Alkohol: Rausch mit Konsequenzen
15 Minuten 100 Punkte
- 1Lernziele
- 2Mythen & Fakten rund um Alkohol
- 3Chemie & Abbau im Körper
- 4Schäden im Körper
- 5Alkoholismus & Alkoholsucht
- 6Alkohol & Krankheiten
- 7Abschlussfragen
01. November 2025
Körperliche Schäden durch Alkohol
Wer seinem Körper ständig (große Mengen) Alkohol zumutet, riskiert ernsthafte körperliche Schäden. Denn Alkohol greift nicht nur Leberzellen an.
Herz und Gefäße
Alkohol fördert oder verstärkt Bluthochdruck. Verengt sich die Vene, die Blut zur Leber führt, spricht man von einer portalen Hypertonie. Die Krankheit begünstigt wiederum Blutungen im Verdauungstrakt, die Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum (Aszites), eine vergrößerte Milz und belastet das Gehirn. Der Herzmuskel kann sich entzünden. Die vergrößerte Milz zerstört Leukozyten und Thrombozyten, die Immunabwehr sinkt, das Risiko für Blutungen steigt. Hinzu kommt die mangelnde Regulation durch die Leber während der Blutstillung. Alkoholiker*innen zeigen eine erhöhte Blutungsneigung, entwickeln schneller Blutergüsse und sind eher von lebensbedrohlichen Blutungen betroffen
Bauchspeicheldrüse
Die Bauchspeicheldrüse kann sich (chronisch) entzünden, was die Entstehung eines Typ-2-Diabetes begünstigt.
Magen-Darm-Trakt
Die Schleimhäute vor allem von Magen und Dünndarm werden durch Alkohol gereizt. Es kann zu Entzündungen, Geschwüren oder Mikroblutungen kommen, die einen Nährstoffverlust und eine Anämie verstärken.
Bindegewebe und Muskeln
Missbräuchlicher Alkoholkonsum kann auch dazu führen, dass sich das Bindegewebe der Handflächen verkürzt, wodurch sich die Finger dauerhaft verkrümmen (Dupuytren-Kontraktur). Feine Äderchen auf der Haut erscheinen, Gesichtsmuskeln können verkümmern, das Gesicht wirkt häufig aufgedunsen und maskenhaft.
Alkoholkonsum fördert die Entstehung von mehr als 200 Krankheiten.
Nervenzellen
Angegriffene periphere Nerven äußern sich durch Gefühlsverlust, Kribbeln (Polyneuropathie), Schmerzen oder körperlicher Schwäche. Im Zentralnervensystem macht sich das Zellgift bemerkbar durch zunehmenden Konzentrationsverlust, Vergesslichkeit, Schwindel und mangelndes Denkvermögen/nachlassende Intelligenz. Das Gehirn von Alkoholiker*innen wird zunehmend kleiner. Medizinisch liegt eine hepatische Enzephalopathie vor. Die beschädigte Leber kommt ihren Aufgaben als Entgiftungsorgan nicht ausreichend nach. Es häufen sich schädliche Abbauprodukte im Körper an, beispielsweise Ammoniak aus dem Proteinstoffwechsel.
Fortpflanzungsorgane
Männliche starke Trinker können zunehmend weiblich erscheinen, zum Beispiel durch vergrößertes Brustgewebe oder nachlassende Behaarung. Die Hoden können sich zurückentwickeln und Impotenz einsetzen. Frauen können Zyklusstörungen entwickeln, die Empfängnisbereitschaft sinkt.
Psychische Gesundheit
Missbräuchlicher Alkoholkonsum begünstigt die Entwicklung von Depressionen, Angstzuständen, Persönlichkeitsstörungen oder demenziellen Syndromen.
Alkohol und Mangelernährung
Alkohol besitzt zwar einen Brennwert, nahrhaft ist er allerdings nicht. Übelkeit und Appetitlosigkeit, wie sie vor allem bei chronischem Alkoholkonsum auftreten, beeinflussen die Nahrungsaufnahme. Hinzu kommt, dass alkoholbedingte Schäden die Nährstoffaufnahme sowie dazugehörige Stoffwechselprozesse beeinträchtigen.
