gewebe kann nicht wieder ersetzt werden, die meisten Menschen sind irgendwann auf eine Transplantation angewiesen.  

Lebererkrankung durch Alkohol: Symptome

Achtung: Eine Lebererkrankung verläuft lange symptomfrei. Eine Fettleber kann praktisch komplett ohne Symptome auftreten. Die Gefahr, eine Leberzirrhose oder Hepatitis zu entwickeln, steigt dadurch.

Symptome von (alkoholbedingten) Leberschäden:

  • druckempfindliche Leber
  • Gelbsucht
  • Müdigkeit
  • Fieber
  • Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Völlegefühl

Ein weiterer Grund, weshalb Alkohol die Leber schädigt, liegt in der besonderen Stoffwechselsituation, die beim Alkoholabbau in der Zelle vorliegt. Denn sowohl das gebildete NADH++H+ als auch Acetat hemmen den Fettsäureabbau.

In den Zitronensäurezyklus eingeschleust, wird Acetat außerdem in den Energieträger Acetyl-CoA umgewandelt und kann so zum Beispiel als Baustein in der Fettsäuresynthese dienen. Die Lust auf deftiges Essen zu später Stunde tut dann auch ihr übriges. Das Resultat: Fettleber.

Eine alkoholische Fettleber tritt bei 90 Prozent der Menschen auf, die zu viel Alkohol trinken. Die Leber kann ihre Arbeit trotzdem symptomfrei über einen langen Zeitraum aufrechterhalten. Sogar wenn bereits 80 Prozent der Leber geschädigt sind. Ein Trinkstopp lohnt daher zu jeder Zeit, denn die Leber kann sich teilweise erholen, die Lebenserwartung steigt. Wird weiter Alkohol getrunken, schreitet das Leberversagen hingegen voran.

Alkoholvergiftung

Blitz mit einfarbiger FüllungEine akute Alkoholintoxikation oder Alkoholvergiftung beginnt lange vor dem Krankenhaus. Medizinisch gesehen spricht man von einer Alkoholvergiftung, wenn das Gehirn in seiner Funktion eingeschränkt ist. Das kann bereits bei einer Blutalkoholkonzentration von unter einer Promille der Fall sein, wenn Menschen besonders albern, redselig oder aggressiv reagieren. Es lassen sich folgende Stadien unterscheiden:

  • Exzitation (< 2 Promille): Verlangsamte Reaktionszeit, enthemmtes Verhalten, unklare Aussprache, Gangunsicherheit treten auf.
  • Hypnose (2 - 2,5 Promille): Muskeltonus und Koordination nehmen ab. Gedächtnislücken am nächsten Tag (Filmriss), Übelkeit, Erbrechen.
  • Narkose (2,5 - 4 Promille): Bewusstlosigkeit, kein Schmerzempfinden, Schließmuskel können versagen, Schock.
  • Asphyxie (> 4 Promille): Koma, Pupillen reagieren nicht mehr auf Reflexe, Atmung kann aussetzen, Gefahr des Kreislaufstillstandes, Körpertemperatur sinkt.
    Alkoholvergiftungen mit über 5 Promille verlaufen in der Regel tödlich.

Alkoholvergiftung: Bei diesen Anzeichen müssen Sie den Notarzt anrufen
Solange betrunkene Menschen lallen und torkeln, ist noch alles gut. Riskant wird es, wenn jemand einschläft. Lässt sich die Person nicht wecken und ist nicht ansprechbar, verständigen Sie den Notarzt. Auch wenn Bewusstlose wieder kurz zu sich kommen, liegt immer noch eine Notsituation vor. Starke Alkoholvergiftungen bedeuten Lebensgefahr, daher lieber einmal zu oft als zu wenig den Notarzt verständigen.

Erste Hilfe:
Lässt sich eine betrunkene Person wecken, soll sie aufhören zu trinken und sich ausschlafen. Bewusstlosen bitte kein Wasser oder gar Kaffee einflößen, sie könnten an ihrem Erbrochenen ersticken, da die Reflexe nicht mehr reibungslos funktionieren. Daher sollte auch kein Erbrechen herbeigeführt werden. Schwer Betrunkene gehören in die stabile Seitenlage, die Atemwege sollten frei liegen. Eine Decke schützt vor dem Auskühlen.

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