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BEWEGUNGSARMUT IST HAUPTAUSLÖSER FÜR ARTHROSE

Mehr als fünf Millionen Deutsche leiden an der Volkskrankheit Arthrose, zwei Millionen verspüren täglich Schmerzen in einem ihrer über 100 Gelenke. Bisher galten natürliche Alterungsprozesse, dauernde Überbelastungen, Fehlstellungen (z. B. X-, O-Beine) oder eine falsche Ernährung als Hauptursachen für Schäden an der Gelenkoberfläche oder an der schützenden Knorpelschicht. Doch zwei aktuelle Studien der renommierten amerikanischen Harvard Universität und der britischen Universität Surrey haben aufgedeckt: Auslöser der chronischen Krankheit ist vor allem ein Lebensstil, der seit rund 70 Jahren zunehmend bewegungsärmer wird.

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„Kniegelenksarthrosen haben in diesem Zeitraum um das 2,1-Fache zugenommen. Doch unsere Analysen widersprechen eindeutig der gängigen Meinung, dass dies überwiegend z. B. durch Übergewicht oder eine größere Gelenkbeanspruchung aufgrund einer höheren Lebenserwartung begründet ist“, kann man einer Publikation des Evolutionsbiologen Dr. Ian J. Wallace von der Harvard Universität entnehmen1. Vielmehr sei die vorwiegend sitzende Lebensweise in der heutigen Dienstleistungsgesellschaft hauptsächlich dafür verantwortlich.

Wie genau der Bewegungsmangel den Knorpeln und Gelenken schadet, hat in diesem Jahr der englische Biochemiker und Physiologe Prof. Ali Mobasheri von der Universität Surrey herausgefunden. „Ein sitzender Lifestyle löst metabolische Veränderungen aus, hemmt die Energie-Gewinnung der Knorpel-Zellen. Sie geraten dadurch unter Stress und versuchen, den Energiemangel durch eine Überproduktion an Glukose wieder auszugleichen“, liest man in seiner Online-Veröffentlichung2. „Die Glukose wird nicht abgebaut und wandelt sich in Laktatsäure um, die der Körper nur schwer ausschwemmen kann. Der entstehende Überschuss an Milchsäure führt dann zu abbauenden Entzündungen des Knorpelgewebes, zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.“

Der Tritt in die Pedale lässt Gelenke wieder rund laufen
Ab dem 60. Lebensjahr sind gut die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer davon betroffen3. Bei jedem vierten Deutschen schmerzt vor allem das Knie. Da helfen am besten gleichmäßige, rhythmische Bewegungen wie z. B. Radfahren, rät die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP), Frankfurt am Main. Die gute Nachricht: Das ideale Trainingsgerät für die optimale Versorgung der Gelenkknorpel mit Flüssigkeit und Nährstoffen steht statistisch bereits 2,4-mal in jedem Haushalt: Zwei Drittel der Deutschen fahren zum Einkaufen oder zur Arbeit mit dem Fahrrad.

Und zwar nicht nur jüngere Menschen. Auch 33 Prozent der 50- bis 69-Jährigen schwingen sich täglich oder mehrmals in der Woche aufs Rad. In Großstädten sogar 42 Prozent, Männer und Frauen etwa gleichmäßig oft.4 Das Fahrrad ist deshalb so ideal bei einer Kniegelenksarthrose, weil sich die Gelenke bewegen können, ohne dabei das Körpergewicht tragen zu müssen. 70 bis 80 Prozent davon werden durch den Sattel aufgefangen. Die ständige Be- und Entlastung der Gelenke regt den Gelenkstoffwechsel und den Transport von metabolischen Abbauprodukten an.

Faustformel für gesunde Gelenke: 80-mal pro Minute in die Pedale treten
Die mechanisch-runde, sanfte Stimulation führt zu einer verstärkten Aktivität der Chondrozyten, der Knorpelzellen. Ein therapeutischer Zusatznutzen: Radeln beugt dem Muskelschwund vor, der oft mit einer Arthrose einhergeht, und hält die funktionellen Gelenkbänder flexibel. Die besten Effekte werden bei einer moderaten Radelzeit von etwa 140 Minuten pro Woche, also rund 20 Minuten täglich erzielt. Damit die Druckentlastung der Gelenke möglichst groß ist, sollten Arthrose-Patienten so aufrecht wie möglich Fahrrad fahren. Das wird z. B. durch einen breiten, nach hinten hoch ausladenden Lenker wie bei einem Hollandrad erreicht.

Bei ihm weisen die Arme mit einem fast rechten Winkel vom Oberkörper weg. Sehr gut für schmerzende Knie-Knorpel sind Klickpedale, deren Ersteinstellung jedoch durch einen Experten vorgenommen werden sollte. Die Schuhe rasten in sie ein, der Radler muss nicht nur treten, sondern auch ziehen. Diese Doppelbelastung stärkt die Innenseite der Oberschenkel und stabilisiert gleichzeitig die Kniegelenke. Gefahren werden sollte in möglichst kleinen Gängen und einer hohen Trittfrequenz von etwa 80 Pedal-Umdrehungen pro Minute. Dieser Rhythmus schleust besonders viele Nährstoffe zu den Knorpeln.

Homöopathisches Arzneimittel hilft allein oder im Verbund
Auch wenn Fahrradfahren oder andere Ausdauersportarten wie Walking oder Schwimmen die Knorpel stimulieren, kann es längere Zeit dauern, bis diese Bewegungstherapie greift. Gängige Therapeutika wie nichtsteroidale Antirheumatika helfen gegen Entzündung und Schmerz, haben aber keinen direkten Effekt auf die destruktive Situation im Gelenk. Die Arzneimittel sorgen aber dafür, dass sich Menschen mit Knie-Arthrose überhaupt auf das Rad schwingen können. Auch das homöopathische Arzneimittel Rhus toxicodendron (z. B. Rhus toxicodendron D6 DHU, Apotheke) hilft bei rheumatischen Gelenkbeschwerden wie Arthrose. Vorteil: Das Homöopathikum funktioniert über die Stimulation der körpereigenen Regulationskräfte.

Es kann also höchst nebenwirkungsarm dazu beitragen, dass sich der Organismus erfolgreich, d. h. schmerzfrei für den Betroffenen, mit der Arthrose arrangiert. Heilung im Sinne der Wiederherstellung des Knorpels ist auch hier nicht zu erwarten. Rhus toxicodendron kann auch mit schulmedizinischen Präparaten kombiniert werden. Wer mit dem Sport beginnt, sollte zuvor mit einem Arzt oder Physiotherapeuten über den Einstieg, die Belastung und die Dauer des Trainings sprechen. Eine Überanstrengung des Gelenks ist unbedingt zu vermeiden.


Quellen:
1. „Knee osteoarthritis has doubled in prevalence since the mid-20th century“,
    Ian J. Wallace, Department of Human Evolutionary Biology, Harvard University,
    Cambridge, Proc Natl Acad Sci U S A. 2017 Aug 29;114(35):9332-9336. doi: 
    10.1073/pnas.1703856114. Epub 2017 Aug 14.
2. „The role of metabolism in the pathogenesis of osteoarthritis“, Ali Mobasheri,
    Nature Reviews Rheumatology 13, 302–311 (2017) doi:10.1038/nrrheum.2017.50,
    Published online 06 April 2017
3. Deutsche Arthrose-Hilfe, Frankfurt/Main.
4. Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sinus, Heidelberg, im Auftrag des 
    Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur.

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