Langfristig fehlen dem Körper dadurch Kalorien, Muskelmasse baut sich ab und bei einigen Nährstoffen wird es kritisch. Dazu zählen Folsäure und andere B-Vitamine, Vitamin C, alle fettlöslichen Vitamine und Mineralstoffe wie Eisen, Zink oder Magnesium. Die Mangelernährung verstärkt alkoholbedingte Schäden an den Nerven, am Gehirn und anderen Organen, den Muskeln und fördert eine Anämie.
Thiamin-Mangel durch Alkohol
Thiamin oder Vitamin B1 ist ein wichtiger Co-Faktor im Energiestoffwechsel. Es sorgt außerdem dafür, dass die neuronale Informationsweitergabe funktioniert oder Muskeln wie auch der Herzmuskel ordentlich arbeiten. Ein Thiamin-Mangel gefährdet daher viele wichtige Körperfunktionen.
Starke Trinker*innen können durch einen Thiamin-Mangel eine Wernicke-Enzephalopathie entwickeln. Sie scheinen verwirrt, zeigen Geh- und Sehstörungen, vergessen ständig etwas. Unbehandelt kann sich diese neurokognitive Störung chronifizieren zum Korsakow-Syndrom. Menschen mit diesem Syndrom verlieren nicht nur ihr Kurzzeitgedächtnis, sondern große Teile des Allzeitgedächtnisses. Erlebnisse aus der Kindheit bleiben häufig unberührt. Sie können sich auch keine neuen Informationen behalten, die Merkfähigkeit ist deutlich verringert, auch weitere kognitive Störungen können auftreten.
Alkohol und Krebs
Alkoholkonsum erhöht das Risiko für
- Krebs im Mund- und Rachenraum,
- Kehlkopfkrebs,
- Speiseröhrenkrebs,
- Brustkrebs (Frauen),
- Leberkrebs,
- Darmkrebs und möglicherweise für
- Magenkrebs.
Welche pathophysiologischen Mechanismen genau dahinterstecken, ist noch nicht hinreichend geklärt. Man vermutet jedoch, dass Neben- und Zwischenprodukte aus dem Ethanolabbau eine wichtige Rolle spielen. Wie Acetaldehyd. Das Molekül ist sehr reaktionsfreudig und geht unter anderem gerne Verbindungen mit DNA-Bausteinen ein. Dadurch wird das Erbgut zum einen direkt geschädigt. Zum anderen kann es beim Ablesen der DNA zu Fehlern kommen, die ebenfalls die Krebsentstehung fördern können.
Darüber hinaus spielen viele weitere, individuelle Faktoren in die Krebsentstehung mit hinein, unter anderem das Alter, der allgemeine Gesundheitszustand oder das Geschlecht. So tragen Frauen mit problematischem Alkoholkonsum ein vergleichsweise höheres Krebsrisiko als Männer.
Geht es um das Krebsrisiko gilt: Es gibt keine risikofreie oder gar gesundheitsfördernde Menge Alkohol.
Die WHO empfiehlt daher, alkoholische Getränke mit einem entsprechenden Warnhinweis zu versehen. In den Augen der Organisation stellt dies einen kostengünstigen und einfachen Weg dar, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
Laut Angaben der WHO werde in keiner Region so viel Alkohol pro Kopf konsumiert wie in Europa: 9,2 Liter reines Ethanol. Der weltweite Vergleich liegt bei 5,5 Litern, der Pro-Kopf-Konsum in Deutschland liegt übrigens mit 12,2 Liter reinem Ethanol pro Person mehr als doppelt so hoch. Und obwohl täglich etwa 2200 Menschen an den Folgen von Alkohol sterben – und das am häufigsten an Krebs – ist das öffentliche Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebsentstehung noch sehr gering.
Die WHO fordert zudem ein Umdenken über den gesellschaftlichen Stellenwert von Alkohol, vor allem in Europa. Denn Alkoholkonsum hat nicht nur gesundheitliche Folgen, für die jede*r selbst die Verantwortung trägt. Alkoholkonsum fördert Gewalt, auch sexuelle Gewalt, Verletzungen (mit Todesfolge) im Straßenverkehr und kann nicht nur der trinkenden Person, sondern auch ihrem sozialen Umfeld schaden.