Alkohol
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Alkohol: Rausch mit Konsequenzen

Alkohol ist die wohl älteste Droge der Welt. Und doch fester Bestandteil unserer Alltagskultur. Was Alkohol in unserem Körper anstellen kann und warum sich die WHO für gesundheitliche Warnhinweise auf alkoholischen Getränken einsetzt, erfahren Sie hier.

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Alkoholsucht: Definition und Therapie

Die WHO schätzt, dass weltweit vier von hundert Erwachsenen abhängig von Alkohol sind. Klingt erst mal wenig, doch alleine in Deutschland sind schätzungsweise 2,5 Millionen Menschen betroffen. Die Dunkelziffer ist hoch. Denn die Sucht entwickelt sich meist langsam und bleibt lange unbemerkt.

Das liegt vor allem daran, dass nicht jede Form des Alkoholismus offen auftritt und Alkoholiker*innen zahlreiche Strategien anwenden, um ihren Konsum zu vertuschen. So gibt es beispielsweise die „Quartalssäufer*innen“, die lange Zeit nichts trinken, dann aber, einmal begonnen, exzessiv trinken. „Spiegeltrinker*innen“ trinken kontrolliert, können aber keinen Tag ohne einen Schluck Alkohol durchstehen.

Der Übergang vom problemlosen in den kritischen Konsum ist fließend. Auch wenn sich eine Abhängigkeit eher einstellt, wenn häufig größere Mengen Alkohol getrunken werden, gibt es keinen unkritischen Alkoholkonsum. Hinzu kommen individuelle Veranlagung, das persönliche Umfeld oder psychische Alltagsbelastungen. Je mehr Alkohol zur Gewohnheit wird, umso riskanter ist der Konsum.

Das sind Anzeichen für ein Alkoholproblem:

  • Alles dreht sich um Alkohol.
  • Bisherige Interessen werden zugunsten des Alkohols vernachlässigt.
  • Alkoholiker ziehen sich aus dem sozialen Umfeld zurück, zum Teil auch mehr Fehltage bei der Arbeit.
  • Der Alltag wird um den Alkoholkonsum konstruiert.
  • Es gab bereits mehrere erfolglose Versuche, mit dem Trinken aufzuhören.
  • Ohne Alkohol können sich Betroffene nicht mehr entspannen.
  • Nach dem Trinken kommt es zu Schuldgefühlen.
  • Werden Alkoholiker auf ihren Umgang mit Alkohol angesprochen, kommt es zu Streit.

In der neuen Auflage der US-amerikanischen Diagnoseklassifikation DSM-5 wurden die Diagnosen Alkoholabhängigkeit und Alkoholmissbrauch durch die Diagnose alcohol use disorder (AUD) (Alkoholgebrauchsstörung) ersetzt.

Wer über eine Zeit hinweg ständig Alkohol trinkt, entwickelt Entzugserscheinungen, sollte einmal kein Alkohol getrunken werden:

  • Schweißausbrüche, Herzrasen
  • Zittern, motorische Unruhe
  • Übelkeit, Brechreiz
  • Unruhe und Angst
  • Schlafstörungen
  • depressive Verstimmungen
  • Halluzinationen
  • Krampfanfälle

Ab dem Zeitpunkt, an dem Entzugserscheinungen auftreten, wird Alkohol getrunken, um die Symptome zu mildern. Ohne Therapie aus diesem Kreislauf auszubrechen ist sehr schwer.

Eine stark ausgeprägte Form des Alkoholentzugs ist das Delirium tremens. Menschen im Delirium tremens halluzinieren stark, reagieren sehr emotional (aggressiv, laut, weinerlich, panisch), schlagen um sich oder haben den starken Drang, sich zu bewegen, dämmern immer wieder kurz weg und erwachen dann plötzlich und häufig schreiend. Meistens wird dieser Entzug stationär begleitet, da Lebensgefahr besteht. Unbehandelt führen etwa 15 Prozent der Fälle zum Tod.

Champagnergläser mit einfarbiger FüllungAlkoholismus ist eine Krankheit und auch als solche in Deutschland anerkannt. Betroffene haben ein Recht auf Hilfe. Entscheiden sich Alkoholiker*innen für ein Leben ohne Alkohol und suchen eine Beratungsstelle auf, ist dies der erste und dennoch wichtigste Schritt auf einem langen Weg ohne Rausch. Eine Therapie wird immer von einem Entzug begleitet, der in etwa so abläuft:

Schritt 1: Sich das Problem eingestehen, Hilfe suchen und gemeinsam nach Wegen aus der Alkoholsucht suchen.

Schritt 2:  Den Körper restlos entgiften (Alkoholentzug), meist unter ärztlicher Aufsicht, um (schwere) Entzugserscheinungen kontrolliert und sicher zu überwinden.

Schritt 3: Den Alltag neu lernen, ein Leben ohne Alkohol strukturieren, in der Regel für ein bis eineinhalb Jahre therapeutisch begleitet (Alkoholentwöhnung). Je nach Schwere der Sucht kann diese Therapie stationär oder ambulant erfolgen.

Schritt 4: Trocken bleiben, ein Leben lang, Rückfälle nicht vertuschen, sondern offen begegnen. Wieder ankommen im neuen Leben, Beruf und sozialem Umfeld ohne Alkohol.

Alkoholentwöhnung

Zentraler Baustein der Behandlung von Alkoholsucht sind die Gesprächs- und Verhaltenstherapie. Daneben werden verschiedene Entspannungstechniken vermittelt oder es wird kreativ therapeutisch gearbeitet (Mal-, Sport-, Musiktherapie, Ergotherapie usw.). Bei Bedarf gibt es Unterstützung beim Schuldenabbau, Wiedereinstieg in den Job oder Organisation staatlicher Unterstützung.

Der Einsatz von Medikamenten wird kontrovers diskutiert, zugelassen in Deutschland sind hierfür:

  • Acamprosat
  • Naltrexon
  • Nalmefen

Die Wirkstoffe sollen die Rückfallrate senken oder die Trinkmenge reduzieren. Studien belegen die signifikante Überlegenheit gegenüber Placebo, die Erfolge der Einnahme sind allerdings minimal.

Die Zulassung von Disulfiram ist erloschen. Das Präparat greift in den Ethanolabbau ein und hemmt irreversibel die ALDH, sodass sich Acetaldehyd im Körper anreichert und zu erheblichen Beschwerden führt, sollte Alkohol getrunken werden.

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